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Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Titel: Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Coetzee
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aufzubewahren. Er fragt einen der Männer, wo er einen Overall und Stiefel für sich kaufen kann. Der Mann schreibt eine Adresse auf einen Zettel.
    »Was muss man denn so ungefähr für ein Paar Stiefel bezahlen?«, fragt er.
    »Zwei oder vielleicht drei Reales«, sagt der Mann.
    »Das scheint sehr wenig«, sagt er. »Übrigens, ich heiße Simón.«
    »Eugenio«, sagt der Mann.
    »Darf ich fragen, ob du verheiratet bist, Eugenio? Hast du Kinder?«
    Eugenio schüttelt den Kopf.
    »Nun, du bist noch jung«, sagt er.
    »Ja«, sagt Eugenio unverbindlich.
    Er wartet darauf, nach dem Jungen gefragt zu werden – dem Jungen, der vielleicht als sein Sohn oder Enkel angesehen wird, es aber eigentlich nicht ist. Er wartet darauf, dass man ihn nach dem Namen des Jungen fragt, danach, wie alt er ist und warum er nicht in der Schule ist. Er wartet vergeblich.
    »David, das Kind, das ich betreue, ist noch zu jung, um in die Schule zu gehen«, sagt er. »Weißt du etwas über Schulen hier in der Gegend? Gibt es« – er sucht nach dem Wort –
»un jardin para los niños?«
    »Meinst du einen Spielplatz?«
    »Nein, eine Schule für kleinere Kinder. Eine Schule vor der eigentlichen Schule.«
    »Tut mir leid, da kann ich nicht helfen.« Eugenio steht auf. »Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.«
    Am nächsten Tag kommt, gerade als das Pfeifsignal zur Mittagspause ertönt, ein Fremder auf einem Fahrrad angefahren. Mit seinem Hut, schwarzen Anzug und Schlips wirkt er fehl am Platz im Hafen. Er steigt ab, begrüßt Álvaro freundschaftlich. Seine Hosenaufschläge werden von Fahrradklammern festgehalten, die er nicht entfernt.
    »Das ist der Zahlmeister«, sagt eine Stimme neben ihm. Es ist Eugenio.
    Der Zahlmeister löst die Riemen am Gepäckträger und entfernt ein Wachstuch. Darunter kommt eine grün lackierte Metallgeldkassette hervor, die er auf ein umgestülptes Fass stellt. Álvaro winkt die Männer heran. Einer nach dem anderen treten sie vor, sagen ihren Namen und bekommen ihren Lohn ausgehändigt. Er stellt sich hinten an und wartet, bis er an der Reihe ist. »Simón heiße ich«, sagt er zum Zahlmeister. »Ich bin neu, vielleicht bin ich noch nicht auf Ihrer Liste.«
    »Ja, hier sind Sie«, sagt der Zahlmeister und macht ein Häkchen hinter seinem Namen. Er zählt das Geld in Münzen aus, so viele sind es, dass sie seine Taschen nach unten ziehen.
    »Vielen Dank«, sagt er.
    »Nichts zu danken. Es steht Ihnen zu.«
    Álvaro rollt das Fass fort. Der Zahlmeister schnallt die Geldkassette wieder auf sein Fahrrad, schüttelt Álvaro die Hand, setzt seinen Hut auf und radelt den Kai hinunter.
     
    »Was hast du heute Nachmittag vor?«, fragt Álvaro.
    »Ich habe nichts vor. Ich könnte mit dem Jungen spazieren gehen; oder wenn es einen Zoo gibt, könnte ich mit ihm hingehen, um die Tiere anzuschauen.«
    Es ist Samstagmittag, das Ende der Arbeitswoche.
    »Hättest du Lust, mit zum Fußball zu kommen?«, fragt Álvaro. »Dein junger Mann, mag der Fußball?«
    »Er ist noch etwas jung für Fußball.«
    »Irgendwann muss er anfangen. Das Spiel beginnt um drei. Wir treffen uns am Eingang, sagen wir Viertel vor drei.«
    »Gut, aber an welchem Eingang, und wo?«
    »Am Eingang zum Fußballplatz. Dort gibt es nur einen Eingang.«
    »Und wo ist der Fußballplatz?«
    »Geh auf dem Weg immer am Flussufer entlang, und du kannst ihn nicht verfehlen. Ungefähr zwanzig Minuten von hier, schätze ich. Wenn du nicht laufen willst, kannst du mit der Buslinie 7 fahren.«
    Der Fußballplatz ist weiter weg, als Álvaro gesagt hat; der Junge wird müde und trödelt; sie kommen spät an. Álvaro steht am Eingang und wartet auf sie. »Beeilung«, sagt er, »gleich ist Anstoß.«
    Sie gehen durch den Eingang auf den Platz.
    »Müssen wir denn keine Eintrittskarten kaufen?«, fragt er.
    Álvaro bedenkt ihn mit einem seltsamen Blick. »Es ist Fußball«, sagt er. »Es ist ein Spiel. Man braucht nicht zu bezahlen, um sich ein Spiel anzusehen.«
    Der Platz ist bescheidener, als er erwartet hatte. Das Spielfeld ist durch Seile begrenzt; die überdachte Tribüne fasst höchstens tausend Zuschauer. Sie finden ohne Probleme Plätze. Die Spieler sind schon auf dem Rasen, kicken den Ball hin und her, wärmen sich auf.
    »Wer spielt?«, fragt er.
    »Die in Blau sind Hafen Novia, in Rot Sportverein Nord. Es ist ein Ligaspiel. Meisterschaftsspiele werden sonntagvormittags ausgetragen. Wenn du sonntagvormittags die Tröten hörst, bedeutet das, ein Meisterschaftsspiel

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