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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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seine Tochter mit sanfter Stimme. »Ich fürchte, das Licht reicht nicht mehr aus, und wir wollen uns doch nicht die Augen verderben.«
    Dieser Tage kam die Dunkelheit schnell nach Udenheim. Auf den nicht allzu warmen Sommer folgte nun ein trüber und kalter Herbst, der Kerzenlicht in der Werkstatt unerlässlich machte.
    Melisande legte ihre Nadel ab und ging zu der Truhe im Flur, in der sie die Kerzen aufbewahrten. Dabei vernahm sie, wie ihre Mutter und ihre Schwester miteinander stritten.
    »Warum denn nicht, Mutter?«, klagte Alina weinerlich. »Theresa tut es doch auch!«
    Melisande rollte mit den Augen. Sie wusste sehr gut, worum es ging. Alina, die noch nie etwas für das Handwerk ihres Vaters übriggehabt hatte, träumte seit einigen Monaten davon, mit einem angesehenen Burschen vermählt zu werden. Dabei wurde sie erst in zwei Monaten vierzehn.
    »Du bist noch zu jung, Kind«, redete ihre Mutter besonnen wie immer auf das Mädchen ein. »Außerdem wird Melisande als Älteste zuerst heiraten.«
    »Ja, wenn sie denn überhaupt einen Burschen findet!«, trotzte Alina und stampfte mit dem Fuß auf. »Sie hockt ja den ganzen Tag bloß in Vaters Werkstatt und geht nie raus. Ständig hat sie nur ihre Knöpfe im Sinn.«
    »Vater wird schon einen Bräutigam für sie finden, wenn es an der Zeit ist. So lange musst du dich eben noch gedulden.«
    Melisandes Innerstes zog sich zusammen. Vater wird schon einen Bräutigam für sie finden. Die Worte ihrer Mutter hallten wie Glockenschläge in ihr nach. Eine Heirat war das Letzte, was ihr momentan in den Sinn kam. Sie wollte vielmehr ein meisterliches Können im Anfertigen von Knöpfen erlangen und dem Vater helfen, den Wohlstand der Familie zu mehren.
    Während Alina weiterquengelte, nahm sie rasch die Kerzen aus der Truhe und entzündete einige davon in der Werkstatt. Adam Bruckner schien den Streit nicht zu bemerken, denn er arbeitete seelenruhig weiter.
    Auch Melisande tauchte bald wieder in die Arbeit ab. Ihr Vater behauptete oft, dass es eine besondere Gabe sei, völlig in einer Sache zu versinken und sich von nichts stören zu lassen.
    Das Klopfen an der Werkstatttür riss allerdings beide aus ihrer Tätigkeit. Rasch erhob sich Melisande und eilte zum Eingang. Durch die Butzenscheibe daneben erkannte sie den Umriss eines Mannes. War das ein Kunde?
    »Sei gegrüßt, schönes Kind«, sagte Melchior Fassbender, der Zunftmeister der Knopfmacher. »Ist dein Vater zugegen?«
    Melisande starrte ihn überrascht an, dann nickte sie. »Aber ja, kommt nur herein, Herr Fassbender.«
    Der gedrungene Mann, der in violettes und blaues Tuch gekleidet war, schob sich an dem Mädchen vorbei und bedachte es mit einem gierigen Blick. Melisande unterdrückte ein Schaudern. Es war stadtbekannt, dass Fassbender etwas übrighatte für junge Frauen. Man sagte ihm sogar nach, eine Geliebte zu haben. Mit seinem Weib geriet er häufig in Streit, weil er es nicht lassen konnte, fremden Rockzipfeln nachzugaffen.
    So abstoßend sie den Zunftmeister auch fand, in diesem Augenblick konnte sie nur daran denken, ob er wohl eine Nachricht aus Speyer für sie hatte.
    »Herr Zunftmeister!«, rief Adam und ging dem Mann entgegen.
    »Meister Bruckner, ich grüße Euch.«
    Die beiden Männer umarmten sich kurz.
    »Melisande, hol Wein und Brot für unseren Gast«, wies Adam seine Tochter an.
    Während sie in die Küche eilte, vernahm Melisande die Stimmen der Männer hinter sich. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. War es nur ein freundschaftlicher Besuch oder brachte Fassbender tatsächlich Neuigkeiten aus Speyer?
    »Ihr fragt Euch sicher, was der Grund meines Besuchs ist, Adam.«
    »Ihr seid mir immer willkommen, das wisst Ihr doch.«
    »Dennoch werdet Ihr auf Nachricht gewartet haben.«
    Melisande hielt den Atem an.
    »Eurem Gesuch, Knöpfe aus Messing zu fertigen, wurde von den Zunftmeistern unter der Auflage stattgegeben, dass Ihr Meister Habermann eine Probe Eures Könnens schickt. Natürlich will er in seiner Zunft niemanden haben, der den Anforderungen nicht entspricht. Aber ich bin sicher, das werdet Ihr.«
    Bruckner ächzte leise. »Dem Herrn sei’s gedankt. Und Euch, Herr Zunftmeister, ebenfalls.«
    Melisande atmete erleichtert auf, dann lächelte sie. Endlich konnten sie all die wunderbaren Knöpfe, die ihr Vater heimlich gefertigt hatte, auch verkaufen. Voller Überschwang stürmte sie in die Küche, wo mittlerweile eisiges Schweigen herrschte.
    Alina stand mit missmutiger Miene am Tisch und

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