Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
drückte sie herunter. Ein schrilles Klingeln ließ sie erschrocken zurückfahren. Bei Sepp läutete das Telefon. Drinnen polterte es. Jemand war aufgesprungen und hastete mit schnellen Schritten zum Apparat.
»Ja ...« Die Stimme in der Wohnung klang aufgeregt und gepresst. Sepp gehörte sie jedenfalls nicht. Seine Stimme war tiefer. »Si ... no! ... Prego? ... Si!« Das war italienisch. Lilo erkannte es sofort.
Der geheimnisvolle Italiener hatte den Hörer mit Wucht auf die Gabel geworfen. So stark, dass der ganze Apparat krachend zu Boden fiel.
Lilo blickte sich um. Ungefähr drei Meter von ihr entfernt befand sich eine schmale, enge Holztreppe, die unter den Giebel des Daches führte. Dort wurde normalerweise die Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Das Mädchen zog den Zettel aus der Tasche, faltete ihn auf und legte ihn genau vor Sepps Wohnungstür.
Sie klingelte kurz und hastete dann mit großen Sprüngen die Treppe hinauf. Durch eine enge Luke schlüpfte sie auf den Dachboden und lehnte sich gegen einen der staubigen Holzbalken. Sie lauschte.
Unten wurde eine Tür geöffnet. »Hallo? Hallo? Ist da wer?« rief eine Stimme mit fremdländischem Akzent. Jetzt hat er den Zettel entdeckt, dachte Lilo und wartete gespannt. Ein paar Sekunden später flog die Tür krachend ins Schloss.
Lieselotte wartete noch einige Minuten und wagte sich dann vorsichtig aus ihrem Versteck. Der Zettel vor Sepps Tür war verschwunden. Schnell hastete sie die Holztreppe hinunter und verfluchte sie in Gedanken. Warum musste das schreckliche Ding auch so knarren, krachen und ächzen? Mit einem Seufzer der Erleichterung trat sie durch das Haustor ins Freie.
Ihre Augen blitzten unternehmungslustig. In ihrem Kopf hakte sie auf einem Zettel Stufe l ihres Planes ab. Sie machte einen kleinen Freudensprung und rannte dann in Richtung Hotel.
Oben, an einem der drei kleinen Fenster unter dem Dach, stand ein dunkelhaariger Mann hinter dem Vorhang und spähte auf die Straße. Er musterte einen Zettel in seiner Hand, schnalzte mit den Fingern und hob einen Pistolengürtel vom Tisch auf, schnallte ihn um und kontrollierte das Magazin des Revolvers. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und marschierte unruhig im Zimmer auf und ab. Er hinkte, und schon nach wenigen Schritten ließ er sich stöhnend in einen abgewetzten Sessel fallen.
Am späteren Nachmittag, als die meisten Skifahrer bereits ins Tal zurückgekehrt waren, trafen sich Axel und Lilo mit Onkel Peter, dem Pistenfahrzeug-Fahrer. Gemeinsam ging es in der Gondel der Hahnenkammbahn den Berg hinauf.
»Ja mei, seit wann hast du eigentlich so eine große Liebe zu den Pistenfahrzeugen und zu mir entdeckt?« erkundigte sich der Onkel schmunzelnd bei seiner Nichte. Lilo blickte ihn mit großen, unschuldigen Augen an und setzte ihr liebstes Lächeln auf.
»Aber, Onkel Peter, wir haben uns doch immer schon gut verstanden, oder?«
Onkel Peter grinste etwas verlegen, als ihm seine Nichte den Bart kraulte.
Das Rütteln der Gondel verriet, dass sie bei der Bergstation angekommen waren. Für weitere Gespräche blieb keine Zeit.
Diesmal ließen sich die beiden Junior-Detektive die Fahrt im Pistenfahrzeug nicht entgehen. Erstens weil sie ein wenig von dem bevorstehenden, spannenden Ereignis abgelenkt werden wollten, zweitens, um die Zeit totzuschlagen. Bis acht Uhr waren es noch über zwei Stunden.
Kurz nach sieben Uhr lieferte Onkel Peter Axel wieder bei der Bergstation ab. Dort wurde er schon von Lilo erwartet.
»Wir haben Glück, die nächste Gondel fährt in drei Minuten«, verkündete sie ihm strahlend.
Axel schaute sie etwas ratlos an. War Lilo übergeschnappt?
»Na sehr gut«, meinte ihr Onkel. »Ich muss nämlich weiter, und die Piste jetzt ganz abfahren. Bis ins Tal. Pfiat euch, ihr Gauner!«
Lilo winkte dem Onkel nach, bis er hinter der Kurve verschwunden war.
»Bist du verrückt, wir wollen doch nicht ins Tal«, zischte Axel.
Lilo sah ihn mitleidig an. »Das weiß ich selbst, aber ich musste doch meinen Onkel beruhigen. Jetzt glaubt er, wir sind schon auf dem Heimweg, und das ist auch gut so. Bist du warm genug angezogen?«
Axel nickte. Er hatte unter seinem dicken Skianzug noch Jeans an und trug außerdem zwei Pullover übereinander.
»Die wirst du brauchen«, versicherte ihm Lilo. »Komm!«
Sie knipsten ihre großen, leuchtstarken Taschenlampen an und marschierten zu dem Punkt, an dem sie sich mit dem »Schneemonster« treffen wollten.
»Wir beziehen hinter dieser
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