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Die Kluft: Roman (German Edition)

Die Kluft: Roman (German Edition)

Titel: Die Kluft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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die Männer waren. »Wenn sie die Kleinen in ihren schwellenden Bäuchen getragen und dann unter Schmerzen geboren hätten, wären sie nicht so achtlos und würden Leben aufs Spiel setzen …«
»Sind wir dir gleichgültig, Horsa, sind wir dir gleichgültig?«
    Manchmal sprachen sie über bestimmte Jungen, die unterschiedliche Schwachstellen hatten. Einer litt an einem schlimmen Husten, ein anderer war nicht so stark wie die anderen, ein weiterer schlief schlecht und hatte Albträume. Jene weiblichen Wesen hatten Bilder der Jungen, ihrer Jungen, vor Augen, die wie genaue Karten waren, und im Geiste glitten mütterliche Hände über Gliedmaßen, prüften und nahmen Maß, auch wenn die betreffenden Körper längst nicht mehr zugelassen hätten, dass andere ihre äußerst empfindlichen Gliedmaßen berührten, denn sie waren ihren Müttern entwachsen und weit über die Kinderzeit hinaus. Vielleicht waren manche schon tot? Dunkle Ahnungen verdüsterten die Gedanken der Frauen, die manchmal grundlos weinten oder plötzlich aus bösen Träumen erwachten. Von Brian, dem Großen Bären, dem Läufer, der Weißen Krähe.
    Die kleinsten Jungen, die gar nicht mehr so klein waren, langweilten sich und waren aufsässig und fingen an, gefährlich weit hinauszuschwimmen und in den Klippen herumzuklettern, als wollten sie sich erproben, und schließlich schlichen sich einige in der gewohnten Weise davon, um im Wald das Abenteuer zu suchen. Beobachtungsposten mussten aufgestellt werden, heranwachsende Mädchen, die so schnell wie jeder Junge laufen und mit allen Schritt halten konnten. Sie mussten einschreiten und die Jungen fangen, was sich zu einem besonderen Spiel entwickelte. Es war für alle eine Erleichterung, denn so wurde eine Menge Energie verbraucht, die ansonsten in gefährliche Spiele geflossen wäre. Die Mädchen hockten meist an hoch gelegenen Stellen und sahen alles, nicht nur wagemutige kleine Jungen, die versuchten, an ihnen vorbeizustürmen, und schließlich berichteten sie von seltsamen Vorgängen. Ein Berg, der nicht sehr weit entfernt lag, schien explodiert zu sein, und auf seinem Gipfel waren Zacken zurückgeblieben. Ein Mädchen sagte, sie habe in den Bäumen etwas gesehen, das kein Tier gewesen sei, sondern wahrscheinlich einer der Männer, wenn auch aus einer Entfernung, die es schwer mache, Genaueres zu sagen.
    Das sorgte für Unruhe und Ungeduld.
    Aus Ungeduld wurde schlechte Laune. Ein Mädchen beschuldigte ein anderes, sich heimlich aus irgendeinem Anlass mit einem Jäger getroffen zu haben, und dann beschuldigten sich alle gegenseitig. Noch hatte keine mit Sicherheit einen der Männer gesehen. Die Gestalten in den Bäumen konnten ebenso gut Bären oder Katzen oder irgendwelche großen Tiere gewesen sein, die auf Bäume kletterten. Nun bezog Maronna Stellung, obwohl sie sich normalerweise aus den Streitereien der Frauen heraushielt. Was gerade vorging, sei einfach lächerlich. Das sagte sie. Außerdem sei es gefährlich. Streitereien, die sich sogar zu Schlägereien steigerten – so etwas gebe es unter Männern, die an Auseinandersetzungen und sogar Kämpfen Freude hätten. Ja, die zettelten sogar Kämpfe an, nur so zum Spaß. Sie wisse natürlich, betonte sie – doch auch ihre Stimme war zu hoch und klang gereizt –, dass alle so empfindlich und leicht zu kränken seien, weil sie nicht schwanger würden.
    Maronna stellte sich auf einen Felsen, damit sie die Frauen und die Jungen überragte, und sagte: »Schaut uns an. Keine hier hat einen dicken Bauch. Schaut euch eure flachen Bäuche und die leeren Brüste an. Wir wissen doch, was wirklich aus uns spricht, wenn wir die Stimmen erheben und andere anklagen! So etwas hat es nie zuvor gegeben: Zumindest gibt es darüber keine Aufzeichnungen. Unsere Männer müssen zurückkommen und uns schwanger machen. Weiter nichts. Wir können doch wohl geduldig warten, ohne uns wie kleine Kinder zu benehmen …« Und dann fing sie an zu weinen. Das verstanden die Jungen natürlich nicht. Frauen hatten Bäuche, die größer wurden, und irgendwann kam dann ein schreiender Säugling, und der Bauch war wieder flach … all das hatten sie gewusst, sie hatten es für selbstverständlich gehalten und nie darüber nachgedacht.
    »Ohne uns können die Mädchen keine Kinder bekommen«, schlossen sie daraus, und darauf konnte man beobachten, wie sie jenen Teil ihrer Anatomie untersuchten, der sie vor langer Zeit zu Ungeheuern gemacht hatte.
    Maronna, die wie alle anderen

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