Die Königin von Theben
der Zukunft reden. Wir alle hier gehören jetzt zum geheimen Widerstand. Wenn man uns fasst, stehen uns Folter und Tod bevor. Doch wenn wir siegen, werden wir reich sein wie nie zuvor!«
6
I ch habe das getan!«, erklärte stolz ein junger Mann, der sich der Königin und Prinzessin Ahotep in den Weg stellte, als sie unter dem Schutz von Lächler, ihrem großen Hund, den Palast verließen.
Zur Überraschung seiner Herrin fletschte Lächler nicht die Zähne.
»Ich heiße Seqen, Prinzessin. Ich bin es gewesen, der Euren Hund losgebunden hat, sodass er Euch zu Hilfe eilen konnte. Ich hatte keine Ahnung, was eigentlich los war, aber als ich sah, wie hilflos dieser Hund war, begriff ich sofort, dass Ihr in Gefahr sein musstet. Also habe ich gehandelt.«
Seqen wirkte schüchtern und beinahe ängstlich, als er diese Sätze hastig vorbrachte. Er war mager und kaum älter als Ahotep, und das Einnehmendste an ihm war sein tiefer, seelenvoller Blick, der sein ungefälliges Gesicht, seine allzu hohe Stirn vergessen ließ.
»Ich beglückwünsche dich … Du hast das Leben Ihrer Majestät gerettet.«
»Und das Eure, Prinzessin!«
»Solltest du dich vor der Königin von Ägypten nicht verneigen?«
Der junge Mann kam linkisch seiner Pflicht nach.
»Erhebe dich«, sagte Teti die Kleine sanft. »Ich habe dich nie hier im Palast gesehen, mein Junge. Wo wohnst du?«
»In der südlichen Vorstadt … Ich bin vom Land gekommen, weil ich lernen will zu kämpfen.«
»Hat man dir in der Kaserne Einlass gewährt?«, fragte Ahotep mit plötzlichem Ungestüm.
»Leider nicht … Ich bin nicht kräftig genug, wie es scheint. So verdinge ich mich eben als Hilfsgärtner. Mein Herr macht mir das Leben schwer, aber gerade das gefällt mir! Nicht mehr lange, und meine Muskeln werden hart genug sein.«
»Woher wusstest du, dass der Hund mir gehörte?«
»Mein Herr hat es mir gesagt. Er hat mir den Rat gegeben, ich solle nach Hause gehen und vergessen, dass ich gesehen habe, wie der oberste Ordnungshüter ihn selbst an einen Baum gebunden hat.«
Der Hund legte Seqen eine seiner riesigen Pfoten auf die Brust und warf ihn fast um. Offensichtlich vergaß Lächler nicht so schnell, was geschehen war.
»Deine Unterkunft hier ist sicher nicht sehr komfortabel.«
»Ich kann mich nicht beklagen, Prinzessin … Die Witwe, die mir ein kleines Zimmer überlassen hat, ist eine sehr freundliche alte Dame, und ich liebe es, ihr zuzuhören, wenn sie von glücklichen Tagen erzählt.«
»Wenn Ihre Majestät damit einverstanden ist«, schlug Ahotep vor, »wirst du von heute an in einem Flügel des Palasts wohnen, und du wirst dich um das Vogelhaus, die Katzen, die Esel der Verwaltung und natürlich um meinen Hund kümmern.«
Seqen sah sie völlig entgeistert an. »Prinzessin, ich …«
»Genehmigt«, entschied Teti die Kleine.
»Du fängst sofort an«, sagte Ahotep. »Lächler muss endlich einmal wieder zu einem langen Spaziergang ausgeführt werden.«
Der junge Mann stand immer noch unter Schock, weshalb er kaum merkte, dass ihm eine dicke, lange, rosige Zunge zärtlich die Hand leckte.
»Er mag es nicht, an der Leine zu laufen«, fügte die Prinzessin hinzu, »aber nimm vorsichtshalber eine mit, im Fall, dass ihr auf jemanden stoßt, den er nicht leiden kann. Es ist ein ziemlich offenherziger Hund, er ist es nicht gewöhnt, seine Gefühle zu verstecken.«
Ahotep genoss das Wohlwollen ihrer Mutter.
Die Königin hatte ihr nicht nur gnädig ihr Ohr geliehen, sie hatte sich auch entschlossen, ihr bei der Reform der Regierung Thebens und der Vorbereitung der Wiedereroberung Ägyptens ihre ganze Erfahrung zur Verfügung zu stellen. Wie recht hatte die Prinzessin daran getan, sich vom Palast zu entfernen und ins Abenteuer zu stürzen! Durch ihre mutige Haltung hatte sie die schlafenden Kräfte geweckt und den Willen Tetis wieder lebendig werden lassen.
»Womit beginnen wir, Majestät?«
»Mit dem Wichtigsten.«
»Werden wir jetzt endlich einen richtigen Oberbefehlshaber ernennen?«
»Ich spreche von dem, was wirklich wichtig ist, Ahotep.«
»Was gibt es jetzt Wichtigeres als einen guten Anführer und eine gute Armee?«
»Heute wie in der Vergangenheit und in der Zukunft ist das Wichtigste der Tempel. Wenn du weiterhin darauf bestehst, dich auf diesen sinnlosen Kampf einzulassen, musst du das innerste Heiligtum besuchen. Aber das wird nicht ungefährlich sein.«
»Ich bin bereit, mich auf jede Gefahr einzulassen!«
»Die alten Pharaonen
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