Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza
dieses Haus... und der Garten?“ fragte Dominik.
„Hände hoch!“ lautete die Antwort.
Erschrocken wirbelten die Junior-Detektive herum. Hinter ihnen, in der Tür, die zur Halle führte, stand – zuerst trauten die Knickerbocker ihren Augen nicht – eine schwarzhaarige Puppe in einem spitzenübersäten Gewand. Sie hatte einen weiten, glockenförmigen Rock an und ein eng geschnürtes Mieder und erinnerte an Bilder, die man oft in alten Schlössern bewundern konnte. Das einzige Störende an der Puppe war, daß sie ein Gewehr in den Händen hielt und auf Axel, Lilo, Poppi und Dominik zielte.
„Hände hoch!“ wiederholte die Figur. Artig streckten die Knickerbocker ihre Arme in die Luft. „Das... das ist keine Puppe... das ist... ein Mensch!“ japste Dominik.
Die kleine Frau, die höchstens 70 Zentimeter maß, lief im Gesicht hochrot an und schrie: „Natürlich bin ich ein Mensch. Ein Mensch aus Fleisch und Blut! Denkt ihr, sowas wie mich gibt es nur im Zirkus?“
„Nein, nein, bestimmt nicht!“ Die vier schüttelten energisch die Köpfe. Sie wollten die Gefühle der Liliputanerin nicht verletzen. „Wie seid ihr hereingekommen?“ wollte die Frau wissen. Nicht ihre Kleidung war das Seltsame an ihr, sondern ihr Wesen. Das Gesicht der Frau glich einem Kindergesicht. Doch die Figur war die Figur einer erwachsenen Frau. Ihr Alter war nicht zu schätzen. Sie wirkte unecht und künstlich, auf der anderen Seite aber auch lieblich und bedauernswert.
Lieselotte setzte zu einem Bericht an, meinte dann aber vorweg: „Bitte... bitte, wir wollen Ihnen nichts tun. Wir erzählen Ihnen alles, aber bitte legen Sie das Gewehr weg.“
Das Superhirn redete auf die Frau ein und versuchte, Zeit zu gewinnen. Es brauchte die Zeit, um darüber nachzudenken, mit wem sie es zu tun hatten. Auf welcher Seite stand die Frau? Auf der Seite der Ganoven, oder...? Schließlich entschied sich Lilo, Vertrauen zu haben.
Die Liliputanerin erlaubte ihnen, die Hände herunterzunehmen, und bot ihnen sogar Platz an. Da die Möbel aber zu klein waren, setzten sich die Knickerbocker auf den Boden. Lieselotte stellte die Bande vor und schilderte in knappen Worten, was sich in der vergangenen Woche alles ereignet hatte und wieso sie überhaupt in die Gruft gelangt waren.
Die Frau sank in sich zusammen und seufzte immer wieder. „Es tut mir leid... euch sollte es nicht treffen. Euch nicht!“ murmelte sie immer wieder. „Alle Mühe umsonst. Alles vergeblich!“
Erwartungsvoll blickten sie Axel, Dominik, Poppi und Lieselotte an. Eigentlich erwarteten sie nun eine Erklärung. Und sie kam auch.
Rache!
„Mein Name ist Arianna Mandolla“, begann die puppenhafte Frau ihre Erzählung. „Ich bin kein Kind, auch wenn ich so wirke. Ich bin eine erwachsene Frau. Zweiundvierzig Jahre bin ich alt.“ Ungläubig schüttelten die Knickerbocker die Köpfe. „Mein Vater war Mario Mandolla, manchen auch bekannt als Baron Pizza. Er besaß viele Pizzerias in Italien und war dafür berühmt, die besten Pizzas des Landes zu backen. Durch einen Betrüger hat er dann aber viel Geld verloren und Pleite gemacht.“
Arianna hatte die Hände im Schoß gefaltet und drückte und knetete sie. Das Gespräch schien sehr schmerzhaft und mühevoll für sie zu sein. „Was ihm blieb, war seine Sammlung alter Kunstwerke. Und ich! Papa hat mich geliebt. Ich war sein einziges Kind und nach dem frühen Tod meiner Mutter sein einziger Gefährte. Mein Vater wollte immer nur eines: ein sorgenfreies Leben für mich. Vor allem meine Zukunft hat ihm großes Kopfzerbrechen bereitet. Ein Liliputaner wie ich, erntet nur Spott und Hohn in der Welt der Großen.“
Axel nickte. Jaja, dieses Problem kannte er gut. Auch er war im Vergleich zu seinen Schulkollegen ein Zwerg. „Papa hat mich nie in öffentliche Schulen geschickt, sondern mich von Privatlehrern unterrichten lassen. Er hat mir diesen kleinen Palast erbauen und einrichten lassen. Ich sollte meine eigene Welt haben, in der ich Prinzessin bin. Geschützt von drei Gartenmauern liegt mein Reich inmitten eines Parks, den nur meine Diener betreten.
Was ich nicht wußte, war, daß mein Vater alle seine Kunstwerke verkaufte, um das Geld für mein Reich zu bekommen. Er trennte sich von Bildern und Statuen, die für ihn wie Kinder waren. Alles aus Liebe zu mir. Als ich das bemerkte, war es bereits zu spät. Es war nur noch ein Gemälde übrig. Ein Leonardo da Vinci. Ein besonders seltenes und kostbares Werk, das in der Mitte
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