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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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herum. Es würde ihr nicht noch einmal passieren, dass sie jemand hinterrücks irgendwo hinunterstieß.
    In einiger Entfernung sah sie die beiden Türme, die jetzt vom Licht der aufgehenden Sonne beschienen wurden. Und dann hörte sie etwas, das ihr gar nicht gefiel. Es war das langsame, dröhnende Schlagen einer Glocke, das von den Berghängen widerhallte. Paula ging zu dem Kanaldeckel und versuchte, ihn anzuheben. Das Ding war verdammt schwer. Vorsichtig näherte sie sich dem offenen Schacht und blickte hinein. Mithilfe ihrer mitgebrachten Taschenlampe konnte sie eine eiserne Leiter erkennen, die nach unten in die Tiefe führte. Die Sprossen waren verrostet, und es gab nur einen Handlauf auf der linken Seite. Auf einmal fiel ihr wieder ein, dass Tweed von alten Erzbergwerken in diesen Bergen gesprochen hatte, die sogar über ein unterirdisches Schienensystem zum Transport des Erzes verfügt hatten. Paula horchte in den Schacht hinein, in dem eine unheimliche Stille herrschte.
    »Nun mach schon, Mädchen«, sagte sie zu sich selbst.
    Der Abstieg war ein mühseliges Unterfangen. Paula hatte die eingeschaltete Taschenlampe in ihren Gürtel gesteckt, um wenigstens etwas Licht zu haben. In der rechten
Hand hatte sie die Browning, mit der linken hielt sie sich an dem Handlauf fest. Je tiefer sie kam, desto mehr fiel ihr ein Geruch auf, den sie von oben gar nicht bemerkt hatte. Er erinnerte sie an Saafelds Leichenhalle zu Hause in Holland Park und an Zeitzlers Autopsieräume in Zürich. Es war der unverkennbare Geruch von Formalin, in dem man die Körperteile von Toten aufbewahrte.

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    Paula musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um weiter hinabzusteigen. Um die Browning besser fassen zu können, zog sie ihren rechten Handschuh aus. Als sie einmal kurz stehen blieb, um mit der Taschenlampe nach unten zu leuchten, erhaschte sie einen kurzen Blick auf eine Art Tunnel mit Schmalspurschienen am Boden. Nach einem Abstieg von gut fünfzehn Metern stieß sie mit dem Fuß gegen einen Felsbrocken. Sie war unten angekommen.
    Vorsichtig ließ sie den Strahl der Taschenlampe über die Wände des Tunnels gleiten. Es handelte sich tatsächlich um einen alten, aus dem massiven Fels herausgeschlagenen Eisenbahntunnel mit gewölbter Decke. Zu ihrer Rechten endeten die Gleise vor einer mit Schimmel überzogenen Ziegelwand, zu ihrer Linken verschwanden die Schienen um eine Biegung. Paula entschied sich dafür, nach links zu gehen.
    Die Biegung befand sich weiter entfernt, als Paula gedacht hatte. Obwohl sie sich bemühte, so lautlos wie möglich zu gehen, trat sie auf dem Schotter zwischen den Gleisen immer wieder einzelne Steine los. Um diese Geräusche zu vermeiden, setzte sie ihren Weg nun näher an der Tunnelwand fort. Je näher sie der Biegung kam, desto stärker wurde der Formalingeruch. Als sie die Kurve umrundet hatte, wäre ihr vor Schreck beinahe die Taschenlampe aus der Hand gefallen.
    Im gelblichen Lichtstrahl sah sie in Kopfhöhe eine aus dem Fels herausgeschlagene Nische, in der ein großer runder
Glaszylinder ähnlich dem stand, den sie in Dr. Zeitzlers Leichenhalle in Zürich gesehen hatte. Darin lag in einer durchsichtigen Flüssigkeit der Kopf eines etwa fünfzig Jahre alten Mannes mit offen stehenden, leer dreinblickenden Augen und eingefallenen Wangen. Paula vermutete, dass es sich um den Kopf von Hank Foley, dem ermordeten Hausmeister aus Pinedale, handelte.
    Schaudernd ließ Paula den Strahl ihrer Taschenlampe weiterwandern, bis er auf einen weiteren Glaszylinder traf. Fast hätte sie einen Schrei ausgestoßen, weil sie den Kopf in diesem Gefäß erkannte. Es war der von Adam Holgate, dessen milchig weiße Augen halb geschlossen waren, als ob er gerade am Einschlafen wäre. Sie biss die Zähne zusammen und sah sich den nächsten Glasbehälter an. Fast wäre sie in Ohnmacht gefallen, als sie Abraham Seales Hakennase erkannte. Seine offenen Augen starrten sie so eindringlich an, als wollten sie ihr eine Botschaft übermitteln. Wie die vorherigen Köpfe war auch dieser knapp unterhalb des Kinns abgetrennt worden.
    Innerlich gewappnet gegen den Anblick, der sich ihr im nächsten Gefäß bieten würde, ließ sie den Strahl der Taschenlampe weiterwandern und erblickte den Schal von Elena Brucan, der am Tatort in Zürich nicht aufzufinden gewesen war. Er lag - fein säuberlich aufgerollt - am Boden eines Glasgefäßes, in dem ausnahmsweise kein Formalin war. Paula konnte sich zwar nicht erklären, weshalb, aber sie fand

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