Die Kinder Paxias
Weiblichkeit, so ausgeprägt definiert, dass sie sich bestimmt zu wehren wusste.
Seltsamerweise erregte ihn dieser Gedanke noch mehr.
Unzufrieden mit seiner mangelnden Disziplin, sprang er auf und lief unruhig im Zimmer umher, es möglichst übersehend, wie Colia den Körper nach möglichen Verletzungen abtastete.
Um sich abzulenken, holte er ein weißes Hemd aus dem Schrank, das sie dem Mädchen nach Abschluss der Untersuchungen anziehen konnten. Das brachte ihn dann hoffentlich auch von seinen unangemessenen Fantasien ab, die immer lebendiger - und erotischer - zu werden schienen, je mehr er sich dagegen wehrte.
Ein leiser Schrei drang vom Bett zu ihm durch, worauf er sofort an Colias Seite stand, besorgt das schmerzverzerrte Gesicht des Mädchens betrachtend.
„Sie hat sich den Unterschenkel gebrochen. Ich fürchte, ich werde den Bruch richten müssen.
Halt sie bitte fest, Iain, sie darf sich dabei nicht rühren“, Colia leitete ihn an das Kopfende des Bettes und zeigte ihm wie er sie fixieren musste – nicht, ohne dem Mädchen zuvor mit bedeutungsvollem Grinsen das Hemd überzuziehen.
Iain hatte nichts dagegen. Dieses Wesen brachte ihn dermaßen aus der Fassung, dass er sich sicher nicht auf seine Aufgabe hätte konzentrieren können, wenn er ihren nackten Busen direkt vor den Augen gehabt hätte – seine Hände in Reichweite.
„Festhalten, Iain!“, mahnte Colia noch einmal, dann zog sie mit einem kräftigen Ruck an dem betroffenen Bein.
Er war auf alles gefasst gewesen, aber nicht auf diese Augen.
Der plötzliche Schmerz, der durch den Körper der Verletzten raste, musste sie aus ihrer Bewusstlosigkeit gerissen haben.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie Iain an.
Es war nichts, was er jemals zuvor gesehen hatte. Es war wie funkelnder, schimmernder, dunkler Nachthimmel voller Sterne. Überwältigt von dieser Schönheit wich er zurück.
Dann kam der Schrei.
Er schien aus ihrem tiefsten Innern zu kommen, ihrer Seele zu entfliehen. Ihr Körper bäumte sich mit ihm auf, fand keinen Halt.
„Iain!“, schrie Colia hinter ihm und riss ihn endlich aus seiner Lähmung. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Schultern des Mädchens.
Doch es wurde zum Kampf.
Ihre Stärke war seiner ebenbürtig. Sie wehrte sich, rang wild vor Schmerzen um ihre Freiheit.
Dann, endlich, erlöste sie abermals eine wohltätige Ohnmacht.
Schwer atmend lehnte Iain sich an das Kopfende des Bettes, Colia aus halb geschlossenen Augen betrachtend, die den Schienenverband vorbereitete – seelenruhig.
„Ganz schön kräftig die Kleine, oder?“, die Frage war so betont beiläufig, dass er deutlich Schadenfreude heraushören konnte.
„Du hättest mir ruhig helfen können, schließlich bist du die Medizinerin“, murrte er ein wenig verstimmt.
Colia ließ sich Zeit, sie legte zuerst den Verband an, flößte dem Mädchen eine Kräutermixtur ein und sammelte ihre Sachen zusammen. Dann erst wandte sie sich Iain zu, musterte ihn mit undefinierbarem Blick.
„Ich dachte“, meinte sie dann verschmitzt lächelnd und schloss die Tür auf, „du könntest ein wenig Abkühlung gebrauchen.
Die Kräutermedizin lässt sie ungefähr sechs Stunden schlafen, dann komme ich wieder.
Pass auf sie auf und mach keine Dummheiten.“
Bevor er etwas erwidern konnte, war sie hinaus gehuscht. Einigermaßen konsterniert blickte er ihr nach, doch dann siegte sein Humor. Grinsend schüttelte er den Kopf. Diese Frau.
„Iain“, Janos näherte sich ihm mit einem Zettel in der Hand. Er verdrehte die Augen.
„Was willst du, Janos? Ich hoffe du verlangst keine weiteren Absurditäten von mir, sonst sehe ich mich gezwungen, einen neuen Berater zu suchen.“
Dieser zuckte ein wenig zusammen angesichts der drohenden Worte, aber er reichte dennoch dem jungen Mann den Zettel. Eine Liste, wie Iain mit prüfendem Blick feststellte.
„Was soll ich damit?“
Der Berater beugte sich mit einem verschwörerischen Lächeln vor.
„Da dieses... Wesen Euch Eures Schlafplatzes beraubt hat, habe ich mir erlaubt eine Liste der jungen Damen zusammenzustellen, die gern bereit wären den ihren mit Euch zu teilen.“
Die Tür wurde ihm vor der Nase zugeschlagen.
Kapitel 2
Sie kämpfte gegen die Leere in ihrem Kopf an, versuchte dem traumähnlichen Zustand, der ihre Sinne gefangen hielt, sie regelrecht zu lähmen schien, zu entkommen.
Irgendetwas oder Irgendjemand hielt sie in einem Bann, doch sie vermochte weder Angst noch Wut zu spüren.
Es musste ein
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