Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
harmlos«, wandte Amanon ein. »Ich kenne viele, die Wasserpfeife rauchen.«
»Bei den K'luriern ist es etwas anders«, erklärte Nolan. »Ihre Tabakmischung ist zehnmal stärker. Die k'lurischen Alchimisten verstehen ihr Handwerk. Das habe ich erst viel später begriffen. Sie ändern die Rezeptur je nach erwünschter Wirkung. Wenn sie ein neues Mitglied rekrutieren wollen, verwenden sie zum Beispiel euphorisierende Pflanzen. Nachdem ich meine erste Wasserpfeife geraucht hatte, erschien mir nichts wichtiger als die Freundschaft, die uns einte. So begann ich, das schwarze Stirnband mit den Dornenranken zu tragen. Nachts stahl ich mich heimlich davon, um zu unseren Treffen zu gehen.«
»Aber du musst doch gemerkt haben, dass deine neuen Freunde K'lurier waren«, sagte Eryne. »Anhänger eines Dämons!«
»Das stimmt, ich wusste es«, gestand Nolan. »Aber das war für mich bedeutungslos.
Sie wollten kein Gold von mir, und ich musste keine Gebete sprechen. Ich genoss es ganz einfach, mich mit Maugane und einigen etwas verrückten jungen Leuten zu treffen, Wasserpfeife zu rauchen und auf alles zu schimpfen, was wir den Tag über gelernt hatten.«
»Trugst du auch einen dieser Zackendolche?«, fragte Amanon .
Nolan errötete. »Sie gaben ihn mir erst nach mehreren Monden. Anfangs versammelten wir uns bei Maugane, und da war so ein Kerl, der uns immer die Wasserpfeife brachte. Nach einer Weile nahm er uns mit in die Katakomben der Stadt, und dort lernte ich andere Männer kennen, von denen einige völlig fanatisch waren. Irgendwann merkte ich, dass die Rauschmittel nun eine andere Wirkung hatten. Sie machten uns aggressiv und wiegelten uns gegen die Maz auf, gegen unsere Lehrer und sogar gegen unsere Eltern. Manche der älteren Mitglieder stachelten uns mit Hetzpredigten auf. Eines Nachts schickten sie uns schließlich los – wir sollten jemandem einen Denkzettel verpassen. Und ich ging mit.«
Er senkte den kahl geschorenen Schädel, als die anderen ihn ungläubig anstarrten.
»Wer war das Opfer?«, wollte Amanon wissen.
»Hast du den Mann getötet?«, fragte Eryne mit tonloser Stimme.
»Nein!«, versicherte Nolan hastig. »Wir hatten nur den Auftrag, ihm eine Lehre zu erteilen. Mehr nicht. Am nächsten Tag wusste ich nicht einmal mehr, was der Arme angestellt haben sollte, und wurde von schrecklichen Gewissensbissen geplagt. Drei Nächte später ging es wieder los. Unsere Anführer schickten uns zum nächsten Opfer.
Ich war nur eine Schachfigur, ohne eigenen Willen. Ich gehorchte K'lurs Priestern blind.«
»Und alles wegen dieser Frau«, brummte Bowbaq.
Nolan seufzte schwer. Konnte er den anderen überhaupt erklären, wie ihm damals zumute gewesen war? Wie sollten sie nachvollziehen können, was er erlebt hatte? »Ich trage ihr nichts nach«, sagte er leise und hob den Kopf. »Sie hat mich zwar zu den K'luriern mitgenommen, aber ich weiß, dass sie keine bösen Absichten hatte. Genau wie ich hatte sie sich verführen lassen. Wenn ich die Gruppe eher verlassen hätte, dann … dann wäre sie mir vielleicht gefolgt. Vielleicht wäre sie jetzt noch am Leben!«
Seine letzten Worte gingen in einem Schluchzen unter. Zornig wischte er die Tränen fort und vergrub das Gesicht in den Armen. Aus Rücksicht auf seinen Kummer ließen ihn seine Freunde eine Weile in Ruhe, obwohl sie vor Neugier fast platzten. Irgendwann blickte Nolan auf und sah, dass Eryne ebenfalls stumm weinte. Als sie den Arm über den Tisch streckte und nach seiner Hand griff, wurde ihm warm ums Herz. »Nachdem ich mehrere Dekaden zu den nächtlichen Treffen gegangen war, wurde mir der Zackendolch überreicht«, fuhr er fort. »Meine Gedanken waren vielleicht von den Rauschmitteln vernebelt, aber ich ahnte, dass man mir befehlen würde, ihn auch zu gebrauchen. Da fielen mir die Züu und die Warnungen unserer Eltern ein, und das öffnete mir die Augen. Plötzlich wurde mir klar, was aus mir geworden war. Ich ging weiterhin in die Katakomben, aber nur, um meinen Ausstieg vorzubereiten. Denn wäre ich unvermittelt nicht mehr aufgetaucht, hätten sie ein paar Männer vorbeigeschickt, um mich zu bestrafen.«
»Hast du auch aufgehört, Wasserpfeife zu rauchen?«, fragte Amanon. »Nicht ganz, aber ich rauchte so wenig wie möglich, gerade genug, um nicht aufzufallen. Außerdem schloss ich mich einer gemäßigteren Gruppe an. Für Maugane war es leider zu spät. Ich versuchte immer wieder, sie davon zu überzeugen, der Sekte den Rücken zu kehren, aber
Weitere Kostenlose Bücher