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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Tür, die zur Begehungsbühne führte. Hamud
setzte ihm nach und versuchte ihn aufzuhalten, aber Leo fegte ihn
beiseite und kletterte auf die Bühne, das Gewehr immer noch in
der Hand.
    »Hoffentlich ist es der richtige Stoff, Mann«, polterte
er.
    »Du kannst dich drauf verlassen«, erwiderte David.
    Hamud stand wie erstarrt im Türrahmen. »Her mit dem
Zeug! Wir brauchen das Gegenmittel!«
    Leo drehte sich halb um und hielt das Gewehr wie zufällig auf
eine Weise in seiner Faust, da es direkt auf Hamud zeigte: »Ich
komme zuerst, Bruder! Meine Probleme sind schlimmer als
eure!«
    »Bleib im Büro!« rief David Hamud zu. »Ich
bringe mit, was du brauchst, sobald ich zurück bin.«
    Leo baute sich neben David auf. »Okay, wo ist mein
Stoff?«
    »Hier entlang«, sagte David.
    Er schlüpfte an dem Riesen vorbei und beobachtete
sorgfältig das schweißtriefende Gesicht und die zitternden
Hände. Trotzdem dürfte es nicht leicht sein, ihn zu
überwältigen, stellte David fest.
    Sie drangen tief ein in das kristalline Märchenland. Die
stählerne Begehungsbühne wand sich an Zylindern aus
rostfreiem Stahl entlang, an Metallkuppeln, die summten und
Wärme ausstrahlten, an merkwürdigen Glasrohren und
gewundenen, komplizierten Apparaturen, die im Schattendunkel des
Dämmerlichts murmelten und schimmerten.
    »Hier ist es«, sagte David schließlich. »Dies
ist die Abteilung, wo die Hormone hergestellt werden.«
    Leo stand da wie ein dunkler Fels und schaute sich um. Seine Beine
hatte er fest aufgesetzt und etwas gespreizt, um in jeder Richtung
Bewegungsfreiheit zu haben. Sein Gewehrlauf zeigte nach unten, aber
David wußte, daß er jederzeit die Waffe hochreißen
und das Magazin mit einem Fingerdruck entleeren konnte.
    »Das ist es also«, sagte Leo leise und
ehrfurchtsvoll.
    Um ihn herum schlängelte sich ein Labyrinth aus Metall und
Glas. Über ihren Köpfen verliefen Dutzende von
Plastikrohren in schillernden Farben. Tief unter den schmalen
Stahlplatten der Begehungsbühne brodelten mächtige, offene
Wannen. Alles um sie herum blubberte, gurgelte und dampfte. Die Luft
war stickig und heiß. Selbst David brach hier der Schweiß
aus.
    David nickte.
    Vorbereitung auf Notreduktion der Umdrehung, funkte er an
den Computer. Drehzahl der Plattform auf meinen Befehl auf ein
Zehntel des laufenden Wertes zurückschalten.
    Leo ließ seinen Blick wieder auf David ruhen. »Was
meinst du, wenn du sagst, hier ist es? Was ist denn das? Wie kriege
ich diesen Stoff in meinen Körper… soll ich vielleicht ein
Bad in diesen Wannen nehmen?«
    »Nein. Was du brauchst, wirst du im Krankenhaus
bekommen«, erwiderte David. »Es befindet sich auf der
Nachbarplattform. Ich wollte dir nur zeigen, daß wir die Drogen
haben. Du kannst sie bekommen… sobald du mir deine Waffe
abgeliefert hast.«
    Leo riß die Waffe hoch, so daß der Lauf auf Davids
Brust zielte. »Du hast mich an der Nase
herumgeführt.«
    »Ich habe vor, dir das Leben zu retten, Leo. Doch
zunächst mußt du dich ergeben. Darum habe ich dich von
Hamud und den anderen getrennt.«
    Leo spannte das Gewehr mit seinem dicken Daumen. »Ich werde
schießen, wenn ich muß.«
    »Dann wirst du dich selbst umbringen«, sagte David.
»Hier gibt es kein Entkommen. Die Plattform ist hermetisch
abgeriegelt, und das Schiff, mit dem du hierher gekommen bist, ist
bereits zu seinem Heimathafen unterwegs.«
    »Du Hundesohn von einem Blaßarsch!«
    Leo zielte auf Davids Kopf. Der aber duckte sich, tauchte zwischen
die Beine des Schwarzen und warf ihn um. Das Gewehr entlud sich. Glas
splitterte, und Querschläger jaulten herum.
    Umlaufzahl auf ein Zehntel reduzieren. Jetzt! befahl David,
während er sich hochrappelte und über die Brüstung der
Begehungsbühne sprang. Leo hatte sich ihm zugewandt, und obwohl
er auf den Knien lag, zielte er auf ihn.
    Draußen flammten die kleinen Raketen auf, die die Drehzahl
der Plattform steuerten, und die Plattform wurde langsamer, indem sie
sich auf ein Zehntel der üblichen Rotation einpendelte. Es war,
als würde man einen Expreßaufzug betreten, der
plötzlich unter den Füßen wegsackte.
    David hatte seinen Weg genau geplant. Er setzte über das
Geländer der Begehungsbühne hinweg und beschrieb einen weit
gestreckten Bogen, bevor er die Hände ausstreckte und sich an
einem der Träger festhielt, die über die Bühne
hinausragten. Er kletterte wie ein Affe nach oben, indem er eine Hand
vor die andere legte und hangelte sich an der anderen Seite der
Begehungsbühne

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