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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ihn finden und hierher zurückbringen.«
    »Lebend«, setzte Bahjat hinzu.
    Hamuds Lippen kräuselten sich, er versuchte zu lächeln.
»Sofern möglich.«
    »Andernfalls müssen wir sterben.«
    »Du bewachst die Engländerin. Sie kann uns immer noch
von Nutzen sein, sobald wir ihn haben.«
    Bahjat nickte wieder, obwohl sie meinte, ihr Kopf würde
zerspringen. Hamud trat durch die Tür und begann die
Begehungsbühne entlangzuschleichen, die eine Hand auf dem
Geländer, die Waffe in der anderen.
    Evelyn öffnete die Augen. »Ist er fort?«
flüsterte sie.
    Bahjat blickte überrascht auf sie hinab. »Ja«,
meinte sie.
    »Wir müssen weg hier«, sagte Evelyn flüsternd
und stützte sich auf dem Ellbogen auf.
    »Ja, schon, aber wie?« fragte Bahjat zurück.
»Die Luke der Luftschleuse ist fest geschlossen und nicht zu
öffnen. Wir können auch keine Funkmeldung an die anderen in
der Kolonie senden.«
    Evelyn richtete sich mit einem schmerzlichen Laut auf.
»David… er war es doch, der uns hier eingeschlossen
hat?«
    »Ja.«
    »Dann müssen wir zu ihm, bevor ihn Hamud findet und
tötet. David ist unsere einzige Hoffnung…«
    »Nein«, sagte Bahjat, und ihre Stimme wurde hart.
»Wir werden hier bleiben.«
    »Damit Sie ihm drohen können, mich zu ermorden, wenn
David sich Ihnen nicht ergibt?«
    »Genau.«
    Evelyn begann zu lachen, doch ihr Lachen wurde von einem Husten
erstickt. Sie sagte, nach Atem ringend: »Hamud wird nicht damit
drohen, mich zu ermorden, sondern Sie.«
    Bahjat schüttelte langsam den Kopf.
    »Glauben Sie mir«, sagte Evelyn, »er hat es bereits
getan. Er hat David gedroht, Sie in Stücke zu reißen…
Darum hat ihm David sein Versteck verraten.«
    »Sie lügen«, versetzte Bahjat.
    »Um wen würde sich David mehr Sorgen machen – um
mich oder um Sie?«
    »Das ist unwichtig.«
    Evelyn rappelte sich hoch. Bahjat beobachtete sie, und ihre Hand
glitt zu ihrer Pistole.
    »Sie sind eine Närrin«, sagte Evelyn und schwankte
im Stehen. »David liebt Sie. Und für Hamud ist es besser,
wenn er tot ist.«
    »Sie wollen die RUV zerstören, nicht wahr?« gab
Bahjat zurück. »Das wäre die größte Story,
die man sich vorstellen kann.«
    »Seien Sie nicht albern. Sie haben sich bereits selbst
vernichtet. Als ihre Leute noch ein Haufen romantischer Rebellen
waren, die hie und da mal auftauchten, ist es niemandem eingefallen,
sie zu bekämpfen. Doch jetzt haben sie die ganze Welt in Angst
und Schrecken versetzt, und die Welt wird sie zermalmen. Sie sind
viel zu stark und viel zu erfolgreich geworden.«
    »Sind wir das wirklich?«
    »Allerdings. Sie – Scheherazade –, Hamud und Leo.
Sie haben El Libertador in die Arme der Weltregierung
getrieben. Wollen Sie das nicht einsehen? Auf jede ihrer Aktionen
folgte eine Reaktion, gleich heftig, in umgekehrter
Richtung.«
    »Aber wir haben Eiland Eins in der Hand.«
    »Nicht mehr lange. David wird es euch wieder wegnehmen.
Warum, glauben Sie, hat er hier draußen abgewartet, bis wir
kommen? Wenn er Leo besiegen kann, dann wird er auch mit Hamud
fertig.«
    Bahjats Augen flackerten. Mit zwei langen, katzenartigen
Sätzen war sie an der Tür.
    Sie feuerte mit ihrer Pistole in die Luft. Der Knall hallte von
den gekrümmten Wänden der Plattform und vom
Gerätelabyrinth unter ihnen wider.
    »Hamud!« rief Bahjat auf arabisch. »Komm
zurück! Komm sofort zurück!«
    Evelyn blickte zum Fenster hinaus. Alsbald tauchte die dunkle,
gedrungene Gestalt Hamuds hinter einem Metallzylinder auf. Er ist
tatsächlich nicht weit gegangen, dachte sie.
    »Komm zurück!« rief ihm Bahjat zu.
»Schnell!«
    »Sie Närrin«, sagte Evelyn zu ihr. »Er wird
uns beide töten, um zu erreichen, was er will.«
    Bahjat wandte sich ihr zu. »Hamud ist ein Fanatiker, jawohl.
Aber er würde mir nie was antun. Er liebt mich.«
    »Ja, sicher«, sagte Evelyn sarkastisch. »Er liebt
Sie so sehr, daß er Ihretwegen Ihren Architekten umgebracht
hat.«
    Bahjat öffnete den Mund, aber kein Ton kam über ihre
Lippen.
    »Er würde Ihnen nichts antun! Er hat Ihren Liebhaber
umgebracht. Er hat es mir selbst erzählt. In einer Nacht in
Neapel hat er sich damit noch gebrüstet, als er so
betrunken war, daß er das Bett vollkotzte. Vielleicht hat Ihr Vater den Mord befohlen, aber Hamud hat die Explosion des
Hubschraubers bewerkstelligt. Es war sein Werk.«
    »Sie lügen.« Bahjats Stimme war eiskalt, wie eines
Messers Schneide.
    »Fragen Sie ihn doch. Dieser Sadist hat es sogar so
eingerichtet, daß Sie die Explosion mit

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