Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
Kartonstapel, hinter dem die anderen Schutz gesucht hatten. Erschöpft ließ sich der Junge neben seine Freunde auf den Boden fallen und preßte schützend die Hände auf den Kopf.
Stille! Es tat sich überhaupt nichts. Kein Knallen, kein Zischen, keine Explosion. Vorsichtig lugte Lieselotte an der Seite des Stapels hervor und stieß gleich darauf einen Freudenschrei aus. Die Lunte war verlöscht. Das Wasser hatte zwar nicht die Glut, dafür aber ein anderes Stück der Zündschnur getroffen. Sie war nun zu feucht, um das Feuer weiterzuleiten. Die Gefahr war gebannt!
Jubelnd sprangen die Knickerbocker auf und führten einen Freudentanz auf. Monsieur Lupin rang nach Luft und hielt die Hände auf sein Herz, das noch immer wild pochte. „Gut gemacht, Axel... tolle Idee!“ beglückwünschte Lieselotte ihren Kumpel. Es fiel ihr schwer, dieses Lob auszusprechen, aber Axel hatte es verdient. Der Junge kontrollierte noch einmal die Zündschnur, nicht der kleinste Funken war zu entdecken.
„Raus... jetzt schnell raus hier!“ krächzte Dominik. „Da wirst du dich schon noch ein Weilchen gedulden müssen, bis jemand kommt!“ meinte der Fabrikbesitzer.
Zum Glück mußten die vier Freunde nicht lange warten. Bereits zehn Minuten später wurde das Schiebetor geöffnet, weil eine neue Lieferung Verpackungskartons eingetroffen war. Erleichtert stürzte die Knickerbocker-Bande ins Freie.
„Die Polizei... es muß sofort die Polizei verständigt werden! Jetzt haben Sie selbst den Grünen Glöckner gesehen. Er ist verrückt und will uns... oder... Sie umbringen!“ japste Axel. Monsieur Lupin nickte. „Stimmt... ja... ich muß mich nur... beruhigen. Kommt in mein Büro!“
Die Junior-Detektive und der Franzose liefen durch den Hof und die Ausfahrt auf die Straße, entlang der fensterlosen Rückwand der Lagerhalle und bogen dann nach rechts ab. Keuchend, verschwitzt und verdreckt taumelten sie in die Empfangshalle, wo der Portier saß, an dem jeder vorbei mußte, der das Werk betrat. Rechts von ihm befand sich der Zugang zum Büro von Monsieur Lupin. Als dieser die Tür aufstieß, schoß seine Sekretärin erschrocken in die Höhe. Ihre Froschaugen schienen noch mehr hervorzuquellen als sonst. Sie stellte eine Frage auf französisch und zuckte entsetzt zusammen, als ihr Chef sie beantwortete. Zweifellos hatte er ihr berichtet, was geschehen war.
„Wo... wo ist mein Vater?“ wollte Axel wissen. Rose deutete auf eine angelehnte Tür, die zum eigentlichen Büro des Fabrikbesitzers führte. Herr Klingmeier saß auf einem gemütlichen Sofa und studierte noch immer die Verträge. Neben ihm lag in einem Polstersessel ein Mann mittleren Alters. Er hatte auffallend strähnige, fette Haare. Die Beine hatte er über die Armstütze gelegt. Er rauchte. Axel schluckte, als er sah, was der Mann paffte. Er hielt eine Zigarre zwischen den Fingern.
Im Stuhl daneben hatte es sich ein bildhübsches, schwarzhaariges Mädchen mit einem kleinen Schmollmund bequem gemacht. Als es Monsieur Lupin erblickte, sprang es auf, fiel ihm um den Hals und zwitscherte etwas, das sehr nach „Onkel“ klang.
„Was... ist denn mit euch los? Wie seht ihr aus?“ erkundigte sich Herr Klingmeier entsetzt bei der Knickerbocker-Bande. „Der Grüne Glöckner... war wieder da...!“ berichtete Axel stockend. „Ich... ich muß aufs Klo!“ stieß Poppi hervor und machte kehrt.
Mademoiselle Rose zeigte ihr den Weg zur Toilette, die zwischen dem Labor und der Abfüllhalle lag. Einige Minuten später wusch sich das Mädchen erleichtert Hände und Gesicht mit kaltem Wasser. Dabei fiel Poppi auf, daß der Waschraum nur ein Fenster besaß, das weit offenstand. Als sie sich hinausbeugte, erblickte sie eine Leiter, die auf das Dach des Fabrikgebäudes führte. Es handelte sich um eine schmale Feuerleiter aus Metall, die direkt an der Mauer befestigt war.
Poppi, das jüngste Mitglied der Knickerbocker-Bande, zögerte kurz. Der Schock der vergangenen Stunde steckte ihr noch tief in den Knochen. Andererseits galt es, schnell zu handeln.
Der Grüne Glöckner konnte durch dieses Fenster auf das Dach geklettert sein. Vielleicht befand er sich sogar noch oben?
Wenn das Mädchen nun zum Büro zurücklief, um die anderen zu alarmieren, hätte das brutale Monster Gelegenheit zu flüchten. Wenn Poppi den Mut fand, auf das Dach zu klettern, hätte sie wenigstens Gewißheit, ob ihr Verdacht stimmte.
Poppi, die immer sehr darunter litt, als Feigling beschimpft zu werden, holte
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