Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
nur ein Verdacht. Ich habe noch nicht alle Beweise.“ „Wohin fahren wir eigentlich?“ wollte Dominik erfahren.
„Zu Maggie! Wir müssen endlich den Geisterreiter finden. Wenn wir Glück haben, ist er sehr nett!“
„Was???“ Lilos Kumpel kippten fast von den Rädern. Sie konnten ihren Gedanken nicht mehr folgen.
Endlich hatten sie die Farm erreicht, wo diesmal hinter einem Doppelfenster Licht brannte. Lilo stürzte zur Tür und klopfte. Statt einer Antwort erlosch das Licht.
„Wir wissen, daß Sie hier sind. Wir müssen mit Ihnen reden. Bitte machen Sie auf!“ rief das Mädchen. „Bitte, es ist wichtig. Wir sind Freunde, ehrlich! Sie können uns vertrauen!“
Da noch immer keine Antwort kam, drückte Lieselotte die Klinke der Haustür nieder und bemerkte erfreut, daß sie sich öffnen ließ. Sie stieß die Tür auf.
Vor ihr stand Maggie. Sie hatte ein Gewehr in der Hand und zielte damit auf das Superhirn.
Lilo hob abwehrend die Arme. „Nicht... ich tu Ihnen nichts! Wirklich nicht! Bitte, Sie müssen uns etwas sagen. Bitte! Es geht um viel, glaube ich. Maggie, lebt Mr. Saxon noch?“
Die alte Frau schüttelte nur kurz den Kopf.
„Aber der Geisterreiter... dieser Mann sieht doch genauso aus wie er. Sind das Sie? Mit einer Maske?“
Wieder schüttelte Maggie den Kopf.
„Wer ist es dann? Wer?“
„Mr. Saxon!“ antwortete Maggie nach einer Pause. „Jordan Saxon!“
Jordan
„Jordan? Mr. Saxon hat doch Jonathan geheißen!“ wunderte sich Dominik.
„Blödmann, Jordan muß sein Bruder sein. Sein Zwillingsbruder, nicht wahr?“
Diesmal nickte Maggie. Sie ließ das Gewehr sinken und sah von einem Knickerbocker zum anderen. „Mr. Gilles war auch schon da. Aber ich habe es ihm nicht verraten. Er ist wieder weggefahren!“
„Wohin?“ forschte Lieselotte.
Maggie zuckte mit den Schultern.
„Wo ist Jordan jetzt? Ist er hier? Können wir mit ihm reden?“
Abermals schüttelte Maggie den Kopf.
„Dann ist er in Green Cottage. Stimmt’s?“ fragte Lilo.
Maggie nickte. „Du bist ein kluges Mädchen. Du hast einen scharfen Verstand“, bemerkte sie lobend.
„Er war auch gestern dort... mit Ihnen... als er sich aus dem Fenster gebeugt hat, um zu sehen, ob wir weg sind, hat ihn Poppi beobachtet!“ kombinierte Lieselotte.
„Aber wozu veranstaltet er den ganzen Spuk?“ wollte Axel endlich erfahren.
„Um die Wahrheit herauszufinden. Die Wahrheit über den Tod seines Bruders. Mr. Jonathan war nicht krank. Er hat sich immer nur Krankheiten eingebildet, und alles was er tat, tat er gründlich. Er hat sich so in seine eingebildete Krankheit hineingelebt, daß man denken konnte, er macht es nicht mehr lange“, erzählte Maggie. „Aber er war gesund, ich weiß es. Am Vormittag war er noch munter, und am Nachmittag bereits tot.“
Die Junior-Detektive schwiegen betroffen.
„Alles, was er besaß, hat er einem Verein in Stratford upon Avon vermacht. ,Rettet Shakespeare’ - so heißt er. Dabei hat er Shakespeare gar nicht gemocht.“
Von Stratford hatten die Knickerbocker schon gehört. Der Ort lag ganz in der Nähe von St. Martin, und sie waren mit dem Zug dort angekommen. Stratford war die Stadt, in der der berühmte englische Dichter William Shakespeare geboren wurde, und an jedem zweiten Haus gab es irgendeine Tafel, die daran erinnerte, daß er dort geschlafen, gegessen, gesungen oder mit jemandem gesprochen hatte.
Maggie fuhr fort: „Vor drei Wochen ist Jordan gekommen. Ich bin erschrocken. Ich wußte nicht, daß Jonathan einen Bruder hatte. Die beiden mochten sich nicht. Jordan ist Seemann und hat erst Monate später vom Tod seines Bruders erfahren. Ich habe ihm alles erzählt, und er war sehr erstaunt. Er war sofort davon überzeugt, daß etwas nicht stimmt. Ich habe ihm recht gegeben. Jonathan hat sich nämlich sehr über gewisse Betrügereien aufgeregt. Immer wieder hat er Mr. Gilles’ Namen genannt.“
Lieselotte wurde ungeduldig. Vor ihren Augen tauchten entsetzliche Bilder auf. „Was sucht Jordan in Green Cottage?“ wollte sie wissen.
„Das Tagebuch, Jonathans Tagebuch. Er hat immer alles genau aufgeschrieben. Haarklein. Das Tagebuch ist verschwunden. Ich bin sicher, daß er es versteckt hat, bevor er starb. Er hat es immer versteckt. Gut versteckt. Er hat einmal zu mir gesagt: Nur tief unten ist alles sicher. Und deshalb glaubt Jordan, daß das Buch -“ „Ich glaube, ich weiß, wo es ist!“ unterbrach Poppi.
„Los, wir müssen zu Green Cottage. Schnell!“
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