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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sein, als eine Maschine, um Kinder zu erzeugen; aber das erhabene Wesen, meine Gottheit, das wirst du sein«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Sie sind ein Teufel!« sagte sie mit einem Anflug von Schrecken.
    »Nein, ich bin nur ein wenig Poet, wie alle meine Landsleute. Seien Sie gut, seien Sie meine Josephine! ... Morgen um zwei Uhr komme ich zu Ihnen; ich habe das heiße Verlangen, zu sehen, wo Sie schlafen, wie die Sachen in Ihren Zimmern stehen, die Perle in ihrer Muschel zu bewundern!«
    Und er entfernte sich klugerweise nach diesem Worte, ohne eine Antwort abzuwarten.

Flavia, die in ihrem ganzen Liebesleben niemals die leidenschaftliche Sprache der Romane vernommen hatte, blieb wie gebannt zurück, aber mit einem Gefühl des Glücks und mit pochendem Herzen, und sie sagte sich, daß es sehr schwer sei, sich einem solchen Einfluß zu entziehen. Zum erstenmal hatte Theodosius ein neues Beinkleid angelegt, grauseidene Strümpfe und Escarpins, eine schwarzseidene Weste und eine schwarze Atlaskrawatte, in deren Knoten eine geschmackvoll gewählte Nadel glänzte. Er trug einen neuen modernen Rock und gelbe Handschuhe unter den weißen Manschetten; er war der einzige Mann mit guten Manieren und Haltung in diesem Salon, den die Gäste inzwischen unmerklich gefüllt hatten. Frau Pron, eine geborene Barniol, war mit zwei siebzehnjährigen Pensionärinnen erschienen, die ihrer mütterlichen Sorgfalt von Familien anvertraut waren, die in Bourbon und Martinique wohnten. Herr Pron, Professor der Rhetorik an einer von Geistlichen geleiteten Schule, gehörte zu der Klasse der Phellions; aber anstatt sich in oberflächlichen Phrasen und Erklärungen zu ergehen und immer als Vorbild zu glänzen, war er ein trockener Prinzipienmensch. Herr und Frau Pron, der Glanz des Salons Phellion, hatten ihren Empfangstag Montags; sie waren durch Barniols sehr eng mit den Phellions befreundet. Trotzdem er Professor war, tanzte der kleine Pron noch. Der gute Ruf des Instituts Lagrave, mit dem Herr und Frau Phellion zwanzig Jahre lang verbunden gewesen waren, war unter der Leitung des Fräuleins Barniol, der gewandtesten und ältesten der stellvertretenden Vorsteherinnen, noch gewachsen. Herr Pron hatte in dem Bezirk, der vom Boulevard Mont-Parnasse, dem Luxembourg und der Rue de Sèvres begrenzt wird, großen Einfluß. Sobald daher Phellion seinen Freund erblickte, nahm er ihn aus eigenem Antrieb unter den Arm, um ihn in einem Winkel in die Verschwörung Thuillier einzuweihen; nach einer Unterhaltung von zehn Minuten holten sie Thuillier, und die Fensternische, die sich gegenüber derjenigen befand, in der Flavia ihren Gedanken nachhing, vernahm eine Diskussion zu dritt, die der der drei Schweizer im »Wilhelm Tell« sicher nicht nachstand. »Sehen Sie nur,« sagte Theodosius, der wieder zu Flavia hingegangen war, »wie der ehrenwerte fleckenlose Phellion intrigiert! ... Geben Sie einem ehrlichen Mann einen zureichenden Grund an die Hand, und er wird sich ganz unbedenklich auf die unsaubersten Machenschaften einlassen; jetzt holt er sich den kleinen Pron zur Hilfe, und Pron wird mit ihm Schritt halten, alles im Interesse von Felix Phellion, der jetzt dort Ihre kleine Celeste belagert ... Gehen Sie doch hin und trennen Sie die beiden ... Sie stecken schon seit zehn Minuten zusammen, und der junge Minard umkreist sie wie eine wütende Bulldogge.«
    Felix, noch tief bewegt von der edelmütigen Herzensregung Celestes, an die, außer Frau Thuillier, niemand mehr dachte, hatte in seiner Harmlosigkeit einen genialen Einfall, wie ihn die ehrliche Schlauheit echter Liebe erzeugt; aber er war kein Mann der Form; die Mathematik machte ihn, zerstreut. Er begab sich zur Frau Thuillier, da er sich dachte, daß Frau Thuillier Celeste an sich ziehen würde. Diese kluge Erwägung, die nicht auf tiefer Berechnung beruhte, war für Felix um so erfolgreicher, als der Advokat Minard, der Celeste nur ihrer Mitgift wegen begehrte, nicht gleich einen so glücklichen Gedanken hatte, und seinen Kaffee in Gesellschaft von Laudigeois, Barniol und Dutocq trank, die er im Auftrage seines Vaters, der mit einer Neuwahl der Kammer von 1842 rechnete, in eine politische Unterhaltung verwickelt hatte.
    »Wer müßte Celeste nicht lieb haben!« sagte Felix zu Frau Thuillier.
    »Das arme, liebe Kind, sie ist die Einzige auf der Welt, die mich lieb hat!« sagte die Sklavin, während sie ihre Tränen zurückhielt.
    »Oh, nein, gnädige Frau, wir haben Sie doch, beide lieb!«

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