Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
Farmhaus zurück, in dem im oberen Stockwerk ein Vorhang zur Seite geschoben wurde.
Der geheime Tunnel
Die eiskalte Luft des verbotenen Zimmers half Lieselotte sehr. Sie wirkte wie eine Erfrischung und erleichterte es dem Mädchen, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Um auch bestimmt das Richtige zu tun, begann Lilo vor sich herzusagen, was sie vorhatte. „Nimm die Taschenlampe raus und schalte sie ein!“ Sie zog das Ding aus der Hose und knipste es an. Sie leuchtete hastig den Raum ab und zählte drei große Stahlschränke, wie sie oft in Büros zu finden waren. Schränke dieser Art waren abschließbar und dienten meistens zur Aufbewahrung geheimer Akten.
Die Schränke, die alle offen standen, waren Lieselotte eigentlich egal. Sie interessierte vor allem, wieso es in dem Zimmer so kalt war. Lag es daran, daß es keinen Heizkörper gab? Das Superhirn richtete sich auf und spürte, wie ihm jeder Knochen im Körper wehtat. „Zum Jammern hast du später noch Zeit!“ sagte Lilo streng zu sich und ließ das Licht über Boden und Wände gleiten.
Es war nichts Auffälliges zu erkennen. Nichts - außer einem Teppich. Vorsichtig tippte Lilo mit der Schuhspitze gegen den Rand und tastete sich langsam zur Mitte hin vor. Der Rauch drang nun auch schon in diesen Raum, und deshalb war es mit Lilos neugewonnener Ruhe bald vorbei. Sie geriet wieder in Panik und begann vor Verzweiflung aufzustampfen. Die Folge war mehr als überraschend.
Das Mädchen stürzte in ein verborgenes Loch, und sein Fall wurde nur vom nachgleitenden Teppich etwas gebremst. Hastig kletterte Lilo wieder nach oben und zerrte den Teppich aus der Öffnung im Boden. Sie erkannte eine zwei Meter tiefe Grube, die sie sofort an ein frisch geschaufeltes Grab denken ließ.
Lieselotte legte sich auf den Bauch und leuchtete die Wände des Schachts ab. Was war das? Ein Schatten? Nein, in der Wand rechts unter ihr ließen sich deutlich die Umrisse eines Eingangs ausnehmen. Daher also die Kälte!
„Das ist unsere Rettung! Der einzige Ausweg!“ zuckte es Lilo durch den Kopf. Sie kroch durch die zersplitterte Tür und stellte entsetzt fest, daß das Feuer schon fast die Tür von Ulrikas Zimmer erfaßt hatte. Lilo preßte die Hand vor die Nase und versuchte, so wenig wie möglich zu atmen. Sie stürmte in den Raum und versetzte dem Mädchen zwei schallende Ohrfeigen. Ulrika öffnete langsam die Augen. Lieselotte ließ ihr keine Zeit und zerrte sie an den Armen hoch.
„Wir müssen raus, sonst verbrennen wir!“
Ulrika schien kein Wort zu verstehen.
Lilo schubste sie wie ein störrisches Kind vor sich her aus dem Zimmer und stieß sie zu der verbotenen Tür.
„W... wa... was?“ stammelte das Mädchen, aber für Erklärungen war nun keine Zeit.
Lieselotte ließ Ulrika vorsichtig in die Bodenöffnung gleiten und sprang hinterher. „Los, du mußt selbst gehen. Hier unten ist es zu eng, ich kann dich nicht führen!“ schrie sie das Mädchen an, das gehorsam nickte.
Lilo mußte sich bücken, um in den Tunnel einsteigen zu können. Der Gang war uralt und aus runden Steinen, wie man sie in Flüssen findet, gemauert. Immer wieder versperrten ihnen Holzbalken den Weg, die die Decke abstützten.
Die Mädchen krochen bald auf allen vieren über den nassen Lehmboden. Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen.
„Hast du gewußt, daß es diesen Tunnel gibt?“ wollte Lieselotte wissen.
„Nein, nein!“ beteuerte Ulrika.
Weiter, immer weiter, nur weg von den Flammen und den giftigen Gasen, in denen man so schnell ersticken konnte! Hoffentlich hatte der Tunnel auch einen Ausgang!
Der Lichtkreis der Taschenlampe ließ eine Wand erkennen, die ihnen den Weg versperrte. Lilo kroch darauf zu und tastete sie suchend ab. Es gab weder eine Klinke noch ein Schloß. Das Mädchen stemmte sich mit den Armen dagegen, aber die Wand gab nicht nach. Daher setzte sich Lieselotte und versuchte, den
Verschlag mit dem Rücken aufzudrücken. Sie bohrte die Absätze ihrer Schuhe in den weichen Boden und vergaß alle Schmerzen. Es mußte klappen! Sie waren schon so weit.
„Hilf mir!“ schnauzte sie Ulrika an. Gehorsam erhob sich das Mädchen neben Lilo. Aber es war vergeblich. Die Holzwand rührte sich nicht.
Lieselotte begann vor Wut und Verzweiflung zu heulen. Sie klatschte mit den Händen in den Matsch und schlug gegen die Tunnelwände. „Nein... nein... ich will hier raus... raus... sofort... Und alles nur deinetwegen!“
„Ich bin nicht schuld. Ich habe das Feuer
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