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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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nicht selbst auf sich aufpassen könnte. Er war den Kindesbeinen doch nun lange genug entwachsen, dachte er belustigt, während er die an diesem Tag besonders endlos anmutenden Gänge und Treppen entlang lief.
    Die Schuhe aus weichem Leder erzeugten kein Geräusch auf den polierten Steinfliesen, niemand begegnete ihm, und so erreichte er ungehindert die Tür zum Park, der von der Burg eingeschlossen wurde.
    Endlich im Freien!
    Er hob das Gesicht an und kostete die Luft. Sie war schwül, ein wenig schwer, aber noch weich genug für ihn.
    Mit einem kurzen Anlauf sprang er hoch und flog über die gewaltigen Mauern seiner Heimat, sie hinter sich lassend.
    Es waren freie Momente für ihn, wenn er seine Welt verlassen konnte und in die Welt der Paxianer eintauchte. Wenn er für eine kurze Zeit seine Mächte einfach mal vergessen, einfach jung sein, er selbst sein durfte, nicht an die ewige Verantwortung erinnert wurde.
    Iain konnte nicht anders, er schrie seinen Jubel hinaus, erhöhte sein Tempo und dekorierte seinen Flug mit ein paar übermütigen Drehungen.
    Er freute sich. Vielleicht würde er Cecil treffen, seinen besten Freund. Zusammen wäre ihre Hilfe viel wirksamer, ja, mit vereinten Kräften würden sie mehr erreichen.
    Doch war der Nebel ein wenig lästig, wie er feststellen musste, als er um ein Haar Bekanntschaft mit einem Baum gemacht hätte.
    Etwas aus der Fassung geraten, beschloss er seinen Weg auf dem Boden zurückzulegen, bis man mehr als die Hand vor Augen sah.
    Es war aber auch wirklich eine zähe Brühe. Iain hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Er glaubte fast, sie berühren zu können. Er streckte den Arm aus. Der Nebel verschlang ihn augenblicklich, er ließ nur den Oberarm zurück.
    „Als wäre er lebendig“, murmelte Iain, den Arm hastig bewegend, versuchend, das milchige Grau zu vertreiben.
    Zu seiner Überraschung funktionierte es, der Nebel wich von seinem Arm zurück, er konnte ihn wieder vollständig sehen.
    „Das ist ja richtig unheimlich. Was für Mächte sind hier am Werk?“, fragte er sich mehr als erstaunt und begann mit einem Finger darin zu rühren, als ob er mit Wasser spielen wollte. Tatsächlich reagierte der Nebel wie jenes und nahm die Bewegung an.
    „Mächte, die offensichtlich keine Ahnung haben, wie sie mit sich umzugehen haben – noch nicht“, so seine Schlussfolgerung.
    Er ließ von seinen Versuchen ab, um seinen Weg fortzusetzen, da hörte er nicht weit entfernt ein Geräusch.
    Er horchte genauer – wieder dasselbe – er hatte sich nicht getäuscht. Es war ein leises Stöhnen, vermutlich lag jemand verletzt in der Nähe.
    In der Hoffnung es handelte sich nicht um den bösen Scherz eines Dämons, folgte er langsam den schmerzvollen Lauten. Er konnte nicht weit weg sein von der Unglücksstelle.
    „Hallo! Ist jemand da? Kann ich Euch helfen?“
    Keine Antwort. Einzig das Wimmern war als Reaktion zu deuten.
    „Wo seid Ihr? Ich kann Euch nicht finden!“
    Stille!
    Es war nichts mehr zu hören. Entweder seine Sinne hatten ihn genarrt, oder die Person hatte das Bewusstsein verloren.
    Verdammt, man konnte auch gar nichts erkennen.
    Iain fluchte leise, als er gegen einen Dornbusch stolperte. Blut sickerte aus mehreren Wunden und beschmutzte sein weißes Hemd.
    Er stellte sich die Frage, ob es nicht doch klüger gewesen wäre, erst auf das Verschwinden des Nebels zu warten, bevor er den Schutz der Burg hätte verlassen dürfen.
    Wie auf Kommando veränderte sich das Grau. Iain glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sich die dichte Masse in eine rauchartige Substanz zu verwandeln begann. Sie schien ihm einen Weg weisen zu wollen - denn die Verwandlung war örtlich begrenzt.
    „Das glaubt mir keiner“, murmelte er verwirrt, als er zuerst Bäume, dann Büsche und schließlich den Boden erkennen konnte.
    Er blinzelte zweimal, da vorne im Laub blitzte doch etwas.
    Er beschleunigte seine Schritte. Der Laubhaufen war groß genug, einen Körper vor seinen Blicken zu verbergen.
    Ohne weiter nachzudenken, kniete er sich davor und begann in den Blättern zu wühlen.
    Als erstes sah er die Hand. Sie war klein, wunderbar geformt und – eiskalt.
    Iain zuckte erschrocken zurück. Mit noch viel größerer Hast räumte er das Laub weg, um das arme Geschöpf zu befreien. Bald erkannte er auch den blitzenden Gegenstand, der ihn zuvor angelockt hatte.
    Es war ein breiter, silberner Halsschmuck, der einen abnehmenden Mond darstellte, mit einem Auge aus einem dunkelblauen, geschliffenen

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