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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Lebens wiesen, jenseits aller Zweifel und aller Hoffnungslosigkeit. Auch Teti die Kleine würde ihren dunklen Weg weitergehen, als letzte Königin Ägyptens.
    »Majestät …«
    »Was gibt es, Qaris?«
    Die Stimme des Haushofmeisters bebte. »Die Ordnungshüter fragen nach Euch.«
    »Kümmere dich darum.«
    »Der Kommandeur wünscht, mit Euch persönlich zu sprechen.«
    »Führe ihn in den Audienzsaal.«
    Qaris starrte den leeren Thron an. »Majestät … Denkt Ihr vielleicht daran …«
    Teti die Kleine lächelte traurig. »Natürlich nicht.«
    »Wenn wir wieder einen Pharao hätten …«
    »Denk nicht daran, Qaris.«
    Die Königin schloss langsam die Tür des Saals, in dem wieder lastende Stille einzog.
    »Wenn Ihr wünscht, dass ich die Böden säubern und die Wandmalereien erneuern lasse …«, schlug der Haushofmeister vor.
    »Das wird nicht nötig sein.«
    Die Witwe begab sich zunächst in ihr eigenes Zimmer, wo sie in einem Bronzespiegel ihr Aussehen prüfte. Sie schmückte ihr Haar mit einem schmalen goldenen Diadem, das vor ihr andere große Königsgemahlinnen getragen hatten. Als ihre letzte Kammerzofe versucht hatte, das wertvolle Schmuckstück zu stehlen, hatte Teti die Kleine sich damit begnügt, sie zu entlassen.
    Die Herrscherin über die thebanische Enklave musste auch jetzt auf ein elegantes Äußeres achten. Glücklicherweise waren ihr einige Gewänder geblieben, die ihres hohen Ranges würdig waren und die sie mit größter Sorgfalt behandelte. Jetzt wählte sie ein Kleid aus dünnem, rosafarbenem Leinenstoff, dazu trug sie vergoldete Sandalen.
    Nur ein gewisser Anstand, eine gewisse Haltung, vermochte die Angehörigen der Wachtruppen noch zu beeindrucken und sie an die Existenz einer Autorität glauben lassen, auch wenn diese noch so begrenzt war.
    Einen Moment lang stellte sich die Königin vor, dass ihre Provinz ein eigenständiges Land sei und dass sie im Begriff stehe, sich an einen wirklichen Repräsentanten der öffentlichen Ordnung zu richten.
    Von der Achtung gebietenden Erscheinung Tetis überrascht, blieb der oberste Ordnungshüter einige Sekunden stumm.
    »Majestät …«
    »Was willst du?«
    »Es handelt sich um eine wirklich ernste Angelegenheit, Eure Majestät, sehr ernst.«
    »Steht die Sicherheit Thebens auf dem Spiel?«
    »Ich fürchte, ja. Eure Tochter …«
    Die Königin erbleichte. »Hast du sie gefunden?«
    »Ich nicht, es war ein Soldat der Grenztruppen.«
    »Und … lebt sie?«
    »Seid ganz beruhigt, Majestät, was das betrifft. Sie könnte nicht lebendiger sein! Der Soldat hat eine Wunde am Arm davongetragen, von dem Messer, das die Prinzessin hatte.«
    »Ein Messer … Du redest irre!«
    »Es gibt einen formellen Bericht. Prinzessin Ahotep hat versucht, meinen Untergebenen zu töten, als er versuchte, sie festzunehmen. Sie hat so wild um sich geschlagen, dass er Verstärkung anfordern musste, um mit ihr fertig zu werden.«
    Der Königin wurde angst und bange. »Ist Ahotep misshandelt worden?«
    »Nein, Majestät, denn sie hat sofort gesagt, wer sie ist! Am Anfang haben ihr die Soldaten nicht geglaubt, aber Ahoteps Leidenschaft hat sie unsicher werden lassen. Aus Angst, einen Fehler zu machen, haben sie sie nur gefesselt und zu mir gebracht.«
    »So ist dies das Ende dieser lächerlichen Angelegenheit?«
    »Ich fürchte, nein, Majestät.«
    »Was willst du noch?«
    »Man kann diesen schlimmen Zwischenfall nicht einfach als kleine Eskapade der Prinzessin zu den Akten legen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil offensichtlich ist, dass Eure Tochter das thebanische Gebiet verlassen hat, um sich den Hyksos anzuschließen. Die Grenztruppe und ich selbst klagen Prinzessin Ahotep des Hochverrats an. Angesichts ihres hohen Ranges muss sofort ein Sondergericht einberufen werden.«
    »Bist du dir darüber im Klaren, dass …«
    »Sie wird zum Tode verurteilt werden«, präzisierte der oberste Ordnungshüter mit heiterem Blick. »Was sonst? Wenn wir jetzt kein Exempel statuieren, gerät noch alles außer Rand und Band.«
    Teti die Kleine wurde fast ohnmächtig vor Schwäche. »Nein, das ist unmöglich … Du musst dich irren!«
    »Tatsachen sind Tatsachen, Majestät.«
    »Ich wünsche meine Tochter zu sehen!«
    »Das Verhör ist ganz nach den Regeln verlaufen, das versichere ich Euch.«
    »Hat Ahotep gestanden?«
    »Wir werden sehr bald ein ausführliches Geständnis haben.«
    Teti die Kleine richtete sich auf. »Ich bin die Königin von Theben, und ich verlange, meine Tochter

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