Die Kolonie
abstimmen
würden?«
Al-Hazimi blieb die Antwort schuldig.
El Libertador ergriff das Wort. »Wie Sie sagten,
junger Freund, müssen wir diese Konferenz zu einem Ende bringen.
Ich glaube, wir haben vieles erreicht, wenn auch noch so manches zu
tun bleibt.«
Boweto erhob sich und streckte die Hand Villanova entgegen.
»Ich hoffe, Sie werden Mitglied unseres Exekutivrates.«
El Libertador ergriff die Hand des Afrikaners und
lächelte kläglich. »Glauben Sie, ich hätte die
Möglichkeit, mich aus dem Staub zu machen? Ich habe wahrhaftig
nichts für Politik übrig.«
Boweto grinste zurück. »Höchst unwahrscheinlich.
Die Politik, Colonel, wird Ihr Lebensinhalt sein, ob es Ihnen
gefällt oder nicht. Sie werden mir früher oder später
den Stuhl des Vorsitzenden streitig machen.«
Villanova schien bestürzt. »Ich denke nicht im Traum
daran!«
»Nein«, sagte Boweto, »aber diejenigen, die Sie
unterstützen. Und am Ende werden Sie tun, was Sie tun
müssen.«
El Libertador ließ sich in seinen Sessel sinken und
fuhr sich mit der Hand durchs eisgraue Haar. »Dann wollen wir
nur hoffen, daß wir uns vertragen und friedlich miteinander
streiten werden.«
Boweto nickte. »In Frieden«, wiederholte er.
David war glücklich, den kleinen privaten Konferenzraum
endlich verlassen zu können, und eilte den Korridor entlang zu
Dr. Cobbs Büro, wo er sich für die Zeit von Cobbs
Krankenhausaufenthalt sein Hauptquartier eingerichtet hatte.
Er mied aber den inneren Beobachtungsraum. Cobb konnte den ganzen
Tag in seinem allgegenwärtigen ›Insektenauge‹
verbringen, nicht aber David. Er hatte nichts weiter vor, als die
vorliegenden Arbeiten zu erledigen und dann hinauszugehen, weg von
den Büros, den Berichten und der Politik. Er wußte, wie
sich El Libertador fühlte. Werde ich ebenfalls mein
Leben lang an diese Dinge gekettet sein? fragte er sich.
Evelyn wartete auf ihn im Außenbüro. Sie saß auf
einem der langgestreckten Sofas in dem stillen, warmen,
teppichbelegten Raum.
Er hatte sie erwartet. »Es ist vorbei«, sagte David und
ließ die Tür hinter sich ins Schloß fallen.
»Die Konferenz ist beendet. Es ist eigentlich nicht viel dabei
herausgekommen – außer daß der Gewalt ein Ende
gesetzt wurde.«
»Das ist ein guter Anfang«, meinte sie.
»Vielleicht ist es genug«, sagte er und ließ sich
neben ihr auf der Couch nieder. »Vielleicht…«
Evelyn trug ein Kleid aus Eiland-Seide, ein schillerndes,
seegrünes Gewand, das ihre natürlichen Farben vorteilhaft
unterstrich. Die Furchen, die die Spannungen der vergangenen Monate
in ihr Gesicht gegraben hatten, begannen sich allmählich zu
glätten.
Sie lächelte David zu, doch dann gewann die Neugier des
Reporters die Oberhand. »Ob sie wohl irgend eine Erklärung
für die Medien herausgeben werden?«
»Es ist vorgesehen. Aber wenn du willst, kann ich dir sicher
ein Privatinterview mit Boweto und El Libertador verschaffen,
bevor die beiden abreisen.«
»Und ob ich das will!«
»Weißt du, daß du prima dastehst?« sagte
David. »Du bist die einzige, die den Überfall der RUV auf
Eiland Eins aus eigener Anschauung kennt.«
Ihr Gesicht umwölkte sich für einen Augenblick.
»Glaubst du, daß ich keine gerichtlichen Schritte zu
befürchten habe, weil ich auf Seiten der RUV war?«
»Aber nein«, erwiderte er. »El Libertador hat bei der Weltregierung einen Antrag auf Generalamnestie
gestellt.«
»Das hört man gern! Wenn ich nicht auf der
schwarzen Liste stehe…«
»Du stehst in Eiland Eins nicht auf der schwarzen Liste. Du
kannst deine Story von hier aus durchgeben. Jede Nachrichtenagentur
auf der Erde wird sie dir mit Kußhand nehmen. Du wirst
berühmt.«
Sie schlug die Hände zusammen. »Mein Gott, David, das
ist ja fantastisch!«
»Und deine Berichte über die RUV und über die
Konferenz werden ein übriges tun. Aber warum sich Sorgen machen?
Warum bleibst du nicht hier auf Eiland Eins?«
»Nein«, sagte sie schnell. »Das geht
nicht.«
»Cobb war es, der dich fortgeschickt hat, und ich habe mich
aufgemacht, um dich zu suchen«, erläuterte David. »Er
wird kaum…«
»Doch während du nach mir suchtest, hast du Scheherazade
gefunden.«
»Ja«, gab er nach kurzem Zögern zu.
»Und du liebst sie.«
»Vielleicht sollte ich es nicht«, gab David zu,
»aber es ist nun einmal so.«
Evelyn versuchte sich zu beherrschen, doch ihr Versuch scheiterte
kläglich. David, der sie beobachtete, hatte ein
merkwürdiges Gefühl.
»Eiland Eins ist groß«,
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