Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Freund.«
»Niemand konnte ahnen, dass sie so zäh sein würden«, verteidigte sich der Prinz. »Es waren nicht viele, und ich habe zwanzig Männer auf sie angesetzt.«
»Zwanzig
K'lurier«,
verbesserte ihn die alte Dame schroff. »Ergebene Gläubige, die uns nun Euretwegen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ihre Opferbereitschaft ist gewiss von Vorteil, aber für diese Mission hättet Ihr sie nicht auswählen dürfen. Die Rauschmittel schränken ihre Fähigkeiten zu sehr ein.«
Während Alcide die Vorwürfe stumm über sich ergehen ließ, spürte er ein Stechen im Magen. Die Erzherzogin hatte ihm nicht einmal angeboten, sich zu setzen. Da er sich nicht erniedrigen lassen wollte, begann er, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Unsere Männer konnte ich nicht nehmen«, rechtfertigte er sich. »Ich kann schlecht zwanzig Legionäre losschicken, um fünf Schwachköpfe und zwei Kinder aus dem Weg zu räumen. Die Kommandanten hätten zu viele Fragen gestellt!«
»Dann wäre es Eure Aufgabe gewesen, diese Fragen zu beantworten«, herrschte sie ihn an. »Und diese ›Schwachköpfe‹, wie Ihr sie nennt, habt Ihr offenbar unterschätzt. Dabei hatte Er uns vor ihnen gewarnt.«
Er. Immer wieder Er. Jedes Mal, wenn von Ihm die Rede war, überlief es den Prinzen eiskalt. Am liebsten hätte er sich umgedreht, um sich zu vergewissern, dass nichts Böses in seinem Rücken lauerte.
»Ich wüsste nicht, was an diesen Leuten so besonders ist«, beharrte er. »Und es will mir nicht in den Sinn, warum Er sie sich nicht selbst vom Hals schafft.«
»Er wird schon seine Gründe haben«, fuhr ihm die Herzogin über den Mund. »Jedenfalls sollen
wir
uns um diese ›Schwachköpfe und Kinder‹ kümmern. Wenn wir Ihm nicht einmal ein paar Köpfe auf dem Silbertablett servieren können, welchen Platz wird Er uns dann in Zukunft zugestehen? Er könnte argwöhnen, dass wir für die Gegenseite arbeiten. Begreift Ihr das nicht?« Bei dieser Vorstellung zuckte Alcide zusammen. Er versuchte seine Angst zu überspielen, indem er die Fäuste ballte.
»Ich werde sie finden«, versprach er. »Anscheinend steuern sie eine kleine Insel vor der Küste an. Ich weiß zwar noch nicht, was sie dort wollen, aber ich werde alles Nötige in die Wege leiten.«
»Ich verlasse mich auf Euch«, sagte die Hausherrin mit Nachdruck und sah ihm dabei fest in die Augen. »Ihr wisst, dass ich andere Aufgaben zu erledigen habe, die nicht minder wichtig sind. Ich kann Euch nicht ständig auf die Finger schauen.«
Der Prinz nickte stumm. Er fühlte sich gedemütigt und fürchtete zugleich, erneut zu versagen. »Möglicherweise habe ich einen neuen Gefolgsmann gefunden«, murmelte er. »Einen Leuchtturmwärter. Er wirkte verzweifelt genug, um jedem zu gehorchen, der ihm etwas Bedeutung verleiht.«
»Wir gehen vor wie immer«, sagte die Herzogin. »Er wird ihn aufsuchen und mit ihm sprechen, und dann schickt Ihr einen Eurer Männer, um ihn zu rekrutieren. Sollte er sich weigern …«
Sie musste den Satz nicht beenden. An die hundert Lorelier und andere standhafte Männer hatten sich in der Vergangenheit geweigert, sich den Grauen Legionären oder den K'luriern anzuschließen. Ihre hehren Ideale hatten sie mit dem Leben bezahlt.
Alcide hatte keinen Moment gezögert, Moral und Anstand zu vergessen, als er vor die Wahl gestellt worden war. Ihm war es gleich, welcher Seite er diente, Hauptsache, er überlebte.
Laute Schritte im Nebenraum unterbrachen das Gespräch. Die Tür zum Musikzimmer wurde aufgestoßen, und ein geschniegelter Lakai trat ein. »Dame Agenor, der König ist eingetroffen!«, verkündete er pompös.
Der Prinz von Benelia warf der Herzogin einen fragenden Blick zu. Er wusste nichts von diesem Besuch und wunderte sich, dass der alte Bondrian überhaupt noch in der Lage war, seinen Palast zu verlassen.
»Zieht nicht so ein Gesicht, Alcide!«, sagte die Herzogin belustigt. »Geht lieber den König begrüßen, der mir die Ehre erweist, mich in der Stadt willkommen zu heißen.
Vielleicht erlebt mein armer Bruder seinen letzten Winter«, fügte sie vielsagend hinzu.
Etwas unwillig machte sich Alcide auf die Suche nach seinem Cousin. Agenor hatte Recht. In den nächsten Monden würde sich einiges ändern, und wer auf der Seite der Sieger bleiben wollte, musste sich anpassen.
***
Keb kam ohne einen Laut zur Welt, während ich vor Schmerzen brüllte. Es dauerte mehrere Dezillen, bis er zu schreien begann. Ich interpretierte das als Charakterstärke. Als er
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