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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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abgemacht,« begann Minard wieder, »Sie sind unser Kandidat?«
    »Sie haben eine zu hohe Meinung von mir«, erwiderte Thuillier.
    »Unsinn!« rief Colleville; »ein Mann, der dreißig Jahre Galeerenarbeit im Finanzministerium hinter sich hat, ist ein Schatz für die Stadt!«
    »Sie sind zu bescheiden,« sagte der junge Minard, »Ihre Tüchtigkeit ist uns allen wohlbekannt, man weiß auch jetzt noch davon im Finanzministerium ...«
    »Also Sie haben es gewollt! ...« rief Thuillier aus.
    »Der König wird mit dieser Wahl sehr zufrieden sein, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Minard und warf sich in die Brust.
    »Meine Herren,« sagte la Peyrade, »wollen Sie einem noch jungen Mitbewohner des Faubourg Saint-Jacques eine kleine, aber nicht unwichtige Bemerkung gestatten?«
    Die allgemein anerkannte Bedeutung des Armenadvokaten bewirkte, daß alle schwiegen.
    »Der Einfluß, den der Herr Bürgermeister in dem Nachbarbezirk und noch erheblich mehr in unserm besitzt, wo er ein so gutes Andenken hinterlassen hat; der des Herrn Phellion, der das Orakel, wir können das ruhig sagen,« bemerkte er, als er eine ablehnende Geste Phellions wahrnahm, »seiner Truppe ist; der nicht geringere, den Herr Colleville seinem freimütigen Wesen und seiner Liebenswürdigkeit verdankt; der des Herrn Gerichtsvollziehers des Friedensgerichts, der nicht unerheblich ist, und endlich das wenige, was ich in meiner bescheidenen Berufssphäre mit beitragen kann, sind eine Gewähr für den Erfolg: aber es handelt sich nicht bloß um den Erfolg! ... Wenn wir einen schnellen Sieg erringen wollen, müssen wir uns alle verpflichten, über die Kundgebung, die heute hier stattgefunden hat, das strengste Stillschweigen zu bewahren ... Wir würden sonst, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, Neid und andere Nebenwünsche erregen und uns Hindernisse schaffen, die wir dann zu überwinden hätten. Der Sinn der neuen politischen Gestaltung der sozialen Verhältnisse, ihre eigentliche Grundlage, ihre Erscheinungsformen und die Garantie für ihr Bestehen liegt darin, daß eine verhältnismäßige Beteiligung an der Regierung dem Mittelstande gewährt ist, auf dem in Wahrheit die Macht der modernen Gesellschaft beruht, und bei dem das moralische Gefühl, die edlen Gesinnungen und die erfolgreiche Arbeit zu Hause sind; aber wir dürfen uns nicht verhehlen, daß die Wahl, die sich auf fast alle Ämter erstreckt, das Verlangen nach Befriedigung des Ehrgeizes, die Sucht etwas zu bedeuten, bis in, gestatten Sie mir das Wort, niedrige gesellschaftliche Schichten vorgedrungen sind, die damit nicht hätten in Erregung versetzt werden dürfen. Einige sehen darin einen Vorzug, andere ein Übel; es kommt mir nicht zu, diese Frage entscheiden zu wollen in Gegenwart von Männern, vor deren geistiger Überlegenheit ich mich beuge; ich begnüge mich damit, sie aufzuwerfen, weil ich auf die Gefahr hinweisen will, die die Parteinahme für unsern Freund laufen kann. Unser ehrenwerter Vertreter im Munizipalrate ist erst vor acht Tagen gestorben, und schon haben sich Untergeordnete mit ihren ehrgeizigen Ansprüchen gemeldet. Man will sich um jeden Preis bemerkbar machen. Der Wahlaufruf wird vielleicht erst in einem Monat stattfinden. Wieviel Intrigen können bis dahin eingefädelt werden! ... Geben wir, ich beschwöre Sie, unsern Freund Thuillier nicht den Angriffen seiner Konkurrenten preis! Liefern wir ihn nicht der öffentlichen Diskussion aus, dieser modernen Harpyie, dem Sprachrohr der Verleumdung und des Neides, dem Vorwand für feindliche Gesinnungen, die alles herabsetzen, was groß, die alles beschmutzen, was achtungswert, die alles beschimpfen, was heilig ist; ... machen wir es wie der dritte Stand in der Kammer: bleiben wir stumm und stimmen wir ab !«
    »Wie gut er spricht«, sagte Phellion zu seinem Nachbar Dutocq.
    »Und wie inhaltreich! ...«
    Der junge Minard war vor Neid grün und gelb worden.
    »Das ist gut und richtig!« rief Minard.
    »Einstimmig angenommen«, sagte Colleville; »meine Herren, wir sind Ehrenmänner, es genügt, daß wir über diesen Punkt im Einverständnis sind.«
    »Wer das Ziel erreichen will, muß auch die Mittel dazu wollen«, sagte Phellion emphatisch. In diesem Moment erschien Fräulein Thuillier, gefolgt von ihren beiden Dienstboten; der Kellerschlüssel hing an ihrem Gürtel, und drei Flaschen Champagner, drei Flaschen alter Ermitage und eine Flasche Malaga wurden auf den Tisch gestellt; aber mit fast andächtiger Sorgsamkeit

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