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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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zur Wahrheit und deshalb dasRecht hat, Politik und Gesellschaft zu sagen, wo es langgeht. Zum Vorschein kommt vielmehr ein vielschichtiger Entscheidungsprozess zwischen selbstbewussten Akteuren.
    Während für viele das „Halten“ der Küstenlinie selbstverständlich erscheint, gibt es in der Region doch auch andere Stimmen und Vorschläge. Der sehr bekannte und von vielen als kontrovers wahrgenommene Ökologe Karsten Reise etwa argumentiert, dass man Sylt wegen des ansteigenden Meeresspiegels nicht länger halten und dem Meer überlassen sollte. Außerdem regt er an, Deiche zu öffnen, um Druck aus den Fluten zu nehmen, und stattdessen mit Sandvorspülungen und anderen „weichen“ Maßnahmen zu arbeiten. Für die Zukunft kann er sich einen Küstentourismus vorstellen, bei dem die Menschen auf Warften wohnen und mit dem Boot zum Nachbarhaus fahren. Solcherlei Überlegungen lösen skeptische Reaktionen aus und wecken Erinnerungen an die Auseinandersetzung um den Nationalpark. Für viele Küstenbewohner bedeutet jeder dieser Eingriffe einen potentiellen Angriff auf die Sozialstruktur, die, wie gezeigt, eng mit dem Küstenschutz und den Deichen verbunden ist. Küste bedeutet auch Besitz, und das Überfluten eines Kooges 97 bedeutet auch, dass jemand seinen Besitz verliert. Hinzu kommt, dass gerade für die ältere Generation, die noch die Politik der Landgewinnung kennt, Deiche umso unantastbarer sind.
    Es wird klar, dass jede noch so kleine Intervention neue Konflikte hervorbringt, bei denen wieder genau aussortiert werden muss, wie man miteinander verhandeln kann. Die Erfahrung mit dem Naturschutz hat gezeigt, dass es kaum Erfolg haben wird, mit der Tür ins Haus zu fallen und mit dem Hinweis auf Wahrheit und wissenschaftlich begründete Notwendigkeit anzufangen, die Küste umzugestalten.
    Aber dennoch: Damals wie heute wird Küstenschutz betrieben, und das wird wohl auch so bleiben: „Wer nich dieken will, mut wieken.“ Die fantasievolle Animation der blauen Welle, die laut Al Gore im Zuge des Klimawandels weite Teile der Westküste überspülen wird, hat mit der Realität wenig zutun. Stattdessen wird darüber nachgedacht, wie gedeicht wird und wie man mit dem Risiko zukünftig umgehen will. Hinter dem Deich zu leben war immer gefährlich, und der Klimawandel ist eine neue Herausforderung.
Regionaler Klimaservice
    Welche Rolle kann die Klimaforschung hier einnehmen? Naturwissenschaft geht immer mehr dazu über, ihr Wissen als ein ermöglichendes Wissen zu verstehen, das es erlaubt, verschiedene Lösungen im Hinblick auf Wirksamkeit und Akzeptanz zu untersuchen. Die Klimaforschung des Instituts für Küstenforschung in Geesthacht sucht den fortgesetzten Dialog mit der Öffentlichkeit über die Zukunft der Nordseeküste und hat ein Klimabüro geschaffen, das als eine Art „Hofladen“ dieser Forschungseinrichtung gilt. Das Norddeutsche Klimabüro versteht sich als ein „regionaler Klimaservice“ und als Brückenbauer, wenn auch mit beschränkten Mitteln. Neben dem Aufbau eines Dialogs organisiert das Büro auch die Zusammenstellung des wissenschaftlich legitimen Wissens über den Klimawandel in der Region 98 – also eine Bestandsaufnahme über das vorhandene Klimawissen sowie über Konsens und Dissens unter Wissenschaftlern, wie er sich in der wissenschaftlichen Literatur darstellt.
    Weiterhin umfasst dieser regionale Klimaservice auch das Angebot, auf Szenarien des künftigen regionalen Klimawandels zuzugreifen. Szenarien bedeutet hier: mögliche, konsistente, plausible, aber nicht notwendig wahrscheinliche zukünftige Entwicklung. Die folgende Abbildung zeigt eine Spannbreite von solchen möglichen Veränderungen, relativ zum Zeitraum 1960 –1990, für zwei Zeithorizonte (um 2030 und um 2085), jeweils für Winter und Sommer. Demnach stimmen alle Szenarien darin überein, dass es wärmer wird, im Sommer trockener und im Winter feuchter, und dass die Sturmtätigkeit sich nur wenig hin zu stärkeren Winden entwickelt. Die Änderungen sind Ende des Jahrhunderts größer als in der Mitte. Die Unschärfe der Abschätzungen ist erheblich, so kann diesen Szenarien zufolge die Zunahme des winterlichen Niederschlags zum Ende des Jahrhunderts zwischen +14 und +51 Prozent der derzeitigen Regenmenge liegen.
    (7) Spannbreiten von Szenarien des Norddeutschen Klimabüros für die Zeithorizonte 2016-2045 und 2070-2100, getrennt für Winter und Sommer. Prozentangaben relativ zu derzeitigen Werten
    Langfristig sieht das

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