Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
gierig an meiner Brust saugte, vergaß ich meine Sorge. Er war ein kräftiger Junge, der acht Pfund auf die Waage brachte.
Die Vorstellung, er könnte Saats abstoßendes Äußeres erben, hatte mich mondelang um den Schlaf gebracht. Doch mein Sohn wuchs zu einem starken, stattlichen Mann heran, ganz anders als der Hexer mit seinen dürren Gliedmaßen.
Ich ließ ihm die traditionelle wallattische Erziehung zuteilwerden. Unsere Könige können ihre Krone nur verteidigen, wenn ihnen die rohe Art unseres Landes vertraut ist. Kein B'ree hat jemals vor seinem Volk Schwäche gezeigt, und Keb war ein mustergültiger Thronfolger, der jede Bürde bereitwillig auf sich nahm.
Schon als Kind arbeitete er auf den Feldern. Er scheute keine Mühe, und keine Aufgabe war ihm zu schwer. Lieber wäre er vor Erschöpfung gestorben, als Hilfe anzunehmen oder zuzulassen, dass man ihn bevorzugt behandelte. So ist er noch heute.
Mit zehn Jahren hielt man ihn für vierzehn. Beim traditionellen Schweinestechen in der Arena war er der jüngste Sieger, den es je gegeben hatte. Das Wildschwein, das er nur mit einem Dolch bezwang, wog über zweihundertzwanzig Pfund. Es hatte ihm den Oberschenkel aufgerissen und ihn mehrmals gerammt, aber mein Sohn verzog nicht einmal das Gesicht. Für ihn zählten nur der Jubel und Beifall seiner Landsleute.
Als Nächstes suchte ich ihm einen Waffenmeister. Mit sechzehn wusste Keb alles über die Handhabung der Lowa. Es wurde immer schwerer, Gegner für ihn zu finden, denn alle fürchteten sich vor dem Jähzorn, der ihn manchmal während der Übungen packte. Gegen meinen Willen schloss er sich schließlich einer der Patrouillen an, die unsere Grenzen bewachen. Aus mehreren Scharmützeln ging er als Sieger hervor und erwarb sich schon bald den Ruf, ein tapferer Krieger zu sein. Ich bot ihm das Kommando über eine Einheit an, aber Keb interessiert sich nicht für Strategie und Taktik. Er möchte seinen Waffenbrüdern beweisen, dass er es wert ist, an ihrer Seite zu kämpfen. Tag für Tag, Schlacht für Schlacht.
Schuld an diesem Drang nach Bestätigung bin ich. Seit Keb alt genug ist, mir zuzuhören, habe ich gehässig über Saat geredet. Keb weiß sehr wohl, wer sein Vater ist, obwohl ich es nie ausgesprochen habe, und dieses Erbe belastet ihn. Er würde es niemals zugeben, aber er leidet unter dem Gefühl, ein Bastard zu sein. Ich habe einen brennenden Hass an ihn weitergegeben, der ihn dazu verleitet, immer größere Gefahren einzugehen. Obwohl ich weiß, dass er stark ist, sorge ich mich um ihn. Doch er liebt seine Freiheit viel zu sehr, um meinen Mahnungen Gehör zu schenken. Dabei wäre Vorsicht dringend geboten – vor allem, seit die Alte Religion wieder aufflammt und neue Anhänger findet.
In den Dekaden nach der Niederlage unserer Armee sprachen die Wallatten viel von Sombre. Alle fragten sich, was aus dem Dämon geworden war, der uns zum Sieg hätte führen sollen. Ich hingegen hoffte, ihm nie wieder begegnen zu müssen. Ich hatte das Amt der Hohepriesterin übernommen, um Saat einen Gefallen zu tun. Wie hätte ich ahnen sollen, dass die Kreatur unter uns weilte, als Wesen aus Fleisch und Blut? Es kam schlimmer als in meinen schwärzesten Albträumen. Ich hatte geglaubt, Macht über Zehntausende Gläubige zu erlangen, und war nun stattdessen gezwungen, einer Bestie Sklaven zum Fraß vorzuwerfen. Sombres finstere Blicke, sein Schweigen und sein Jähzorn waren unerträglich. So sehr ich mich auch bemühte, ihm aus dem Weg zu gehen, er schien mir immer in irgendeiner dunklen Ecke aufzulauern. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, er lese meine Gedanken. Nur wenige wussten, dass Sombre und der junge Dyarch, den Saat als seinen Sohn bezeichnete, ein und derselbe waren. Lange Zeit fürchtete ich, ihn eines Tages wiederzusehen. In den ersten Jahren meiner Herrschaft verbat ich meinen Untertanen, seinen Namen auszusprechen oder seine Religion auch nur zu erwähnen. Dabei hatte ich sie selbst erschaffen'. Meine Krieger glaubten, ich handele aus Rache und wolle ihn nicht länger anbeten, weil er uns nicht zum Sieg verholfen hatte. In Wahrheit wurde ich von nackter Angst getrieben. Jedes an Sombre gerichtete Gebet ließ ihn stärker werden, das hatte ich mit eigenen Augen gesehen. Ich wollte ihn auf keinen Fall noch mächtiger machen und hoffte, dass er mich und die Wallatten vergessen würde. Ich setzte alles daran, dass mein Sohn niemals für die Untaten seines Vaters würde büßen müssen – nicht für
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