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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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eine Schrotflinte vom Kaliber zwölf noch ein Sturz aus dem vierten Stockwerk hatten ihm etwas anhaben können.
    Michael sagte: »Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass Helios seine Neue Rasse im Salon seiner Villa im Garden District bastelt. Vielleicht ist Biovision nur ein Aushängeschild.«
    Biovision, eine Firma für bahnbrechende Entwicklungen auf dem Sektor der Biotechnologie, die Helios gleich nach seiner Ankunft in New Orleans vor mehr als zwanzig Jahren gegründet hatte, war Inhaber vieler Patente, die ihn Jahr für Jahr reicher machten.
    »All diese Angestellten«, sagte Carson, »all diese Dienstleistungen für andere Firmen, die täglich erbracht werden – da könnte man nicht mitten drin ein geheimes Labor unterhalten, in dem Leute hergestellt werden.«
    »Da hast du auch wieder Recht. Ich meine, als Buckliger mit schielenden Glubschaugen und in einer Mönchskutte mit Kapuze würde Igor doch ganz schön auffallen, wenn er im Raum mit den Verkaufsautomaten auftaucht, um Kaffee zu holen. Fahr nicht so schnell.«
    Carson beschleunigte und sagte: »Dann hat er also irgendwo in der Stadt noch andere Einrichtungen, die ihm wahrscheinlich über eine Scheinfirma gehören, mit Hauptsitz auf den Cayman Inseln oder so.«
    »Ich hasse diese Form von Polizeiarbeit.«

    Er meinte die Sorte, die es erforderlich machte, Nachforschungen über Tausende von Unternehmen in New Orleans anzustellen und diejenigen auf eine Liste zu setzen, die in ausländischen oder ansonsten dubiosen Händen waren.
    Carson mochte diese ausgedehnten Schreibtischsessions genauso wenig wie Michael, doch sie brachte immerhin die nötige Geduld dafür auf. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass ihr dafür keine Zeit mehr bleiben würde.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«, fragte Michael, als die Stadt verschwommen vor den Scheiben vorüberzog. »Falls wir nämlich ins Kommissariat fahren, um dort den ganzen Tag lang vor Computern zu sitzen, lässt du mich am besten gleich hier raus.«
    »Ach ja? Und was hast du solange vor?«
    »Keine Ahnung. Jemanden finden, den ich erschießen kann.«
    »Du wirst schon ziemlich bald einen Haufen Leute zum Erschießen haben. Die Leute, die Victor angefertigt hat. Die Neue Rasse.«
    »Irgendwie ist es deprimierend, die Alte Rasse zu sein. Als wäre man der Pizzaofen vom letzten Jahr, bevor sie den Mikrochip eingebaut haben, der ihn Songs von Randy Newman singen lässt.«
    »Wer würde denn einen Pizzaofen haben wollen, der Randy Newman singt?«
    »Wer nicht?«
    Carson wäre vielleicht über die rote Ampel gerast, wenn nicht gerade ein 40-Tonner quer über die Kreuzung gerollt wäre. Nach der Bildwerbung zu urteilen, die auf die Seite des Kühllasters gemalt war, war er mit rohen Frikadellen beladen, die für McDonald’s bestimmt waren. Sie wollte nicht zu Tode gehamburgert werden.
    Sie fuhren durch die Innenstadt. Auf den Straßen war viel los.

    Während er die Scharen von Fußgängern musterte, fragte sich Michael: »Wie viele Leute in dieser Stadt sind eigentlich gar keine Leute? Wie viele von ihnen sind bereits Victors … Geschöpfe? «
    »Tausend«, sagte Carson, »zehntausend, fünfzigtausend – oder vielleicht auch nur hundert.«
    »Mehr als hundert.«
    »Ja.«
    »Früher oder später wird Helios merken, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind.«
    »Er weiß es bereits«, vermutete sie.
    »Weißt du, wozu uns das macht?«
    »Zu Freiwild«, sagte sie.
    »Zum Abknallen freigegeben. Und er scheint ein Typ zu sein, der keine falschen Hemmungen kennt.«
    Sie sagte: »Ich schätze, wir haben noch vierundzwanzig Stunden zu leben.«

4
    Aus Marmor gemeißelt und vom Wind und Regen der Jahrzehnte verwittert stand die Jungfrau Maria in einer Nische, von der aus sie die Stufen vor den Händen der Barmherzigkeit überblickte.
    Das Krankenhaus war schon vor langer Zeit geschlossen worden. Die Fenster waren mit Backsteinen zugemauert. Auf dem Tor im schmiedeeisernen Zaun wies ein Schild das Gebäude als privates Lagerhaus aus, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zutritt hatte.
    Victor fuhr am Krankenhaus vorbei und in die Tiefgarage eines fünfstöckigen Gebäudes, in dem die Buchhaltung und
die Personalabteilung von Biovision untergebracht waren, der Firma, die er gegründet hatte. Er fuhr den Mercedes auf einen Stellplatz, der für ihn reserviert war.
    Nur er besaß den Schlüssel zu einer lackierten Stahltür ganz in der Nähe. Dahinter befand sich ein leerer Raum mit Zementboden und Zementwänden, der

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