Die Knopfmacherin
»Verzeiht, ich wusste nicht, dass Ihr es seid. Mein Name ist Anselm Peters, das ist Hannes Weber. Folgt uns bitte, Meister Fritz.«
Angeführt von den Wächtern stapften die Männer durch das Gestrüpp. Äste knirschten unter ihren Füßen, Büsche streiften ihre Waden. Schließlich kamen sie zu einer alten Eiche, unter der, dem schlechten Wetter trotzend, etwa zehn Dutzend Männer lagerten. Mit derben Decken schützten sie sich mehr schlecht als recht vor der Kälte, die auch das lodernde Lagerfeuer nicht vertreiben konnte.
»Hört her!«, rief Anselm und durchdrang das Gemurmel der Anwesenden. »Unser Anführer ist da!«
Sogleich verstummten die Männer. Alle Blicke richteten sich auf Joß und seinen Begleiter. Dann lösten sich die Unterführer von ihren Getreuen und scharten sich um die Ankömmlinge.
Joß schüttelte seinen alten Weggefährten die Hand, klopfte ihnen auf die Schulter und erkundigte sich nach ihrem Befinden.
»Wir dachten schon, du kommst nicht mehr«, tönte es von der Seite. Der alte Hans, den alle als Schlossbäcker von Untergrombach kannten, trat vor. Auf seinem Gesicht spielte ein spöttisches Lächeln. Obwohl er nicht besonders groß war und bereits einen grauen Schopf hatte, verfügte er noch immer über die Entschlossenheit eines jungen Burschen. Dass er als Handwerker einem höheren Stand angehörte, hatte ihn nicht davon abgehalten, sich Joß Fritz als einer der Ersten anzuschließen.
»Hans, mein Freund!«, rief Joß, dann fielen sich die beiden Männer in die Arme. »Es tut gut, dich wiederzusehen.«
»Lange genug ist es ja auch schon wieder her. Wie ist es euch ergangen?«
»Wir haben uns ein kleines Scharmützel mit dem Grafen Lauenstein liefern müssen, doch dabei gottlob keinen Mann verloren. Außerdem haben sich uns weitere Kampfbereite angeschlossen.« Hans wandte sich zur Seite und winkte einem Mann zu, der an einem benachbarten Baum lehnte und sich die Fingernägel mit einem Messer säuberte. »Unter den Burschen, die ich aufgetrieben habe, sind auch einige Landsknechte, deren Waffenarme wir im Kampf gut gebrauchen können. Lukas Rapp gehört zu ihnen.«
Der Landsknecht stellte sich breitbeinig neben ihn und schob das Messer in den Gürtel zurück. Sein Gesicht war ein wenig grobschlächtig, doch die Augen wirkten wach und klug. Die silbrige Narbe, die sich von der rechten Wange bis zum Hals zog, kündete von vergangenen Kämpfen, aus denen er siegreich hervorgegangen war.
»Das ist Joß Fritz, der Mann, der uns führen wird«, stellte Hans den Ankömmling vor.
»Meine Freunde nennen mich Lux. Es freut mich, Euch endlich zu treffen.« Rapp senkte den Kopf wie ein Mann, der es gewohnt war, einem Herrn Gehorsam zu leisten. Doch Untertänigkeit war in seinem Blick nicht zu finden.
»Und mich freut es, dass du den Weg zu uns gefunden hast, Bruder Lux«, sagte Joß, während er seinem Gegenüber die Hand reichte. »Mögen uns dein Name Licht bringen und dein Waffenarm gute Dienste leisten im Kampf gegen die Wölfe!«
»Ich werde mein Bestes tun, Herr.«
»Nenn mich nicht Herr, ich bin ein Bruder wie du auch. Wir kämpfen gemeinsam gegen die Herren, vergiss das nicht.«
Rapp nickte und trat dann ein Stück zurück.
Während sich die Nachricht von seiner Ankunft in Windeseile verbreitete, scharte Joß seine Verbündeten dichter um das Feuer.
»Ich habe mit den Leuten aus Bruchsal gesprochen«, begann er. »Sie allesamt sind einverstanden, dass wir ihre Stadt besetzen.«
»Das wird die Pfaffen wohl kaum kümmern!«, rief einer der Männer und erntete die Zustimmung einiger anderer. »Sie sitzen warm in ihren Kirchen und Klöstern.«
»Natürlich wird sie das kümmern«, feuerte Joß zurück. »Was glaubst du, wird passieren, wenn sie aus Bruchsal keine Abgaben mehr bekommen?«
»Sie haben noch genügend andere Pfründe«, entgegnete der Rufer aus der hinteren Reihe.
»Mag sein, aber jene leiden genauso unter ihren Herren wie die Bruchsaler. Sie werden ihrem Beispiel folgen und uns bald ebenso die Tore öffnen. Glaubt nicht, dass ich nur vorhabe, eine einzige Stadt einzunehmen!«
Gemurmel wurde unter den Männern laut. »Ist das nicht Frevel gegen Gott?«, fragte ein Älterer zweifelnd. »Immerhin hat er die Obrigkeit eingesetzt.«
Joß hob die Hände. »Wir wollen gewiss nicht die gottgegebene Ordnung vernichten, sondern vielmehr die Herren dazu anhalten, gerecht zu sein. Auch sie sind nur Diener Gottes, und als solche haben sie nach den Geboten der Heiligen
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