Die Klassefrau
ich eben auch. Möglicherweise gerate ich heute in Gefahr. Vielleicht feuert heute jemand einen Schuss auf mich ab, aber ich werde nicht sterben.«
Zitternd umfasste Mallory seine Hände. »Ich dachte, ich wäre mutig genug, aber ich bin es nicht! Wenn du mich liebst, bleib hier. Melde dich krank. Sag, du hast plötzlich die Grippe. Bitte!«
Peter strich ihr zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Nein, Liebes, ich habe eine Verantwortung Consuela, George und vielen anderen gegenüber. Ich muss meinen Job machen, aber ich bin vorsichtig, ich verspreche es dir.«
»Peter -«
»Ich trage den ganzen Tag eine kugelsichere Weste, okay?«
»Die Weste schützt aber nicht deinen Kopf, Peter.«
»Dann ziehe ich ihn eben ein.«
»Verdammt, Peter, hör endlich auf damit! Das hier ist kein Spiel!«, schrie Mallory, sprang aus dem Bett und funkelte ihn wütend an. »Es ist auch mein Leben, mit dem du hier spielst. Wenn du heute stirbst, sterbe ich mit dir!«
Peter stieg ebenfalls aus dem Bett und zog sie in seine Arme. »Mallory, Liebes, keiner von uns wird heute sterben. Wir beide sind noch zusammen, wenn wir alt und grau sind, glaub mir.«
Sie zitterte. Tränen benetzten seine Brust. »Geh nicht, Peter«, schluchzte sie. »Bitte geh nicht.«
»Schhh, Liebes, ist schon okay«, sagte er und streichelte ihr sanft über den Kopf.
»Nein, es ist nicht okay!«, schrie Mallory. »Du wirst sterben. I-i-ich werde dich bald blutüberströmt daliegen sehen! Ich werde dich bald verlieren!«
Der Rest verlor sich in ihrem verzweifelten Schluchzen. Sie brachte kein Wort mehr hervor. Es gab nur noch den Schmerz und die schreckliche Angst, die sie so lange zurückgehalten hatte. Weder Peters Worte noch die Wärme seines Körpers noch das liebevolle Streicheln seiner Hände vermochten ihr Inneres zu erreichen. Sie klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Schließlich setzte er sich aufs Bett und zog sie zu sich, hielt sie wie ein Kind auf seinem Schoß. Sie schlang die Arme um ihn und barg ihren Kopf an seiner Brust, während sie immer noch schluchzte.
Er wiegte sie langsam hin und her, sagte nichts, sondern umhüllte sie nur mit seiner Liebe.
Endlich hörte sie auf zu weinen und lag erschöpft in seinen Armen.
»Erinnerst du dich, dass du einmal gesagt hast, du hättest einen freien Willen?«
Sie nickte schwach.
»Nun, ich habe auch einen freien Willen«, erklärte er. »Wir alle haben das. Unsere Träume und Visionen handeln von einer möglichen Zukunft, von möglichen Konsequenzen möglicher Handlungen. Wir können jederzeit eine andere Richtung einschlagen, eine andere Wahl treffen und die Zukunft damit beeinflussen. Als ich davon geträumt habe, dich zu finden, hätte ich auch eine andere Richtung einschlagen und alles tun können, um dir aus dem Weg zu gehen. Und wenn ich dir trotzdem zufällig begegnet wäre und dich erkannt hätte, dann hätte ich Nein sagen können. Ich hätte nach Las Vegas verschwinden und eine Tänzerin heiraten können. Ich hätte nach Florida umziehen können, hätte mit meinem Wagen ins Meer stürzen können. Jede einzelne dieser Handlungen oder alle zusammen hätten meine Vision Lügen gestraft. Stattdessen habe ich mich bewusst für diese Zukunft entschieden, was aber nicht heißt, dass es die Zukunft ist, die du gesehen hast. Ich will nicht auf nachtblauen Fliesen liegen und spüren, wie das Blut aus mir herausfließt. Also werde ich mich den ganzen Tag über vorsichtig genug verhalten, damit das auch nicht passiert. Ich will die Zukunft, die ich gesehen habe, die ich mir wünsche. Nichts anderes. Wenn ich heute Abend also ohne einen einzigen Kratzer von der Arbeit komme, werde ich dich bitten, mich zu heiraten. Und du solltest lieber Ja sagen!«
Sie lächelte ihn flüchtig an. Sanft löste er sich von ihr, blieb neben ihr stehen und strich zärtlich über ihre blassen Wangen.
»Ich weiß, dass du nicht überzeugt bist«, sagte er und sah ihr in die Augen. »Aber meine Erfahrung sagt mir, dass das Leben nicht linear verläuft. Die Zukunft ist nicht in Beton gegossen, sondern ist ständig in Bewegung wie das Wasser. Genau das werde ich dir heute beweisen, und wenn es mir gelingt, bist du vielleicht endlich in der Lage, dich aus deinem Gefängnis aus ständiger Angst zu befreien. Und jetzt muss ich duschen. Kommst du mit?«
Sie schüttelte wortlos den Kopf, ohne den Blick von ihm zu wenden. Er gab ihr einen Kuss und verschwand im Badezimmer.
Als er geduscht, rasiert
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