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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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den Thron zurückeroberte, wurde George wieder Erster in der Thronfolge, doch alsdann Baby Edward zur Welt kam, musste er an die zweite Stelle rücken. Mit der Geburt von Prinz Richard ist George sogar an die dritte Stelle der Thronfolge gerückt. Jedes Mal, wenn ich einen Sohn gebäre, rückt Herzog George eine Stelle weiter vom Thron fort und versinkt dabei zunehmend in Eifersucht und Neid. Und da Edward mir bekanntermaßen treu ergeben ist und ich bekanntermaßen fruchtbar bin, wird es immer unwahrscheinlicher, dass George je den Thron besteigen wird. Er ist zum Herzog der Enttäuschung geworden.
    Richard, seinem anderen Bruder, scheint das nichts auszumachen, doch er wendet sich gegen uns, nachdem die Yorks aus Frankreich zurückkommen und einen Frieden gewinnen, ohne einen Krieg auszufechten. Mein Gatte, der König, und alle anderen Männer und Frauen von Verstand im ganzen Land freuen sich, dass Edward Frieden mit Frankreich geschlossen hat. Einen Frieden, der viele Jahre halten wird und bei dem sie uns ein Vermögen dafür zahlen, dass wir keinen Anspruch auf unsere Ländereien in Frankreich erheben. Alle sind froh, dass wir um einen teuren und schmerzlichen Krieg im Ausland herumgekommen sind, außer Herzog Richard, dem Jungen, der auf dem Schlachtfeld groß wurde. Er beharrt jetzt auf dem Recht der Engländer auf ihre französischen Ländereien, klammert sich an die Erinnerung an seinen Vater, der lange Jahre seines Lebens gegen die Franzosen gekämpft hat, und nennt seinen Bruder, den König, beinahe einen faulen Feigling, weil der nicht noch einen teuren und gefährlichen Feldzug anführen will.
    Edward lacht gutmütig und lässt die Beleidigungen an sich abprallen, doch Richard stürmt davon auf seine Ländereien im Norden, nimmt seine gehorsame Frau Anne Neville mit sich und etabliert sich dort als nördlicher Duodezfürst.Er weigert sich, zu uns in den Süden zu kommen, glaubt er doch, der einzige wahre Vertreter des Hauses York in England zu sein, der einzige wahre Erbe seines Vaters in seiner Feindschaft zu Frankreich.
    Nichts bereitet Edward Sorgen. Er kommt lächelnd zu mir in die Ställe, wo ich nach einer neuen Stute sehe, einem Geschenk des französischen Königs, als Zeichen für die neue Freundschaft zwischen unseren Ländern. Ein prächtiges Pferd, doch sie ist so nervös wegen der neuen Umgebung, sie möchte nicht näher kommen, obwohl ich einen verlockenden Apfel in der Hand halte.
    «Dein Bruder ist heute zu mir gekommen und hat mich um Erlaubnis gebeten, auf Pilgerschaft zu gehen und Edward eine Weile unter der Obhut seines Halbbruders, Sir Richard, zu lassen.»
    Ich verlasse den Stall und schließe sorgfältig die Tür hinter mir, damit das Pferd nicht ausbrechen kann. «Warum? Warum will er pilgern gehen?»
    «Er will nach Rom», antwortet Edward. «Er hat mir erklärt, er will sich eine Weile von der Welt zurückziehen.» Er schenkt mir ein schiefes Lächeln. «Scheint, als sei er in Ludlow auf den Geschmack der Einsamkeit gekommen. Er will ein Heiliger sein. Er sagt, er möchte den Dichter in sich finden, und er suche Stille und Weisheit.»
    «Ach, Unsinn», sage ich mit schwesterlicher Verachtung. «Er hatte immer schon diese Idee wegzugehen. Schon als Junge hat er von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem geträumt. Er reist für sein Leben gern, und er glaubt, die Griechen und die Muselmanen wüssten alles. Mag ja sein, dass er gehen möchte, aber sein Leben und seine Arbeit sind hier. Sag einfach nein und sorg dafür, dass er bleibt.»
    Edward zögert. «Er wünscht es sich sehr, Elizabeth. Und er ist einer der größten Ritter der Christenheit. Ich glaubenicht, dass irgendjemand ihn beim Turnier schlagen kann, wenn er einen guten Tag hat. Seine Gedichte sind unübertroffen. Seine Belesenheit und sein Wissen sind umfassend, und er beherrscht mehr Sprachen als irgendjemand sonst in England. Er ist kein gewöhnlicher Mann. Vielleicht ist es seine Bestimmung, weit wegzugehen und noch mehr zu lernen. Er hat uns gut gedient, niemand hätte uns besser dienen können, und wenn Gott ihm befohlen hat zu reisen, sollten wir ihn vielleicht ziehen lassen.»
    Die Stute kommt näher und steckt den Kopf über die Halbtür, um an meiner Schulter zu schnuppern. Ich bleibe ganz still stehen, um sie nicht zu erschrecken. Sie bläst mir ihren warmen Atem an den Hals. «Du hältst sehr viel von seinen Talenten», sage ich misstrauisch. «Warum bewunderst du ihn plötzlich so sehr?»
    Er zuckt die Achseln,

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