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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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treibt. Ich kann ihm beibringen, was er wissen muss, um ein guter yorkistischer König zu werden. Es ist keine geringe Aufgabe, einen König großzuziehen. Es ist etwas, was man hinterlässt: den Jungen zu formen, der einst König sein wird.»
    «Genug, um deine Pilgerfahrt noch ein Jahr aufzuschieben?», frage ich.
    «Du weißt doch, dass ich dir nichts ausschlagen kann. Und dein Wort ist des Königs Befehl, dem kann sich niemand widersetzen. Ehrlich, ich würde mich nicht weigern, dem jungen Prinz Edward zu dienen. Es ist eine große Aufgabe, Vormund eines solchen Jungen zu sein. Ich bin stolz darauf, dass man mir die Erziehung des nächsten Königs von England anvertraut. Und ich werde am Hof des Prince of Wales glücklich sein.»
    «Muss ich ihn jetzt immer so nennen? Darf er nicht mehr Baby sein?»
    «Ja, das musst du.»

FRÜHJAHR 1473
    Der junge Edward, Prince of Wales, sein Onkel Earl Rivers, mein Sohn Richard Grey, der jetzt auf Befehl seines Stiefvaters, des Königs, Sir Richard heißt, und ich reisen im großen Stil nach Wales, damit der kleine Prinz sein Land kennenlernt und von so vielen Menschen wie möglich gesehen wird. Sein Vater sagt, so sichern wir unsere Regentschaft: Wir zeigen uns den Menschen, und indem wir unseren Wohlstand, unsere Fruchtbarkeit und unsere Eleganz demonstrieren, geben wir ihnen das Gefühl, dass sie in ihrem Königreich sicher sind.
    Wir reisen langsam. Edward ist ein kräftiger kleiner Junge, aber er ist noch keine drei Jahre alt, und den ganzen Tag zu reiten ermüdet ihn zu sehr. Ich ordne an, dass er sich jeden Nachmittag ausruht und am Abend in meinem Zimmer früh zu Bett geht. Ich bin auch um meinetwegen froh über das gemächliche Tempo, ich reite im leichten Damensattel, sodass ich seitwärts sitzen kann, denn mein Bauch beginnt sich wieder zu runden. Wir erreichen die schöne Stadt Ludlow ohne weitere Vorfälle, und ich beschließe, das erste halbe Jahr bei meinem Sohn in Wales zu bleiben, bis ich mir sicher sein kann, dass sein Haushalt behaglich und sicher für ihn ist, dass er gut in seinem neuen Zuhause angekommen ist und sich wohl fühlt.
    Er ist ganz entzückt; er kennt kein Bedauern. Zwar vermisster die Gesellschaft seiner Schwestern, doch er freut sich täglich darüber, der kleine Prinz an seinem eigenen Hof zu sein, und er genießt die Gesellschaft seines Halbbruders Richard und seines Onkels. Er fängt an, das Land um die Burg herum kennenzulernen, die tiefen Täler und schönen Berge. Er ist von Dienern umgeben, die er von Anfang an kennt. In den Kindern seines Hofstaates, die gebracht werden, um mit ihm zu lernen und zu spielen, findet er neue Freunde, und er genießt die aufmerksame Fürsorge meines Bruders. Ich dagegen schlafe in der Zeit vor meiner Abreise nicht. Anthony fühlt sich wohl, Richard ist glücklich, und Baby Edward ist froh in seinem neuen Zuhause.
    Natürlich fällt es mir unendlich schwer, ihn zu verlassen, denn wir waren keine gewöhnliche königliche Familie. Wir haben kein formelles, distanziertes Leben geführt. Der Junge wurde unter Gefahr für Leib und Leben im Asyl geboren. Er hat die ersten Monate seines Lebens in meinem Bett geschlafen – beispiellos für einen königlichen Prinzen. Er hatte keine Amme, ich habe ihn selbst gestillt, und als er laufen lernte, hat er mit seiner kleinen Hand meinen Finger gepackt. Weder er noch die anderen wurden weggeschickt, um von Ammen oder in einem königlichen Kindertrakt eines anderen Palastes aufgezogen zu werden. Edward hat seine Kinder in seiner Nähe behalten, und dieser Junge, sein ältester Sohn, ist der Erste, der uns verlässt, um seine königlichen Pflichten zu erfüllen. Ich liebe ihn voller Leidenschaft: Er ist mein Goldjunge, der Junge, der, als er endlich geboren wurde, meine Position als Königin sicherte und seinem Vater, der damals nicht mehr war als ein Prätendent aus dem Hause York, einen stärkeren Anspruch auf den Thron gab. Er ist mein Prinz, die Krönung unserer Ehe und unsere Zukunft.
    Einen Monat bevor ich zurückreise, kommt Edward, um den Juni mit mir zusammen zu verbringen. Er kommt mit der Nachricht, dass Anthonys Frau, Lady Elizabeth, gestorben ist. Sie hat seit Jahren an einer zehrenden Krankheit gelitten. Anthony ordnet an, dass Messen für ihre Seele gelesen werden, und ich überlege, auch wenn ich mich insgeheim dafür schäme, wer als nächste Frau meines Bruders in Betracht kommen könnte.
    «Das hat Zeit», sagt Edward. «Aber Anthony wird auch etwas für

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