Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
tief Luft und schwang sich auf das Fensterbrett. Von dort war es nur ein Schritt zur Leiter, die sie Sprosse um Sprosse in die Höhe stieg. Schnell hatte das Mädchen die Kante des Wellblechdaches erreicht, das sich nicht nur über die Abfüll- halle und das Bürogebäude mit dem Labor, sondern auch über die große Lagerhalle erstreckte. Poppi ließ ihren Blick über die weite Dachfläche schweifen. Nichts... absolut nichts Verdächtiges war hier zu entdecken.
Halb enttäuscht und halb erleichtert trat Poppi den Rückweg an. Sie schaute nach, wohin die Leiter führte. Das Ende befand sichnur zwei Meter unter dem Fenster in einem engen Innenhof, in dem mehrere große Mülltonnen standen.
Nur mit Mühe unterdrückte das Mädchen einen Schrei, als es eine schlaffe, grüne Hand sah, die aus einer Tonne hing.
{‡} = Fräulein
Der Verdacht erhärtet sich
Poppi zuckte der Schrecken durch Arme und Beine. Zitternd rutschte sie die Leiter nach unten und sprang durch das Fenster in den Waschraum. Schreiend stürzte sie auf den Gang und raste zum Büro. „Schnell, mitkommen!“ brüllte sie und winkte heftig.
„Was... was ist jetzt wieder?“ wollte Herr Klingmeier genervt erfahren.
„Monsieur Lupin, wie kommt man zu den Mülltonnen?“ fragte das Mädchen aufgeregt. „Äh... welche Mülltonnen?“ wunderte sich der Fabrikbesitzer. „Na zu denen, die unter dem Fenster der Toilette stehen!“ keuchte Poppi. ,Ach die... das sind die Container für Sondermüll. Sie werden einmal in der Woche entleert. Die Tür befindet sich auf dem Gang, ein paar Schritte von der Toilette entfernt. Wieso?“
Poppi raste los. Lilo, Axel und Dominik folgten ihr. Sie wußten, daß es einen zwingenden Grund für die Aufregung ihrer Freundin geben mußte.
Bei der Tür blieb Poppi stehen und stieß hervor: „Ich... ich mache sie nicht auf! Der Grüne Glöckner hat sich nämlich in einer der Mülltonnen versteckt... ich habe seine Hand gesehen!“
Monsieur Lupin, der Poppis Bericht gehört hatte, riß die Tür auf und rannte in den Hof. Das Poltern und Donnern von Mülldeckeln war zu hören. Kopfschüttelnd kehrte der Franzose gleich darauf zurück. „Nichts... in den Tonnen ist nur Müll!“ erklärte er. Die Bande drängte sich an ihm vorbei, um seine Aussage zu kontrollieren. Leider mußten sie Monsieur Lupin recht geben. Der Grüne Glöckner war verschwunden. Die Tonne, aus der seine Hand gehangen war, stand offen und war zur Hälfte mit Plastiktüten gefüllt.
Als die Junior-Detektive in den Gang zurückkehrten, tauchte der Typ mit den fetten Haaren auf. Das Mädchen trippelte hinter ihm. „Ist was los?“ radebrechte sie auf deutsch und kicherte. Monsieur
Lupin nickte nachdenklich. „Darf ich vorstellen, das sind meine Nichte Nicole und Monsieur Pierre Remy, ein ausgezeichneter Werbefotograf.“
Axel wurde unruhig. „He... die beiden haben doch gleich nach Poppi das Büro verlassen... vielleicht ist einer von den beiden der Grüne Glöckner!“ zischte er Lieselotte ins Ohr. „Unmöglich“, wisperte das Superhirn. „Der Grüne Glöckner muß sich schon länger in der Tonne versteckt haben.“ Axel wußte aber noch etwas: „Dieser Pierre Remy raucht dieselbe Zigarrenmarke wie der Grüne Glöckner. Ich kann mich genau an den Geruch von gestern abend erinnern.“
Lieselotte knetete heftig ihre Nasenspitze. Sie hatte einen ganz anderen Verdacht, aber den wollte sie hier nicht laut aussprechen.
„Ich... ich will mich endlich hinsetzen!“ flehte Poppi leise. „Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. Ich kann nicht mehr!“ Herr Klingmeier, der mittlerweile von dem Vorfall erfahren hatte, entschied: „Ich bringe euch sofort zurück. Unter keinen Umständen möchte ich, daß ihr die Nasen in etwas steckt, das euch nichts angeht.“
Der Besuch in der Parfümfabrik endete im totalen Chaos und hektischem Hin- und Herrennen. „Wenn ich hier fertig bin, komme ich euch besuchen. Ihr müßt mir alles ganz genau erzählen!“ sagte Nicole zur Knickerbocker-Bande und zwinkerte den vieren munter zu.
„Die hält die ganze Sache wohl für einen Witz!“ knurrte Lieselotte und blickte dem schlanken, sportlichen Mädchen argwöhnisch nach. „Äh... Monsieur Lupin, darf ich noch etwas fragen?“ wandte sie sich an den Parfümhersteller.
Der Mann nickte und lächelte nervös. „Hatten Sie gestern tagsüber Besuch in Ihrem Schloß?“ Monsieur Lupin überlegte nicht lange und antwortete: Natürlich! Ihr wart mit Monsieur Klingmeier
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