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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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Beispiel der Debatte um die Hockeyschlägerkurve und um Climategate haben wir gezeigt, wie in der Folge die Wissenschaft selbst politisiert wurde. Alle spielen das Wahrheitsspiel, und die Realität des Klimawandels tritt gegenüber der symbolischen Überhöhung von Wissenschaft in den Hintergrund: Dieser „Wahrheitsexzess“, wie Roger Pielke jr diese Entwicklung nannte, ist der traurige Tiefpunkt der Geschichte.
    Doch dies ist nur die eine Seite der Geschichte. Der Klimawandel hat natürlich längst seinen Weg in unsere Welt gefunden. Keine Wissenschaft hat sich wirklich darum gekümmert, alle waren so sehr damit beschäftigt, Pläne zu entwickeln und Leute aufzuklären, dass sie das, was vor ihrer Nase passierte, gar nicht wahrnahmen und wenn, dann nichts damit anfangen konnten. Wir haben dieses Buch zusammen als Klimaforscher und Ethnologe geschrieben und den Versuch unternommen, diese Lücke zu füllen. Es braucht neue Ansätze, um Wege aus der Klimafalle zu finden und den Klimawandel in die Realität zurückzubringen. Die Klimawissenschaft muss wieder in die Demokratie geholt, der Klimapolitik wieder eine Chance zum Erfolg und dem Klima als gesellschaftlichem Gegenstand seine Kulturgeschichte zurückgeben werden.
    Wir verstehen das Klima auch und gerade als regionales Thema, sowohl hinsichtlich der Statistik des Wetters als auch hinsichtlich seiner Wahrnehmung in der Gesellschaft. Die Welt will wissen, was auf sie zukommt. Die Welt findet immer irgendwo statt, genauso wie die Risiken und die Emissionen, und auch die Windräder oder Solaranlagen stehen unübersehbar in ganz bestimmten Landschaften. Die Menschen haben überall eine Vorstellung von der Wirkung und dem Funktionieren des Klimas, von seinem Zusammenhang mit der Gesellschaft. Zwar wirken wir alle gemeinsam auf das globale Klimasystem, und es ist ohne Bedeutung, von wem emittiert wird, aber der Umgang mit Risiken und Emissionen ist am Ende immer eine regionale Frage.
    Dazu muss die Klimawissenschaft sich mit den jeweiligen Regionen oder Landschaften auseinandersetzen, ihren Klimageschichten und Klimakulturen. Also damit, wie die Menschen ihre Umwelt gestalten, verwalten, einrichten und deuten. Der menschengemachte Klimawandel wird durch die Linse von kulturell gegebenem Vorwissen wahrgenommen, aber er ist in seinem Ausmaß und seiner wissenschaftlichen Plausibilität tatsächlich eine völlig neue Herausforderung, die historisch kaum einen Vorgänger haben dürfte und für deren Bewertung traditionelles Wissen kaum ausreicht. Es ist noch viel Klimaforschung nötig, um sowohl das globale Klima als auch die regionalen Klimas besser zu verstehen, aber sie kann uns die gesellschaftliche Auseinandersetzung und die politische Entscheidung über den einvernehmlichen Weg nicht abnehmen. Es gibt keine Entschuldigung, nicht zu handeln, dazu ist wiederum die wissenschaftlich verbleibende Unsicherheit viel zu gering.
    Um Klimahandeln in der Welt zu verankern, muss der Klimawandel Teil aller entscheidungsrelevanten Versammlungen sein. Alle Stimmen müssen gehört, niemand darf ausgeschlossen werden, weil die Debatte sonst nur anderswo wieder neu eröffnet wird. Wir haben gezeigt, welche Rolle die Blogosphäre hierbei spielt, wo das Anhören aller nur denkbaren Stimmen bereits in oft spielerischer Weise, aber auch in bitterem Ernst praktiziert wird. Selbst der sprichwörtliche Nörgler – oder Troll, wie er dort heißt – hat hier seine Funktion, indem er alles noch einmal von vorne diskutieren will, damit auch wirklich jeder mitkommt.
    In Nordfriesland lösten sich die Konflikte um den Nationalpark erst auf, als sie als politische Auseinandersetzung von legitimen Sichtweisen und Werten verstanden wurden und als in geeigneten Foren über Lösungswege verhandelt und diese auch beschlossen wurden. Die Wissenschaft tritt dabei ins zweite Glied zurück und nimmt die Rolle eines Ratgebersund Vermittlers für Perspektiven und Optionen an. Eben dies empfehlen wir auch für ihre Rolle in der Klimapolitik, die unter der Rechthaberei einer Wahrheit und Lösung verkündenden Wissenschaft einen Infarkt erlitten hat, während das Klimasystem mit immer weiter ansteigenden Konzentrationen von Treibhausgasen belastet wird. Wir denken, dass dieser gesellschaftliche Umgang die Blaupause ist, wie die Klimadebatte aus der Klimafalle geführt werden kann.
    Es ist dann nicht mehr der grandiose, globale Plan, der die Lösung bringt, wie zum Beispiel das „Engineering“ und Steuern von

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