Die Kolonie
des
Raumes ein: außen rot, innen rußgeschwärzt. Auf der
anderen Seite der Feuerstelle stand ein mächtiges, niedriges
Bett.
Aha, dachte Evelyn, ein Wasserbett, was sonst.
Da war auch eine kleine Küchennische, ein kleiner, runder
Tisch mit zwei steiflehnigen Stühlen, und auf dem Fußboden
lagen einige übergroße orientalische Kissen verstreut.
Alles war hübsch und sauber, aber irgendwie spartanisch.
Alles am richtigen Platz. Wie seine verdammten Zähne. Kein Buch, kein Stück Papier war zu entdecken.
David trat ans Bett und berührte die Wand. Eine Tür
sprang auf und gab den Blick frei in einen Schrank. Er stöberte
im Schrank herum, holte ein formloses graues Gewand heraus und warf
es Evelyn zu. Sie erhaschte das Kleid im Flug.
»Hübscher Fang«, meinte er.
Das würde dir so passen, dachte sie.
»Das Badezimmer ist da drüben.« Er deutete auf eine
weitere kaum sichtbare Tür. »Werfen Sie nachher Ihre
Kleider hier raus, ich gebe sie in den Reiniger.«
Evelyn nickte und begab sich ins Bad. David aber ging in die
Küche, und fragte sich: Warum ist sie so unnahbar? Er
öffnete den Schrank über der Spüle.
Die Badezimmertür schwang auf, Evelyn kam heraus und starrte
ihn wütend an. »Da ist ja keine Badewanne, keine Dusche,
nichts!«
David schaute sie bestürzt an. »Um Himmelswillen, Sie
sollen doch nicht in der Toilette baden. Dafür ist der Teich
da.«
»Wie bitte?«
Nun war er selbst bestürzt und erklärte: »Sie
sollen sich mit dem Vibrator säubern – das ist dieses
glänzende Metallding, das an der flexiblen Schlauchleitung an
der Wand hängt. Der Körper wird mit Hilfe von Schallwellen
gesäubert und der Schmutz abgesogen. Ihre Kleidung wird mit
einem ähnlichen Apparat gereinigt.« Er tippte gegen den
Ultraschallreiniger, der sich in einem Schrank unter der Spüle
befand. »Wasser ist zu kostbar zum Waschen.«
»In meiner Unterkunft haben wir Wannen und Duschen«,
sagte sie.
»Sie waren bisher in den Quarantäneunterkünften
untergebracht. Heute früh wurden Sie in Ihre ständige
Wohnung umquartiert, und dort gibt es weder Wannen noch Duschen. Sie
werden sehen.«
Evelyn schaute ihn verwirrt an. »Aber Sie sagten doch, ich
könnte ein Bad nehmen…«
»Im Becken – nachdem Sie sauber sind.«
»Ich habe aber keinen Badeanzug.«
»Ich auch nicht. Da ist weit und breit kein Mensch, um uns
zuzusehen. Der nächste Nachbar wohnt mehr als fünf
Kilometer entfernt.«
Sie runzelte die Stirn. »Und was ist mit Ihnen?«
»Ich habe schon nackte Mädchen gesehen. Und Sie nackte
Männer, nicht wahr?«
»Aber Sie haben mich noch nicht nackt gesehen! Und ich
kümmere mich einen feuchten Kehricht um Ihre biblischen
Gepflogenheiten in Ihrem neuen Garten Eden. Ich werde hier nicht
herumsteigen und mich zur Schau stellen!«
Teufel auch, dachte David. Eine prüde
Engländerin! »Schon gut, schon gut«,
beschwichtigte er sie und unterstrich seine Worte mit entsprechenden
Gesten. »Ich will Ihnen sagen, wie wir’s machen. Sie
reichen mir Ihre Kleider durch die Badezimmertür…«
Sie blickte genauso mißtrauisch drein wie Dr. Coobs, so oft
eine Delegation von der Erde hier antanzte, um die Kolonie zu
»inspizieren«.
»… und ich gebe sie in den Reiniger. Dann geh’ ich
hinaus und hüpfe in den Teich.«
»Wie Gott Sie schuf?«
»Verzeihung, ich verstehe nicht…«
»Also nackt.«
Er zuckte die Achseln.
»Wenn es Sie beruhigt, werde ich meine Shorts anbehalten.
Darf ich wenigstens meine Schuhe ausziehen? Die Umweltschützer
können recht sauer werden, wenn man in schmutzigen Stiefeln zum
Schwimmen geht.«
Sie nickte, aber ihre Miene veränderte sich nicht.
So ein kalter Fisch! »Also gut. Ich werde mich mit dem
Vibrator außer Haus säubern und dann ins Wasser gehen.
Rufen Sie mich, wenn Sie fertig sind. Ich werde mich abwenden, die
Augen schließen, die Augen mit den Händen verdecken und
untertauchen. Gut so? Dann, wenn Sie sicher gelandet sind und ich
noch nicht ertrunken bin, können wir uns beim Schwimmen
entspannen. Das Wasser ist stets warm, wissen Sie. Und ich werde
zweihundert Meter Abstand halten. In Ordnung?«
Evelyn spürte, wie sich ein Lächeln in ihre Mundwinkel
stahl. »Dieser Teich ist keine zweihundert Meter
breit.«
»Schön, ich werde mein Bestes tun«, meinte er.
Er sieht so verdammt seriös aus. »Ich möchte
nicht prüde erscheinen«, sagte sie, »aber bei uns
daheim pflegen wir einfach nicht mit Fremden nackt zu
baden.«
»Sie haben ein Recht darauf, Ihren
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