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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Territorien an einem Ort und legten die Vorhaben für den nächsten Zyklus fest, die zentral von Estorr aus umgesetzt werden sollten. Die Tagesordnung war jedes Jahr mehr oder weniger die gleiche. Herine verkniff sich ein Lächeln, als sie wieder an blökende Schafe denken musste.
    Als sie ihren Sitz erreichte und sich niederließ, um die Versammlung zu betrachten, verstummten alle Gespräche. Während Jhered und Vasselis ihre Plätze einnahmen, bemerkte sie die eifersüchtigen Blicke, mit denen viele ihre Vertrauten bedachten. Ehre und Ehrerbietung waren gleichbedeutend mit Gunst. So war es schon immer gewesen.
    »Willkommen, meine Freunde.« Ihre Stimme erfüllte mühelos den ganzen Saal. »Draußen ist ein kalter Tag, aber der Ruhm der Konkordanz wärmt uns hier drinnen. Gern würde ich diesen Ruhm über die gegenwärtigen Grenzen der Konkordanz hinaustragen.« Sie wartete ein wenig, bis die gemurmelten Unterhaltungen abebbten. »Zuerst aber will ich eure Berichte über den Zustand eurer Flotten und Heere hören, ob sie nun stehen oder marschieren. Dann will ich die notwendigen Verstärkungen dieser Kräfte besprechen und schließlich Fragen beantworten, bevor wir uns den einfacheren Angelegenheiten der Verwaltung zuwenden. Marschallverteidigerin Katrin Mardov, berichtet uns bitte über den Zustand der bewaffneten Streitkräfte in Gestern. Der Saal gehört Euch.«
    Herine lehnte sich zurück wartete, dass Katrin aufstand. Katrin war eine großartige Frau. Herine machte es sich auf ihren Kissen gemütlich, um dem Bericht zu lauschen.
    Hesther Naravny blies sich in die hohlen Hände und legte sie auf den Baumstamm. Gegen den Wind, der vom Meer heulend über das hochgelegene offene Gelände strich, in dicke Felle gewickelt, stand Lucius Endrade, der Besitzer des Obstgartens, in der Nähe.
    »Ich wünschte, du hättest es mir früher gesagt«, schalt Hesther ihn.
    »Ich habe es nicht für etwas Ernstes gehalten«, verteidigte er sich. »Ich dachte, es seien nur Frostschäden.«
    Hesther drehte sich um und betrachtete die anderen Orangen- und Zitronenbäume. Jeder einzelne Baum wurde von einer mit Sackleinen eingehüllten Holzkiste geschützt, damit ihm die kurze kalte Jahreszeit in Westfallen nichts anhaben konnte. Bei dreien waren die Kisten teilweise entfernt worden, damit Hesther sie untersuchen konnte. Lucius sagte, dreißig weitere seien betroffen, alle in ein und demselben Bereich des Obstgartens.
    »Aber das hast du doch selbst nicht geglaubt, oder?«, erwiderte sie ziemlich schroff.
    Es begann zu schneien, und mit jeder Schneeflocke kühlte sich ihr Zorn ein wenig ab. Sie betrachtete die jungen Aufgestiegenen, die sich um sie geschart hatten. Ardol Kessian hatte darauf bestanden, dass die jungen Leute sie begleiteten, da dies eine gute Gelegenheit sei, um festzustellen, ob einer von ihnen über die Fähigkeiten eines Landhüters verfügte. Im Augenblick wollte sie die jungen Leute eigentlich nur noch auf den Wagen scheuchen und zur Villa zurückbringen. Zuerst waren sie kreischend herumgelaufen und hatten Schneebälle geworfen, aber die Kälte hatte sie rasch eines Besseren belehrt. Jetzt standen die vier Schüler dicht beisammen, die Hände durch Handschuhe geschützt und die Körper in Tücher, Pelzmäntel und Wollmützen gepackt, unter denen blaue Nasen hervorragten.
    »Was ist es denn dann?«, wollte Lucius wissen. In seinen jungen Jahren war er, sehr zur Freude seines Vaters, selbst ein Landhüter gewesen. Mit acht Jahren hatte ihn die Fähigkeit jedoch verlassen.
    »Gleich.« Sie lächelte die Aufgestiegenen an. Inzwischen waren sie fünf Jahre alt, und ihre Kernfähigkeiten entwickelten sich recht gut. Aber bisher gab es noch keine Anzeichen einer Erweiterung. »Gorian, dir sollte es am leichtesten fallen. Willst du es mal versuchen?«
    Gorian strahlte sie an, warf seinen Gefährten einen herablassenden Blick zu, der Hesther überhaupt nicht gefiel, und kam zu ihr.
    »Du bist nicht besser als die anderen«, ermahnte sie ihn. »Es ist so ähnlich wie bei einem kranken Tier, dem du die Hände auflegst. Verstehst du das?«
    Gorian nickte.
    »Gut. Aber diesen Blick will ich nicht noch einmal sehen, verstanden?«
    »Ja«, antwortete Gorian kleinlaut.
    Sie beließ es dabei. »Also gut. Und jetzt leg deine Hände auf den Baumstamm. Du musst dazu die Handschuhe ausziehen. Komm, ich halte sie für dich. Lass sie nicht in den Schnee fallen. Dann sagst du mir, was du spürst.«
    »Es ist kalt und rau, Hesther«,

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