Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
sie lehnte empört ab. Schließlich suchte sie sich einen neuen Geliebten und brach den Kontakt zu mir ab. Von diesem Tag an hatte ich keinen Grund mehr, weiter mit den K'luriern zu verkehren, und zog mich klammheimlich zurück. Ich bin und bleibe eben ein Feigling.«
»Sag das nicht«, widersprach Amanon. »Du hast getan, was du konntest.«
»Das ist nicht wahr. Ich hätte hartnäckiger versuchen sollen, Maugane zu retten. Vielleicht hätte ich sie irgendwie zwingen müssen, die Sekte zu verlassen. Stattdessen nahm ich mein früheres Leben wieder auf, als wäre nichts geschehen. Als wäre ich ein gewöhnlicher Priesterschüler, und die Straßen von Ith würden nachts nicht von verlorenen Seelen heimgesucht, die einen Dämon verehren.«
»Du konntest nicht wissen, was passieren würde«, sagte Eryne streng. Er lächelte seiner Schwester traurig zu. Kein tröstendes Wort konnte seine Schuldgefühle lindern, aber er war froh über das Verständnis seiner Freunde. Er hatte mit Vorwürfen gerechnet, doch stattdessen brachten sie ihm vor allem Mitgefühl entgegen. Bisher jedenfalls – denn das Schlimmste hatte er noch nicht erzählt.
»Sechs Monde vergingen, bevor ich wieder etwas von den K'luriern hörte. Vor einem halben Mond kam Maugane im Morgengrauen zu mir. Sie war totenbleich, wirkte fiebrig und schien Angst zu haben. Sie hatte Wasserpfeife geraucht, das roch ich, und der Geruch war stärker als sonst. Ich verstand nur die Hälfte von dem, was sie sagte, denn sie redete wirr und behauptete, ich und meine Familie seien in Gefahr. Sie sprach von einem Bund der K'lurier mit anderen Sekten, der sogenannten Dunklen Bruderschaft, von einer neuen Ära, in der Dämonen die Welt beherrschen würden, und von Eurydis' Untergang. Außerdem stammelte sie immer wieder etwas von einer Alten Religion.«
Er hatte damit gerechnet, dass Amanon, Eryne oder Bowbaq etwas sagen würden, aber alle drei schwiegen und schienen gebannt auf die Fortsetzung zu warten. »Ich konnte ihr kaum folgen und redete mir ein, sie habe zu viel Wasserpfeife geraucht, und das alles seien nur Bruchstücke von Predigten zu K'lurs Ehren. Ich versuchte sie zu beruhigen, aber sie geriet immer mehr in Panik, als sie merkte, dass ich ihr nicht glaubte. Schließlich rannte sie davon, und ich hielt sie nicht zurück.« Er schluckte schwer, überwältigt von Schuldgefühlen.
»Trotzdem erschütterten mich ihre Worte. Am selben Morgen stopfte ich ein paar Kleidungsstücke in einen Beutel und floh aus meinem Zimmer, um nach Lorelia zurückzukehren. Ich reservierte einen Platz in einer Kutsche, wollte Maugane aber vor der Abreise ein letztes Mal sehen. Ich hoffte immer noch, sie überreden zu können, mich zu begleiten. Ich ging zu ihrem Zimmer, und dort lag sie in einer Blutlache, entstellt von unzähligen Dolchstichen. Sie musste sterben, weil sie versucht hatte, mich zu warnen«, schloss er traurig.
»Aber vielleicht hatte der Mord gar nichts mit dir zu tun«, protestierte Eryne. »Vielleicht waren die Täter keine K'lurier.«
»Das redete ich mir zunächst auch ein. Obwohl alles dagegen sprach, klammerte ich mich an den Gedanken, dass es ein schrecklicher Zufall war. Doch als uns dann in Lorelia die Grauen Legionäre verfolgten und ich in Corenns Tagebuch von Sombre, den Züu und der Alten Religion las, wurde mir klar, dass die Sekte versuchen würde, uns zu finden.«
Er holte tief Luft, trotz allem erleichtert, es hinter sich gebracht zu haben. »Ich bereue sehr, euch nicht früher davon erzählt zu haben. Ich habe euch etwas verheimlicht, das uns allen viel Leid erspart hätte, vor allem Keb und Cael. Ich bin schuld an ihren Verletzungen und würde es verstehen, wenn ihr mir nun nicht mehr vertraut. Bitte verzeiht mir.«
Seine Worte waren an alle gerichtet, aber sein flehender Blick galt Eryne, die er über eine Dekade lang angelogen hatte. Sie war alles, was ihm von seiner Familie geblieben war, und mehr denn je sehnte er sich nach ihrem Beistand. Als sie seine Hand losließ, die sie seit einer Weile gehalten hatte, setzte sein Herz einen Schlag aus – bis sie aufstand, um den Tisch herumkam und ihn in die Arme schloss.
»Auch so haben wir in Lorelia allen Fremden misstraut«, sagte Bowbaq gelassen. »Selbst wenn du uns eher davon erzählt hättest, hätten uns die Männer im Hafen überrascht. Ich mache dir jedenfalls keine Vorwürfe, Freund Nolan. Du musst sehr unglücklich gewesen sein.«
Nolan war so gerührt, dass er ihm nur mit einem Nicken
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