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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Sie ihn doch!«
    Bahjat drehte sich um und erblickte Hamud, der sich seinen Weg
vorsichtig über die Begehungsbühne suchte. Sie riskierte
einen kurzen Blick auf Evelyn, und für den Bruchteil einer
Sekunde umklammerte ihre Hand die Pistole, die sie hielt.
    »Ich glaube Ihnen nicht«, zischte sie Evelyn zu. Aber am
Gesichtsausdruck der Engländerin konnte sie erkennen, daß
sie die Wahrheit sprach. Das ist Hamuds Art, dachte sie. Er
vernichtet alles, was sich ihm in den Weg stellt, wie es ihm
beliebt.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine leichte Bewegung. Sie
drehte sich um und erblickte David, der durch die Luft segelte, aus
einem Labyrinth von Rohren langsam auf die Bühne zusteuerte und
hinter Hamuds Rücken auf den Füßen landete.
    David hielt Leos Sturmgewehr in der Hand und rief: »Tiger!
Dreh dich um!«
    Hamud drehte sich um die eigene Achse, erblickte David und
erstarrte. Einen Augenblick, der endlos schien, standen sie sich Auge
in Auge gegenüber, kaum zwanzig Meter voneinander entfernt.
    »Bahjat!« rief Hamud mit schnarrender Stimme.
»Bring die Engländerin zur Tür und halt ihr die Waffe
an den Kopf.«
    Bahjat stand unter der Tür. Sie konnte nur Hamuds Rücken
sehen und dahinter Davids grimmiges Gesicht mit den
aufeinandergepreßten Lippen.
    »Das wäre verkehrt«, sagte David. »Ich habe
dir gesagt, daß du sterben wirst, und ich meine, was ich
sage.«
    »Sie wird auch sterben«, gab Hamud zurück.
»Beide werden sterben. Du kannst mich nicht abknallen, ohne
daß ich dich ebenfalls umbringe. Und dann werden beide an der Krankheit sterben, die du auf sie übertragen
hast.«
    Evelyn war unter die Tür getreten. Bahjat hielt die Pistole
hoch, so daß David sie deutlich sehen konnte.
    »Leg das Gewehr weg!« befahl Hamud, »oder wir gehen
alle vor die Hunde – auch die Engländerin und Bahjat. Und du wirst ihr Mörder sein.«
    Bahjat konnte Hamuds Gesicht nicht sehen, aber sie hörte den
Triumph in seiner Stimme. David schaute sie mit fragendem, bittenden
Blick an. Dann ließ er die Waffe sinken und auf den Metallboden
fallen.
    Hamud lachte, streckte den Arm aus und zielte genau auf Davids
Kopf.
    Bahjat schoß viermal, bevor sie sich überhaupt
bewußt wurde, daß sie abgedrückt hatte. Hamuds
Körper schnellte hoch, tanzte wie eine verrückte Puppe,
knallte gegen das Geländer und brach in einer Blutlache
zusammen.

… und nun die Nachrichten.
     
    Die Behörden der Weltregierung haben immer noch keine
Einzelheiten über den erfolglosen Versuch der RUV mitgeteilt,
die Raumkolonie Eiland Eins zu besetzen.
    Außer einem Bericht, der besagt, daß es sich um
einen ›leichteren Zwischenfall‹ handelte und daß kein
Mitglied der Weltregierung oder einer der Besucher der Kolonie
verletzt oder getötet wurde, gibt es keine weiteren
Informationen über die Ereignisse.
    Auch der Eiland-Eins-Konzern hüllt sich in Schweigen, bis
auf eine kurze Meldung, wonach die Handvoll Terroristen, die versucht
haben, Eiland Eins zu besetzen, durch einen ›allgemeinen
Aufstand‹ der Kolonisten überwältigt wurden.
    Heute am frühen Morgen hat die Lieferung von
Mikrowellenenergie von den Sonnensatelliten wieder eingesetzt,
wodurch die Krise ein Ende fand, die weite Gebiete Europas und
Nordamerikas bedrohte und den Tod von mindestens 7000 Menschen
innerhalb von 48 Stunden verursacht hätte.
    Der amtierende Präsident der Weltregierung, Kowie Boweto,
und der Revolutionsführer El Libertador blieben
unverletzt und wollen ihre Verhandlungen in der Raumkolonie
fortsetzen…
    - Abendnachrichten des
International News Syndicate,
10. Dezember 2008.

 
43. Kapitel
     
     
    So also funktioniert die Politik, dachte David.
    Er saß an einem kleinen runden Tisch und machte die Honneurs
für Eiland Eins, während sich Dr. Cobb von der Infektion
der Atemwege erholte, die er David zu verdanken hatte. Zu seiner
Rechten saß Kowie Boweto, zu seiner Linken El Libertador, Scheich Al-Hazimi war der vierte in der Runde, er saß David
gegenüber.
    Boweto breitete seine großen Hände aus. »Mein
Mitarbeiterstab hat das Problem in der vergangenen Woche mehrmals
überarbeitet. Wir haben keine sehr harte Stellung
bezogen.«
    Villanova lächelte berechnend aus seinen grauen Augen.
»Aber sie waren auch nicht so flexibel, wie es mein Volk
begehrt.«
    »Wir sind bereit, eine lokale Autonomie zu
garantieren.«
    »Als Gegenleistung für die Treue zur
Weltregierung.«
    »Das scheint nicht mehr als fair«, meinte

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