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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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bewundern. In diesem heimeligen Raume befand sich der bedrückte Ehemann meiner Mutter. Der aus der vornehmen Familie der Kleingedanks stammende Wolfhardt war trotz seines gewaltigen Bartes ein gemütlicher Mann, bei dem die Weichheit des Fleisches der seines Temperamentes entsprach, während sich nicht bestätigte, dass, wie Bruder Thomas meinte, dicke Männer besser denken würden. Vielmehr verhielt es sich dergestalt, dass Wolfhardt jedem Grübeln ebenso wie der frommen Kontemplation abhold war. Da er es vorzog, das einfache und arbeitsame Leben mit meiner Mutter zu teilen, als sich dem Überfluss hinzugeben, den seine Familie ihm ermöglicht hätte, sprach manch ein Kölner ihm die heilige Einfalt zu.
    Erst auf den zweiten Blick sah ich den Bruder von Wolfhardt, den Ratsherrn Andreas Kleingedank, der in sich zusammengesunken und zitternd auf einem Stuhle hinten in einer dunklen Ecke hockte. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, denn er verbarg es mit seinen Händen, die blass-grau waren wie der Tod. Sein dichter, weithin gerühmter blonder Haarschopf hatte sich in den verkrampften Fingerspitzen verfangen und war zerzaust. Ich bemerkte, dass sein ganzer langer, dürrer Körper unter seinem roten Gewand zuckte, und dann vernahm ich auch schon sein leises Schluchzen.
    »Als er hörte, worauf die Predigt hinauslief«, sagte Wolfhardt, »rannte er her, um sich zu verstecken. Ihn packte große Furcht, dass das stinkende Gesindel ihn in Stücke reißt.«
    »Du kannst die Vorwürfe doch wohl entkräften?«, wandte ich mich betroffen an Andreas. Der aber blieb stumm.
    »Im Gegenteil, mein Sohn. Er gesteht«, antwortete Wolfhardt an Stelle seines Bruders. Wolfhardt kraulte kummervoll seinen Bart.
    »Diese übergroße Schande für die Familie!«, rief ich entsetzt.
    »Habe ich dich bei dem größten Liebhaber unter den Gelehrten dieses Erdenkreises in die Lehre geschickt«, fragte meine Mutter in unerwartet tadelndem Ton, »damit du derart unvernünftige Ansichten hegst?«
    Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Andreas die Hände von seinem verheulten Gesicht nahm, um meiner Mutter einen dankbaren Blick zuzuwerfen. Empört wollte ich etwas erwidern, aber ohne recht zu wissen, wie mir geschah, hörte ich, wie ich sagte: »Er erkennt die Schuhe.«
    »Du redest wirr, schon als du eingetreten bist, geschätzter Sohn. Sag uns, was soll das bedeuten!«, herrschte meine Mutter mich an.
    »Der Prediger, Bruder Emund«, erklärte ich pflichtschuldigst, »er halst Schule, als seien sie eine weibliche Saltzmeste.« Weil meine Mutter erwähnt hatte, Meister Arab sei ein so feuriger Liebhaber gewesen, war mir wieder in Erinnerung gekommen, was ich in Paris erlebt hatte. Zweifelsohne handelte es sich um den Studenten, der nunmehr auf dem Neumarkte als Bruder Emund predigte …
    »Wie widerlich, nicht wahr, Hadwig?«, entfuhr es Wolfhardt. Er warf einen schnellen Seitenblick auf seinen Bruder, der sich daraufhin wieder die Hände vors Gesicht schlug.
    »Woher weißt du das?«, fragte meine Mutter mich und zog ihre Augenbrauen unheilvoll zusammen.
    Ich fürchtete, sie würde mir meine damalige Sünde der Schaulust vorhalten, also stammelte ich eher, als dass ich sprach: »Der Prediger ließ sich von einem Mädchen, das er als Adelheid ansprach, die Schuhe geben, mit denen er den eigenen Worten zufolge Gott um Aufschub der Bestrafung für die Sodomie bitten könne, die die Kölner in ihrer Mitte dulden. Dann befahl er Vogelo, dem Schuster, dieser Adelheid neue Schuhe zu machen. Das erinnerte mich … Meister Arab … in Paris … ein Mädchen … hat es uns erzählt … damals … Warum bist du mir darob so böse, liebe Mutter?«
    »Geschätzter Sohn«, beruhigte sie mich. »Du missverstehst mich. Erzähle der Reihe nach, wie du zu der Kenntnis kommst, dass Pater Emund Schuhe brutet.« Sie lachte und mit ihr versuchte auch Andreas, etwas wie ein Lachen seiner Kehle zu entringen, während Wolfhardt sein Eheweib mit gerunzelter Stirn anschaute. »Eine ungemein lustige Vorstellung.«
    »Könnte es sein, dass du derartige Dinge etwas zu leicht nimmst?«, schleuderte ich ihr ungehalten entgegen. Doch dann erzählte ich gehorsam, woher ich erfahren hatte, dass der Mann, der sich Bruder Emund nennt, die Sünde begeht, die man Immunditia oder Mollitia nennt. Ich sagte nicht alles, was mir nun ins Gedächtnis trat, aber es reichte, um die Neugier meiner Mutter zu befriedigen. Wie sollte ich ihr denn gestehen, was ich selbst dem Beichtvater nur unter

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