0147 - Ich flog in die Todeswolke
Der Nachtportier wunderte sich, als er zu dieser späten Stunde noch die Gestalt vor der Tür sah. Kein Zweifel, das war eine Frau, der Portier erkannte deutlich die langen Haare.
Was wollte sie? Jetzt noch jemanden besuchen?
Der Mann öffnete. Eine Frau konnte ihm nicht gefährlich werden – dachte er.
Er zog die Tür auf, sah die langen rotblonden Haare, den aufgestellten Mantelkragen und die Faust.
Die allerdings zu spät. Der Hieb traf ihn genau am Kinn und schleuderte ihn zurück in den Flur. Die hat einen Schlag wie ein Pferd, dachte der Mann. Dann sah er nichts mehr, nur das Messer an seiner Kehle.
»Du verhältst dich ruhig, okay?«
»Ja…«, krächzte der Mann. Er verdrehte die Augen und schielte auf die Klinge. Trotz der unmittelbaren Lebensgefahr hatte er bemerkt, daß die »Frau« ein Mann war. Eine Frau sprach nicht mit solch tiefer Stimme.
»Steh auf!« kam der Befehl, und die Klinge verschwand von seinem Hals.
Der Portier kam auf die Beine. An seinem Körper schienen Zentnerlasten zu hängen, er hatte schreckliche Angst, daß dieser verkleidete Kerl ihn umbringen wollte.
Es kam noch ein zweiter. Lautlos huschte er durch die Tür und stand mit wenigen Schritten neben seinem Kumpan und dem schreckensbleichen Portier.
»Alles klar?« fragte der Neuankömmling.
»Ja.«
»Dann in die Kabine mit ihm.«
Der Portier saß in der gläsernen Box, wo er einen guten Überblick hatte und auch jeden sehen konnte, der das Haus betrat. Von der Seite konnte man die Kabine betreten.
Der Portier durfte sich setzen. Der Mann mit dem Messer blieb hinter ihm stehen. Kalt lag die Klinge auf dem Nacken des Portiers.
Mit der freien Hand zog sich der Mann die Perücke vom Kopf und schleuderte sie zu Boden. Er konnte dieses widerliche Ding nicht mehr tragen.
»Was… was wollen Sie eigentlich?« erkundigte sich der Portier, nachdem er Mut gefaßt hatte.
»Du hast doch die Schlüssel!« zischte der zweite Mann.
»Welche?«
»Von allen Wohnungen.«
»Nein, ich…«
Der Hieb traf ihn in der Seite. Zudem wußte der Kerl genau, wo es wehtat.
Das Stöhnen des Mannes bewies, dass er auch hier richtig lag.
»Mit Lügen lassen wir uns nicht abspeisen!« zischte er, während der zweite das Messer leicht andrückte.
Der Portier spürte einen kurzen Stich, wie beim Blut abnehmen, dann rann es feucht in seinen Kragen.
»Eine dumme oder falsche Antwort noch, dann sticht mein Freund richtig zu!«
»Okay!« Der Portier flüsterte das Wort. »Was wollt ihr?«
»Schlüssel.«
»Alle?«
»Idiot, nur von einem Apartment. Du hast doch so einen Generalschlüssel, du mußt ihn haben…«
»Der liegt bei der Hausverwaltung.«
»Ach, wirklich? Und was machst du, wenn es mal brennt? Wenn in einer der Wohnungen Feuer ausbricht?«
»Da habe ich ein Spezialinstrument. Aber keinen Schlüssel«, erwiderte der Portier.
»Siehst du, und dieses Instrument wollen wir haben.«
»Ich kann es nicht aus der Hand geben«, jammerte der Portier.
»Willst du sterben?« fragte der mit dem Messer.
»Sie kriegen den Schlüssel.«
»Na bitte.« Der Messermann lachte leise.
»Darf ich aufstehen?«
»Gern.« Der Messerdruck am Hals des Mannes verschwand, und der Portier erhob sich von seinem Stuhl. Es ging ihm schlecht, er war nicht mehr der Jüngste, und es wäre Wahnsinn gewesen, den Einbrechern Widerstand entgegenzusetzen.
Der Schlüssel befand sich an der Seite des Pults, in einem kleinen Safe.
Der Portier mußte ihn erst aufschließen. Als er sich bückte, schoß ihm das Blut in den Kopf. Auch eine Folge der wahnsinnigen Angst.
Er war Zeuge, hatte genug Krimis gesehen, in denen die Verbrecher die Zeugen nicht am Leben ließen. Seine Hände zitterten plötzlich so sehr, daß er den Schlüssel fallen ließ.
»Idiot!« zischte der Mann mit dem Messer.
Beim zweiten Versuch klappte es. Der Portier konnte die Safetür aufziehen.
Das Instrument lag unter einigen Unterlagen in einem kleinen Kasten. Der Portier holte ihn hervor, und der zweite Mann riß ihm den Kasten aus der Hand.
Er klappte den Deckel hoch. Ein fingerlanges Gebilde aus Kunststoff stach ihm ins Auge. Es sah aus wie ein schmaler Stab, war aber an einer Seite eingefräst.
»Ist er das?« fragte der Messerkerl und drückte dem Portier die Klinge wieder an den Nacken.
»Ja.«
»Okay; dann los.«
Der zweite Mann trat neben seinen Kumpan. Aus der Manteltasche zog er einen Revolver. Als der Portier das sah, wurde er kalkweiß. Sie töten dich, schoß es ihm durch den
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