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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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Gitarrenkofferträger, die aussahen, als stünde der Durchbruch schon seit einiger Zeit kurz bevor. Ein paar Hipstertypen ließen ihre schwarzen Stirnfransen über Kaffeebecher hängen und tippten Buchstaben in ihre Laptops. Verträumte Möchtegernbeatniks allesamt.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Tom.
    »Wir warten hier, was sonst?«
    Tom lehnte sich müde zurück. »Nicht grade pünktlich.«
    »Du kannst ja fahren«, sagte ich. Die Nervosität machte mich schroff.
    Wir bestellten Eiskaffee und warteten noch eine geschlagene Stunde. Dann kam Claire endlich durch die große Schwingtür herein.
    Meine Aufregung kehrte sofort zurück. Sie trug eine blauschwarz karierte Bluse mit bis zu den Schultern hochgerollten Ärmeln und eine schmale schwarze Jeans, dazu zitronenfarbene Converse Allstars. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen müde.
    Ich stand auf und ging ihr entgegen. Sie sah mich mit einem Lächeln an, wie eine Verkäuferin, die kurz vor Ladenschluss ihren schwierigsten Kunden trifft, und ließ ihre Tasche auf den Boden fallen.
    »Willst du dich setzen?«, fragte ich.
    »Allmächtiger«, sagte Claire mit einem tiefen Seufzer.
    »Was ist?«
    Sie erzählte irgendetwas von Umleitungen, brennenden Autowracks auf dem Freeway und der verfluchten Klimaanlage. Dann streifte sie meinen Arm im Vorbeigehen mit ihrer Hand und ließ sich in einen Sessel plumpsen, direkt neben Tom, den sie nicht zu bemerken schien.
    »Habt ihr schon eingecheckt?«, fragte sie und sah sich angestrengt in der Lobby um.
    »Nein«, sagte ich. »Ist egal, wir können es später noch machen.«
    »Viel Rot hier.«
    »Ich dachte, du kennst das Hotel.«
    »Ähm«, sagte Tom aus der Tiefe seines Sessels.
    »Du erinnerst dich«, sagte ich und zeigte auf ihn. »Das ist mein Freund Tom.«
    Sie drehte ihren Kopf zur Seite. »Oh, hi Tom.«
    »Hi«, sagte Tom.
    »Vielleicht möchtest du erst mal aufs Zimmer gehen und duschen«, schlug sie vor. »Wir könnten ja dann noch gemeinsam rumziehen. Oder Tom?«
    »Ich denke, ich werd mal zu Koenig fahren«, murmelte er auf Deutsch.
    »Ach was«, sagte Claire, die ihn wohl verstanden hatte. »Was habt ihr da?« Sie zeigte auf unsere Gläser.
    »Eiskaffee.«
    »Gut«, sagte sie. »Ich trinke jetzt gleich einen mit euch, und dann ziehen wir los.«
    Draußen auf der Straße ging Claire zwischen uns beiden. Sie hatte sich bei mir untergehakt und wollte von Tom hören, was es »Neues in der Galaxis« gebe. Ich glaube, er nahm die Frage wirklich ernst, aber ehe er ihr von eben entdeckten Exoplaneten und Flussbetten auf dem Mars erzählen konnte, wechselte sie schon das Thema und wollte über die Wüste reden.
    Ich begann ihr ausführlich von der Wüste in Arizona und ihrer Vegetation zu erzählen.
    »Rund um L. A. ist Wüste«, warf sie ein. »Ist nicht so, dass ich noch nie dort war.«
    »Aber ihr habt keine Riesenkakteen.«
    »Wir haben Joshua Trees.«
    »Ihr habt keine Klapperschlangen.«
    »Wir haben Klapperschlangen.«
    »Ihr habt keine Apachen. Und keine Javelinas.«
    »Jave-was?«
    »Nabelschweine. Sie laufen in Arizona in den Canyons rum.«
    »In Ordnung. Das ist neu«, gab sie zu.
    Das Diner, das uns Claire für den Lunch empfahl, hatte eine unprätentiöse amerikanische Speisekarte. Claire bestellte den größten Burger, und während wir warteten, erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Ich erzählte ihr von Flagstaff und den Vulkanen. Von Whistler und von Rhada Anand, von Percival Lowell, der Marsstädte gesucht, von John Loeb, der auf uns geschossen, und seinem Hund, der mich Gott sei Dank nicht gebissen hatte. Tom, der meine Version der Geschehnisse zum ersten Mal hörte, musste ebenso oft lachen wie Claire. Hier und da unterbrach er mich mit kurzen Korrekturen: Nicht er hatte das Gewehrfeuer angezogen! Ich hatte mich verdächtig verhalten. Nicht er hatte in dem verlassenen Haus schlafen wollen! Ich sei nicht mehr transportfähig gewesen. Claire wollte meine Verletzungen sehen und ich stand auf, um ihr stolz den immer noch violetten Abdruck oberhalb meines Steißbeins zu zeigen. Dann gelangte ich zum Streit zwischen mir und Tom. Ich erzählte ihr, wie unser Auto in hohem Bogen durch den Canyon geflogen und in einem Bach gelandet war. (Nicht er habe das Steuer in der Hand gehabt, erwähnte Tom). Ich übertrieb die Flughöhe keineswegs, weil die Geschichte auch so drastisch genug klang, und tatsächlich sah ich Spuren von Zweifel in Claires Gesicht.
    »Aber ihr seid nicht wirklich geflogen«, sagte

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