Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
aber sie hörte ihm nicht zu. »Ist bestimmt geflohen... hat mich außer Gefecht gesetzt. Bin erst wieder zu mir gekommen, als das Telefon klingelte.« Sie öffnete das Schloss und zerrte an der Kette. Zog das Tor auf. Und wurde von Rebus umarmt und hochgehoben.
»Aua, aua, aua«, sagte sie, woraufhin er sie losließ. »Ein paar blaue Flecken«, erläuterte sie, und ihre Blicke trafen sich. Unwillkürlich küsste er sie auf den Mund. Ein paar Sekunden lang lagen seine Lippen auf ihren, seine Augen waren dabei geschlossen, ihre weit geöffnet. Sie machte sich von ihm los, ging einen Schritt zurück, holte Atem.
»Also, ich bin natürlich schier überwältigt, aber was hat das alles zu bedeuten?«
27
Dieses Mal war es Rebus, der Siobhan einen Krankenhausbesuch abstattete. Sie war wegen Verdacht auf Gehirnerschütterung eingeliefert worden und sollte sicherheitshalber über Nacht dableiben. »Das ist wirklich lächerlich«, beschwerte sie sich. »Es geht mir gut, wirklich.« »Sie rühren sich nicht vom Fleck, junge Dame.«
»Ach ja? Etwa genau wie Sie neulich?« Wie um ihre Frage zu unterstreichen, erschien die Krankenschwester, die bei Rebus den Verband gewechselt hatte, und schob einen leeren Rollwagen vorbei.
Rebus holte sich einen Stuhl und setzte sich.
»Haben Sie mir denn gar nichts mitgebracht?«, fragte sie. Rebus zuckte die Achseln. »War ein bisschen in Eile. Sie wissen ja, wie das ist.« »Was tut sich in Sachen Peacock?« »Er ist verschlossen wie eine Auster. Das wird ihm aber nichts nützen. Gill Templer meint, Herdman habe nicht gewollt, dass die Waffen in seinem Bootshaus herumlagen, deshalb hat Peacock den Schuppen nebenan gemietet. Dort hat Herdman sie in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, und anschließend wurden sie in den Schränken gelagert. Nachdem er sich die Kugel durch den Kopf gejagt hatte, wurde die Lage für Peacock brenzlig, er konnte die Dinger unmöglich wegschaffen...« »Aber dann hat er Panik gekriegt?« »Kann sein, oder er wollte sich für das, was unweigerlich bevorstand, mit der nötigen Ausrüstung versorgen.« Siobhan schloss die Augen. »Gott sei Dank ist es dazu nicht gekommen.« Eine Weile schwiegen beide. Dann fragte sie: »Und Brimson?« »Was meinen Sie?« »Die Art und Weise, wie er Schluss gemacht hat...« »Ich glaube, er war am Ende nicht abgebrüht genug.« Sie schlug die Augen wieder auf. »Oder er ist zur Besinnung gekommen und hat es nicht über sich gebracht, jemand anders mit in den Tod zu nehmen.« Rebus zuckte die Achseln. »Wie auch immer... ein weiterer Fall, an dem die Leute vom Militär zu knabbern haben.« »Vielleicht wird man behaupten, es sei ein Unfall gewesen.«
»Vielleicht war's das ja auch. Könnte sein, dass er vorhatte, sich nach dem Looping auf die Autobrücke zu stürzen.« »Mir ist meine Version lieber.« »Dann bleiben Sie doch einfach dabei.« »Und was ist mit James Bell?« »Was soll mit ihm sein?« »Glauben Sie, wir werden je begreifen, wieso er so etwas tun konnte?« Rebus zuckte erneut die Achseln. »Ich weiß bloß, dass die Zeitungen seinem Vater ordentlich einheizen werden.« »Und das reicht Ihnen.« »Ein Grund zur Freude ist es allemal.« »James und Lee Herdman... irgendwie kapier ich's nicht.« Rebus dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht hatte James ihn zu seinem Held erkoren, sah in ihm jemanden, der ganz anders war als sein Vater, jemanden, für den er alles tun würde, nur um seine Achtung zu gewinnen.« »Sogar töten?« Rebus lächelte, stand auf und tätschelte ihren Arm. »Müssen Sie schon los?«, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. »Hab noch eine Menge zu tun; bei uns auf der Wache ist eine Kollegin ausgefallen.« »Kann das alles nicht auch bis morgen warten?« »Die Gerechtigkeit ruht nie, Siobhan. Sie hingegen sollten das jetzt tun. Kann ich Ihnen noch etwas bringen, ehe ich gehe?« »Vielleicht das Gefühl, dass wir wenigstens irgendetwas erreicht haben.« »Ich bin mir nicht sicher, ob so was in den Automaten drin ist, aber ich schau mal nach.« Wieder einmal war es passiert.
Er hatte zu viel getrunken... saß zusammengesackt auf der Klobrille in seiner Wohnung, hatte die Jacke im Flur ausgezogen und fallen lassen. Beugte sich vor, stützte den Kopf in die Hände. Das letzte Mal... das letzte Mal war es in der Nacht von Martin Fairstones Tod so gewesen. Rebus hatte auf der Pirsch nach seiner Beute in zu vielen Pubs zu viel Zeit verbracht. Dann noch ein paar Whiskys in Fairstones Wohnung und
Weitere Kostenlose Bücher