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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und bei dieser kleinen Geste durchschaue ich ihn, ganz Ehefrau. Ich trete vor und packe seine Hände, damit er meinem forschenden Blick nicht ausweichen kann. «Also, wer ist sie?»
    «Was? Was meinst du?»
    «Die Neue. Die neue Hure. Die, die Anthonys Gedichte mag», sage ich bissig. «Du liest niemals Gedichte. Du hattest vorher nie so eine hohe Meinung von seiner Bildung und seiner Bestimmung. Also hat sie dir jemand vorgelesen. Vermutlich hat
sie
sie dir vorgelesen. Und wenn ich mit meiner Vermutung richtigliege, kennt sie sie, weil er sie ihr vorgelesen hat. Wahrscheinlich kennt Hastings sie auch, und ihr findet sie alle äußerst liebreizend. Aber du beschläfst sie, und die anderen schnüffeln an ihr herum wie Hunde. Du hast eine neue, liebenswürdige Hure, und dafür habe ich Verständnis. Aber wenn du denkst, du könntest ihre dämlichen Ansichten mit mir teilen, dann muss sie verschwinden.»
    Er wendet den Blick ab, senkt ihn auf seine Stiefel, richtet ihn gen Himmel, auf die neue Stute.
    «Wie heißt sie?», frage ich. «Das kannst du mir wenigstens sagen.»
    Er zieht mich an sich und umarmt mich. «Sei nicht zornig, Geliebte», flüstert er mir ins Ohr. «Du weißt, dass es für mich nur dich gibt. Immer nur dich.»
    «Mich und die vielen anderen», erwidere ich gereizt, aber ich löse mich nicht aus seiner Umarmung, «die durch dein Schlafzimmer marschieren wie eine Prozession am ersten Mai.»
    «Nein», widerspricht er. «Ehrlich, es gibt nur dich. Ich habe nur eine Frau. Ich habe etliche Huren, Hunderte vielleicht. Aber nur eine Frau. Das ist doch was, oder?»
    «Deine Huren sind inzwischen jung genug, um meine Töchter zu sein», sage ich wütend. «Und du gehst in die Stadt, um ihnen nachzujagen. Die Händler der Stadt beklagen sich bei mir, dass ihre Frauen und Töchter nicht vor dir sicher sind.»
    «Nein», stimmt mein Gatte eitel zu, «das sind sie nicht. Ich hoffe, dass keine Frau mir widerstehen kann. Aber ich habe nie eine mit Gewalt genommen, Elizabeth. Die einzige Frau, die mir je widerstanden hat, warst du. Erinnerst du dich noch, wie du mit gezücktem Dolch auf mich losgegangen bist?»
    Ich muss unwillkürlich lächeln. «Natürlich. Und wie du geflucht und mir auch noch die Dolchscheide gegeben hast, aber das wäre das Letzte, was du mir je geben würdest.»
    «Keine ist wie du.» Er küsst mich auf die Stirn, auf meine geschlossenen Augenlider und dann auf die Lippen. «Es gibt keine außer dir. Allein meine Gemahlin hält mein Herz in ihren schönen Händen.»
    «Also, wie heißt sie denn jetzt?», frage ich, während er mich mit Küssen friedlich stimmt. «Wie heißt die neue Hure?»
    «Elizabeth Shore», sagt er, seine Lippen an meinem Hals. «Aber das ist unwichtig.»

    Anthony eilt in meine Gemächer, sobald er aus Wales eingetroffen ist, und ich begrüße ihn sofort mit der Ankündigung, dass ich mich weigere, ihn gehen zu lassen.
    «Nein, ehrlich, meine Liebe», entgegnet er. «Du musst mich gehen lassen. Ich reise nicht nach Jerusalem, nicht dieses Jahr, aber ich will nach Rom pilgern und dort meine Sünden beichten. Ich will mich eine Weile vom Hof entfernen und über Dinge nachdenken, die wichtig sind, und nicht nur über Alltägliches. Ich will von einem Kloster zum anderen reiten, in der Morgendämmerung aufstehen, um zu beten, und wenn es kein Kloster gibt, in dem ich die Nacht verbringen kann, will ich unter den Sternen schlafen und Gott in der Stille suchen.»
    «Wirst du mich nicht vermissen?», frage ich kindisch. «Wirst du Baby nicht vermissen? Und die Mädchen?»
    «Doch, und deshalb denke ich auch gar nicht an einen Kreuzzug. Ich würde es nicht über mich bringen, monatelang fort zu sein. Aber Edward hat sich in Ludlow mit seinen Spielkameraden und seinen Lehrern gut eingelebt, und der junge Richard Grey ist ein wunderbarer Gefährte und ein gutes Vorbild für ihn. Es ist sicher, ihn eine Weile allein zu lassen. Ich sehne mich danach, auf menschenleeren Straßen zu reisen, und ich muss dieser Sehnsucht folgen.»
    «Du bist ein Sohn von Melusine», sage ich und versuchezu lächeln. «Du klingst wie sie, als sie die Freiheit brauchte, um ins Wasser zu gehen.»
    «Es ist so ähnlich», pflichtet er mir bei. «Stell dir einfach vor, ich würde davonschwimmen und die Flut bringt mich wieder zurück.»
    «Du bist also fest entschlossen?»
    Er nickt. «Ich muss Stille um mich haben, um die Stimme Gottes zu hören», erklärt er. «Und Stille, um meine Gedichte zu

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