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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Künstler geführt.
    Die junge Frau ging langsam auf die Tür aus rosa Granit zu, die sich genau in der Mitte der Säulenhalle befand.
    »Geh nicht zu weit, Prinzessin!«, bat der Priester.
    »Meine Mutter hat mir Lebewohl gesagt. In ihren Augen bin ich schon tot – was sollte ich also noch fürchten?«
    Als Ahotep in den Tempel eintrat, drehte sich der Priester um und ging zu seinem Posten in der Nähe des heiligen Sees zurück. Der Gedanke an die geopferte Jugend und Schönheit brach ihm fast das Herz, doch er konnte nichts tun, um die Prinzessin zu retten.
    Diese Stille.
    Die wahre Stille, ohne das leiseste Geräusch. Kein Atemzug war zu hören.
    Beklommen fand sich Ahotep in einem unbekannten Universum, beherrscht von Kalkstein und Granit. Sie entdeckte Szenen der Krönung des Pharaos, dessen Name über dem Baum des Lebens stand, und das ermutigte sie, ihren Weg fortzusetzen.
    Wirklich, die Opfertische waren leer; doch die in Stein gehauenen Speisen nährten noch immer das, was unsichtbar blieb. Und die goldene Barke auf ihrem Sockel zog schwankend durch Räume jenseits der Menschenwelt.
    Ja, dieser Tempel war, fern von Unglück und Niedertracht, von intensivem Leben erfüllt. Es strahlte und verströmte sich ganz für sich in diesem engen Kreis, und Ahotep konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, zu Unrecht hier eingedrungen zu sein und von den Steinen selbst zurückgewiesen zu werden.
    Dennoch blieb sie standhaft. Sie dachte nicht an Rückzug.
    Brach sie nicht allein durch ihre Anwesenheit an diesem Ort ein Tabu, das Theben dazu verurteilte, sein Los klaglos hinzunehmen?
    Sie durchschritt eine weitere Tür aus Granit, die sie in einen teilweise offenen, säulengeschmückten Saal führte. Hier herrschte ein diffuses, dämmriges, fast irreales Licht, das zur Andacht einlud.
    Der Raum strahlte etwas so Sanftes und Friedliches aus, dass die junge Frau sich bald nicht mehr vorstellen konnte, ihn je wieder zu verlassen. Sollte man hier, im Herzen dieser so lebendigen Steine, nicht das Glück finden? Es genügte, sich niederzulassen; man vergaß die äußere Wirklichkeit, und die Zeit löste sich nach und nach von selbst auf.
    Die erste Falle!
    Ahotep erhob sich, und Zorn erfüllte sie, weil sie so schläfrig geworden war. Vielleicht hätte ein weiser alter Mann am Ende seines Lebens das Recht, einen Augenblick wie diesen genüsslich auszukosten, aber nicht sie!
    Sie riss sich gewaltsam aus der Benommenheit, die sie überwältigt hatte, und stieß die Tür auf, die zu einem neuen Raum führte. Darin herrschte Dunkelheit.
    Sie fühlte, dass sie eine andere Welt mit unbekannten Gesetzen betrat, und verharrte auf der Schwelle.
    Aus einem uralten Instinkt heraus verneigte sie sich vor dem Unsichtbaren.
    »Mein Vater Amun, ich weiß, dass du uns nicht verlassen hast! Doch warum hat deine Stimme ihren kraftvollen Klang verloren?«
    Nur Schweigen antwortete ihr.
    Doch dieses Schweigen war kein endgültiges Verstummen, denn jetzt nahm Ahotep etwas wahr, was einer Landschaft glich, die die Seele gefangen nahm und Worte aussprach – Worte, die nur ein liebendes Herz zu vernehmen fähig war.
    Das Heiligtum gewöhnte sich an sie, es verjagte sie nicht.
    In diesem Moment wankte die Prinzessin.
    Sie kannte die Worte der Kraft nicht, die es ihr erlaubt hätten, die Türen der drei Kapellen zu öffnen und die in ihren Statuen inkarnierten Gottheiten zu erblicken. War es nicht ruchlos, sich ohne ein genau vorgeschriebenes Ritual in diesem Raum zu befinden?
    Wer diese letzten Türen öffnete, lief Gefahr, ein Feuer zu entfachen, das mit mehr Zerstörungskraft als jegliche Invasion über Theben herziehen und es in Schutt und Asche legen würde. Doch zum Eingang zurückzukehren wäre eine unverzeihliche Niederlage, und Ahotep würde nie erfahren, ob die göttlichen Kräfte sich dazu bereit fänden, ihre Verbündeten zu werden.
    Der zentrale Kultraum, das Allerheiligste … Er musste Amun geweiht sein, der so lange im Verborgenen bleiben würde, bis seine Stadt den Sieg errang.
    Die Prinzessin wählte die Tür, die sich zur Rechten des verborgenen Gottes befand. Sie brach das Siegel auf dem Riegel und zog ihn langsam zurück.
    Doch plötzlich zögerte sie.
    Erzählten die Legenden nicht von schrecklichen Wächtern mit Krokodils- oder Schlangengesichtern, die mit einem einzigen Messerhieb die Köpfe der Neugierigen abtrennten?
    Sie waren nicht grausamer als die fremden Eroberer … Und wenigstens würde sie im Inneren eines noch

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