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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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wenn auch viel Liebe sich dabei meldet«, fügte er hinzu und drückte sie im Schutze der Fensternische, in die er sie geführt hatte, ans Herz.
    »Frau Phellion wird den Klavierpart übernehmen«, sagte Colleville; »heute muß alles tanzen: die Flasche, die Zwanzigsousstücke Brigittes und unsre kleinen Mädels! Ich werde meine Klarinette holen.«
    Und er übergab seine leere Kaffeetasse seiner Frau, indem er darüber lächelte, daß er sie in so gutem Einvernehmen mit Theodosius sah.
    »Was haben Sie denn mit meinem Manne gemacht?« fragte Flavia ihren Verführer.
    »Müssen wir uns alle unsre Geheimnisse anvertrauen?«
    »Haben Sie mich denn nicht lieb?« erwiderte sie und warf ihm einen Blick mit der koketten Verschmitztheit einer Frau zu, die sich beinahe schon entschieden hat.
    »Oh, da Sie mir die Ihrigen anvertrauen,« begann er wieder und ließ sich zu der erregten Lustigkeit der Provenzalen hinreißen, die anscheinend so reizvoll und so natürlich ist, »will ich Ihnen doch nicht verhehlen, was mir das Herz bedrückt ...«
    Er führte sie wieder in die Fensternische zurück und sagte lächelnd:
    »Colleville, der gute Kerl, hat in mir die von diesen Kleinbürgern unterdrückte Künstlernatur erkannt, die vor ihnen sich schweigend verhalten muß, weil sie sich nicht verstanden, falsch beurteilt und zurückgestoßen sieht; aber er hat die Glut des heiligen Feuers, das mich verzehrt, verspürt. Ja, gewiß,« sagte er mit tiefster Überzeugung, »ich bin ein Künstler des Wortes, wie Berryer; ich könnte die Geschworenen zum Weinen bringen und selber dabei weinen, denn ich bin nervös wie ein Weib. Er, dem diese ganze Kleinbürgergesellschaft gräßlich ist, hat sich also mit mir über sie lustig gemacht; wir haben zuerst gelacht, und als wir uns dann ernsthaft aussprachen, hat er gemerkt, daß ich ebenso klug bin wie er. Ich habe ihm meine Absicht, aus Thuillier etwas zu machen, mitgeteilt und habe durchblicken lassen, was für Vorteile er sich durch einen solchen politischen Strohmann verschaffen könne. ›Und sei es auch nur‹, habe ich ihm gesagt, ›damit Sie Herr von Colleville werden und Ihre reizende Frau auf den Platz bringen können, auf dem ich sie sehen möchte, in einer völlig gesicherten Lebenslage, in der Sie selbst sich zum Deputierten wählen lassen könnten; denn um das zu erreichen, worauf Sie Anspruch haben, genügt es, wenn Sie für einige Jahre in die Gegend der Hoch- oder Voralpen in irgendein kleines Nest ziehen, wo alle Sie gern haben werden, und wo Ihre Frau allen den Kopf verdrehen wird ... Und das‹, habe ich hinzugefügt, ›kann nicht fehlschlagen, besonders dann nicht, wenn Sie Ihre liebe Celeste einem Manne zur Frau geben, der imstande ist, sich eine einflußreiche Stellung in der Kammer zu verschaffen ...‹ Mit der Vernunft im Gewande des Scherzes erreicht man bei gewissen Naturen mehr als ohne dieses: daher sind Colleville und ich jetzt die besten Freunde von der Welt. Er hat bei Tisch sogar schon zu mir gesagt: ›Du Schuft, du hast mir meinen Toast weggenommen!‹ Heute abend noch werden wir auf Du und Du miteinander sein ... Dann werde ich ihn noch zu einem Fest mitnehmen, wo die Künstler, soweit sie verheiratet sind, sich immer kompromittieren, und das wird uns vielleicht zu noch intimeren Freunden machen, als er und Thuillier es sind, denn ich habe ihm außerdem erzählt, daß Thuillier vor Neid wegen der Rosette in seinem Knopfloch platzt ... Sie sehen, teuerste geliebte Frau, was man, von einer tiefen Empfindung beseelt, zu leisten vermag! Müßte mich Colleville nicht adoptieren, damit ich mit seinem Einverständnis bei Ihnen sein kann? ... Aber Sie, Sie könnten von mir verlangen, daß ich Aussätzige küssen, lebende Kröten verschlingen oder Brigitte verführen soll; ja, ich würde mein Herz von dieser langen Latte aufspießen lassen, wenn ich mich ihrer als Krücke bedienen müßte, um mich zu Ihren Füßen hinzuschleppen!«
    »Heute morgen,« sagte sie, »haben Sie mir einen Schreck eingejagt ...«
    »Und heute abend sind Sie über mich beruhigt! ... Ja, niemals wird Ihnen etwas Böses von meiner Seite widerfahren.«
    »Ich gebe es zu, Sie sind wirklich ein ungewöhnlicher Mensch! ...«
    »Ach nein; meine geringsten und meine heißesten Bemühungen sind nur der Reflex der Flamme, die Sie in meinem Herzen entzündet haben, und ich will Ihr Schwiegersohn werden, damit wir uns niemals zu trennen brauchen .. Meine Frau, mein Gott, die kann mir nichts anderes

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