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Die Kraft der Stille. Neue Lehren des Don Juan

Die Kraft der Stille. Neue Lehren des Don Juan

Titel: Die Kraft der Stille. Neue Lehren des Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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links abbiegen sollte, wie schnell ich fahren sollte.
    »Ich kenne diese Gegend«, sagte ich, ziemlich gereizt. »Sag mir, wohin du fahren willst, und ich werde dich hinbringen. Wie ein Taxifahrer.«
    »Okay«, sagte er. »Bring mich zur Nummer 1573, Heavenward Avenue!«
    Ich wußte nicht, wo die Heavenward Avenue war, oder ob es überhaupt solch eine Straße gab. Ich hatte sogar den Verdacht, er habe den Namen nur erfunden, um mich in Verlegenheit zu bringen. Ich schwieg. In seinen strahlenden Augen lag ein spöttisches Glitzern.
    »Die Selbstsucht ist ein wahrer Tyrann«, sagte er. »Wir müssen unaufhörlich auf ihren Sturz hinarbeiten.«
    Er sagte mir wieder, wie ich fahren sollte. Endlich bat er mich, vor einem einstöckigen, hellbraunen Haus an einer Straßenecke zu halten, in einem wohlhabenden Stadtviertel.
    Das Haus hatte etwas Besonderes, das mir sofort ins Auge fiel: Rundherum lag eine dicke Schicht von ockerfarbenem Kies. Das massive Gartentor, die Fensterrahmen und das Balkenwerk des Hauses - alles war ockerfarben; genau wie der Kies. Alle Fenster, soweit ich sie sehen konnte, hatten geschlossene Jalousien. Anscheinend war es die typische Vorortvilla der gehobenen Mittelschicht.
    Wir stiegen aus. Don Juan ging voran. Er klopfte nicht an und öffnete auch die Tür nicht mit einem Schlüssel. Als wir kamen, schwang die Tür lautlos an geölten Scharnieren auf - ganz von selbst, soweit ich feststellen konnte.
    Don Juan trat rasch ein. Er bat mich nicht hinein. Ich folgte ihm einfach. Ich war neugierig zu sehen, wer die Tür von innen geöffnet hatte. Aber da war niemand.
    Das Innere des Hauses wirkte sehr beruhigend. Es gab keine Bilder an den glatten, peinlich sauberen Wänden. Es gab auch keine Lampen oder Buchregale. Ein goldgelber Fliesenboden bildete einen reizvollen Kontrast zu dem nachgedunkelten Weiß der Wände. Wir befanden uns in einem schmalen, engen Korridor, der in ein geräumiges Wohnzimmer führte, mit hoher Decke und einem ziegelgemauerten Kamin. Die eine Hälfte des Zimmers war völlig leer, doch vor dem Kamin standen kostbare Möbel im Halbkreis: zwei große beige Sofas in der Mitte, flankiert von zwei Sesseln, die mit gleichfarbigem Stoff bezogen waren. In der Mitte stand ein schwerer, runder Kaffeetisch aus massiver Eiche. Nach allem, was ich gesehen hatte, waren die Bewohner dieses Hauses anscheinend reiche Leute - mit einer Vorliebe für das Spartanische. Und anscheinend saßen sie gerne vor dem Kamin.
    Zwei Männer, etwa Mitte Fünfzig, saßen auf den Sesseln. Sie standen auf, als wir eintraten. Der eine war Indianer, der andere Südamerikaner. Don Juan stellte mich zuerst dem Indianer vor, der näher bei mir stand.
    »Dies ist Silvio Manuel«, sagte Don Juan zu mir. »Er ist der mächtigste und gefährlichste Zauberer meines Zuges, und auch der geheimnisvollste.«
    Silvio Manuels Gesichtszüge waren wie aus einem Maya-Fresco. Sein Teint war blaß, beinah gelb. Ich fand, er sah chinesisch aus. Seine Augen standen schräg, doch ohne das Lidfältchen. Sie waren groß, schwarz und leuchtend. Er war bartlos. Sein Haar war jettschwarz, mit grauen Strähnen darin. Er hatte hohe Wangenknochen und volle Lippen. Er war fast eins achtzig groß, drahtig, und bekleidet mit gelbem Sporthemd, brauner Hose und einem leichten beigen Jackett. Nach seiner Kleidung und seinem Benehmen zu urteilen, war er ein Amerikaner mexikanischer Herkunft. Ich lächelte und steckte Silvio Manuel die Hand entgegen, aber er nahm sie nicht. Er nickte nachlässig.
    »Und dies ist Vicente Medrano«, sagte Don Juan, zu dem anderen Mann gewandt. »Er ist der kenntnisreichste und älteste meiner Gefährten. Er ist nicht nach Lebensjahren der ältere, sondern weil er der erste Schüler meines Wohltäters war.«
    Vicente nickte ebenso nachlässig wie Silvio Manuel; er sprach ebenfalls kein Wort.
    Er war etwas größer als Silvio Manuel, aber ebenso hager. Er hatte einen rosigen Teint und einen sauber gestutzten Kinn- und Schnurrbart. Seine Gesichtszüge waren fast fein zu nennen: eine schmale, schön gemeißelte Nase, ein kleiner Mund, dünne Lippen. Buschige, dunkle Augenbrauen kontrastierten mit seinem ergrauenden Haupthaar und Bart. Seine Augen waren braun. Sie strahlten und lachten, trotz seiner finsteren Miene.
    Er war konservativ gekleidet, mit einem grünlichen Leinenanzug und einem offenen Sporthemd. Auch er schien Mexiko-Amerikaner zu sein. In ihm vermutete ich den Besitzer des Hauses.
    Neben den beiden wirkte Don

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