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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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ein himmlisches Schreiben, welches er vom Herrn selbst empfangen habe. Er sei auf dem Weg ins Heilige Land von Engeln angehalten worden, und an ihn sei der Auftrag ergangen, die heiligsten Stätten und Jerusalem von den Feinden Gottes zu befreien. Die Herkunft des Pergaments ließ sich nicht prüfen, doch diese erbärmliche Gestalt hatte eine Ausstrahlung und eine so klangvolle Stimme, dass alle Anwesenden sogleich von der göttlichen Sendung dieses Kerls überzeugt waren. Ungeachtet dessen begann dieser Mönch in Gegenwart des Papstes auch noch zu predigen. Bei allem Negativen, das diese Gestalt umgab, wurde er selber, der Pontifex, von den Worten des Erbärmlichen ergriffen, und, bei diesem Gedanken glitt die Anspannung wieder von seinem Gesicht, ihm war die Idee gekommen, es wäre vielleicht sogar von Nutzen, wenn er diesen Einsiedler Peter für seine Zwecke einspannte. Schon war es ihm gelungen, einen Großteil der lästigen Ritterschaft zum Verlassen des Landes zu bewegen. Ihm war natürlich nicht verborgen geblieben, welche Not durch schlechte Ernten, Krankheiten und die ständigen Kleinkriege im Land herrschte. Dieser beredte Mönch mit der klangvollen, ja fast engelgleichen Stimme könnte, unterstützt von dem unleserlichen Gekrakel auf seinem Pergament, viele Menschen davon überzeugen, dass es ihr Bestes sei, sich auf den Weg nach Jerusalem zu machen. Er hatte den Mönch predigen lassen und währenddessen seine Möglichkeiten erwogen. Sollte es diesem Mönch gelingen, einen Teil der verarmten Bevölkerung außer Landes zu ziehen, könnte das geschundene Reich bar aller Raufbolde und armen Schlucker aufatmen. Schaden würde es nicht, wenn er diesen da ziehen ließe mit dem Auftrag, möglichst viele für eine Wallfahrt in das Heilige Land zu gewinnen. So gewährte er Peter dem Einsiedler auch, in seinem Namen zu predigen und allen, die es hören konnten, zu verkünden: Wer das Kreuz nimmt und gelobt, in das Heilige Land gegen die Muslime zu ziehen, dem sei vollständiger Ablass von allen Sünden garantiert.
    Die Ritter sollten im folgenden August losziehen. Den Einsiedler sandte er in die Grafschaften Champagne, Berry und Lothringen.
    Nun war Urban gespannt, wie sich alles weitere entwickeln würde. Das Seine hatte er getan, und im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes würde er die Kirche Jesu Christi vereinen und zu einem mächtigen Gegenpol gegen alle weltliche Macht erheben.
    Zufrieden schaute er in die Glut des Feuers. Er würde das Werk, dessen Anfänge bereits in den Zeiten seiner Ausbildung in Cluny lagen und an dem sein Vorgänger Gregor bereits gearbeitet hatte, vollenden. Gott will es.

Vor den Mauern Arqas,
14. April 1099
    Ursula hasste die Tage nach dem Kampf. Der Schlachtlärm war längst dem Stöhnen und Wimmern der Verwundeten und dem schrillen Klagen der Weiber gewichen. Heute hatten die Heiden einen Ausfall aus ihrer Stadt gewagt. Begonnen hatte der Tag mit einem Hagel von Pfeilen, dann drangen Hunderte von berittenen Bogenschützen aus den Toren Arqas, und kurz darauf ging alles erneut in ein Gemetzel Mann gegen Mann über. So rasch wie sie erschienen waren, zogen sich die Heiden wieder hinter ihre Mauern zurück. Auf dem Feld sah man nun, wie Leichen auf Karren gelegt, noch Lebende gestützt oder getragen Richtung Lager begleitet wurden, betende Mönche und Volk, welches noch brauchbare Waffen und Rüstungsteile abtransportierte, bis hin zu den Kindern, die Pfeile einsammelten. Zwischen all diesem erkannte Ursula auch Gefährtinnen, beim Verbinden von Wunden oder auch über leblose Körper gebeugt, auf Lebenszeichen hoffend. Der leichte Wind wehte nicht nur den Rauch der vielen Feuer, sondern auch das Gebrüll jener herüber, die von den Badern und Feldschern verarztet wurden und etwas von sich hergeben mussten. Abschneiden war hier leichter als Heilen. Das Schreien und Stöhnen mischte sich mit dem Latein der betenden Mönche und den Befehlen der Ritter, die im Lager und auf dem Feld gebrüllt wurden. Sie wandte sich ab und ging langsam durch das Lager zurück zu ihrem Zelt.
    Auch sie hatte schon so oft zwischen all den Zeugnissen der Gemetzel nach Ohnmächtigen, Bekannten und manchmal auch nach Wertsachen gesucht. Noch Tage später hatte sie gemeint, den süßlichen Leichengeruch in der Nase zu haben. Heute war sie dazu aber nicht in der Lage. Ihr praller Unterleib spannte und hätte sie zu sehr behindert. Darüber hinaus spürte sie an diesem Tag, wie sich ihre

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