Die Klinge der Träume
Olver keine Antwort, sein Gesicht nahm einen enttäuschten Ausdruck an. Wenn Noal dem Jungen sein Lieblingsbuch mies gemacht hatte, würde Mat mit dem alten Mann ein ernstes Wort sprechen. Lesen war wichtig - er las selbst, jedenfalls manchmal -, und er sorgte dafür, dass Olver Bücher hatte, die ihm gefielen.
Tuon beugte sich über den Tisch, um Noal eine Hand auf den Arm zu legen. Der strenge Ausdruck war aus ihrem Gesicht verschwunden und durch Sanftheit ersetzt worden. Ein breiter Gürtel aus dunkelgelbem Leder schnürte ihre Taille ein und betonte ihre schlanken Kurven. Noch mehr von seinem Geld. Nun, er hatte nie damit Probleme gehabt, an Geld zu kommen, und wenn sie es nicht ausgab, würde er es vermutlich für eine andere Frau verschwenden. »Ihr habt ein gutes Herz, Meister Charin.« Sie sprach jeden mit seinem verdammten Namen an - jeden bis auf Mat Cauthon.
»Habe ich das, meine Lady?«, sagte Noal und klang, als wollte er wirklich eine Antwort hören. »Manchmal glaube ich…« Was auch immer er manchmal glaubte, sie sollten es nicht erfahren.
Die Tür schwang auf, und Juilin steckte den Kopf in den Wagen. Die konische rote Mütze des tairenischen Diebefängers saß wie immer keck auf seinem Kopf, aber sein dunkles Gesicht war beunruhigt. »Auf der anderen Straßenseite nehmen seanchanische Soldaten Aufstellung. Ich gehe zu Thera. Sie wird Angst bekommen, wenn sie es von jemand anderem hört.« Und er verschwand so schnell, wie er gekommen war, und ließ die Tür offen.
KAPITEL 7
Ein kaltes Medaillon
Meanchanische Soldaten. Blut und Asche! Das konnte Mat nun wirklich nicht gebrauchen, wo die Würfel in seinem Kopf klapperten. »Noal, findet Egeanin und warnt sie. Olver, du warnst die Aes Sedai, und Bethamin und Seta.« Wenigstens würden die fünf zusammen oder zumindest nahe beieinander sein. Die beiden ehemaligen Sul'dam verfolgten die Schwestern jedes Mal, wenn sie den Wagen verließen, den sie alle teilten. Beim Licht, er hoffte, dass keine von ihnen wieder in die Stadt gegangen war. Das könnte ein Wiesel auf den Hühnerhof schicken! »Ich gehe zum Eingang und versuche herauszubekommen, ob wir in Schwierigkeiten stecken.«
»Sie wird nicht auf diesen Namen reagieren«, murmelte Noal und schob sich von dem Bett. Er bewegte sich recht flink für einen Burschen, der aussah, als hätte er sich irgendwann einmal die Hälfte seiner Knochen gebrochen. »Das wisst Ihr.«
»Ihr wisst, wen ich meine«, sagte Mat scharf und bedachte Tuon und Selucia mit einem Stirnrunzeln. Dieser Blödsinn mit den Namen war ihre Schuld. Selucia hatte Egeanin gesagt, sie würde ab sofort Leilwin Schiffslos heißen, und das war der Name, den Egeanin benutzte. Nun, er würde diesen Unsinn nicht unterstützen. Früher oder später musste sie wieder zu Verstand kommen.
»Ich sage es ja bloß«, meinte Noal. »Komm mit, Olver.«
Mat stand nach ihnen auf, aber bevor er die Tür erreichte, ergriff Tuon das Wort.
»Keine Warnung, dass wir drinnen bleiben sollen, Spielzeug? Keiner, der uns bewacht?«
Die Würfel sagten ihm, er sollte Harnan oder einen der anderen Rotwaffen finden und ihn draußen postieren, nur vorsichtshalber, falls es zu Zwischenfällen kommen sollte, aber er zögerte nicht. »Ihr habt Euer Wort gegeben«, sagte er und setzte den Hut auf. Das Lächeln, das er zur Erwiderung erhielt, war das Risiko wert. Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, es erhellte ihr ganzes Gesicht. Frauen waren immer ein Glückspiel, aber manchmal konnte ein Lächeln Gewinn genug sein.
Juradors Tage ohne seanchanische Besetzung waren vorbei, das sah er am Eingang. Direkt auf der dem Zirkus gegenüberliegenden Straßenseite zogen mehrere hundert Männer die Rüstungen aus, entluden Waffen, schlugen in ordentlichen Reihen Zelte auf, spannten Pferdeseile. Alles sehr effizient. Er sah Taraboner mit Kettenschleiern an den Helmen und auf die Brustharnische gemalten blauen, gelben und grünen Strichen, sowie Männer, die offensichtlich zur Infanterie gehörten und lange Piken und Bogen aufstapelten, die bedeutend kürzer als Zwei-Flüsse-Bogen waren. Er hielt sie für Amadicianer. Weder Tarabon noch Altara unterhielten ein großes stehendes Heer, und Altaraner in Diensten der Seanchaner trugen aus irgendeinem Grund ihre Rüstungen anders gekennzeichnet. Natürlich waren auch richtige Seanchaner dabei, etwa zwanzig oder dreißig. Die bemalten Rüstungen aus sich überlappenden Panzerplatten waren genauso unverkennbar wie diese
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