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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Saat geteilt hatte. Seit jener Zeit führte sie ein freudloses Dasein, und die einzigen Dinge, die ihr noch etwas bedeuteten, waren der Wiederaufbau ihres Reichs und die Liebe ihres Sohnes.
    Aber Keb war nicht mehr bei ihr. Vielleicht war er längst tot.
    Als sich die Tür zu ihrem Gemach mit einem leisen Knarzen öffnete, wischte sich Che’b’ree zornig eine Träne von der Wange. Hastig zog sie ein Tuch über den Gegenstand, bevor sie sich umwandte. Niemand durfte ihren Schatz zu Gesicht bekommen. Der Eindringling würde ihre Lowa spüren, sollte er sich als zu neugierig erweisen.
    Doch zum Glück war es nur Lyn’a’min, und die Arme war blind.
    Das Mädchen war eine entfernte Verwandte Gors’a’mins, des einstigen Königs der wallattischen Klans. Nach ihrer Rückkehr aus Goran hatte Che’b’ree sie als Gesellschaftsdame zu sich in den Palast geholt. Dabei war die Königin eigentlich am liebsten mit sich und ihren Gedanken allein. Doch sie musste die Form wahren, und so spazierte die Blinde nach Gutdünken in ihrem Palast herum und drang sogar ungefragt in ihre Privatgemächer ein.
    »Verzeiht … Ich vermeinte, Euch weinen zu hören«, sagte Lyn’a’min freimütig. »Ist alles in Ordnung?«
    Che’b’ree wischte sich abermals verstohlen über die Wange. Hieß es nicht im Volksmund, Blinde hätten ein feineres Gehör als Sehende?
    »Mir geht es gut«, behauptete sie. »Du musst dich getäuscht haben.«
    Doch Lyn’a’min blieb reglos in der Tür stehen, und ihr leerer Blick verlor sich in der Ferne.
    »Ihr habt immer noch nichts von ihm gehört?«, vergewisserte sie sich.
    Das leise Seufzen der Königin war Antwort genug, und so trat Lyn’a’min nach einer unbeholfenen Verbeugung auf den Gang hinaus. Als Che’b’ree wieder allein war, schlug sie ihren Schatz behutsam in das Tuch ein und legte ihn zurück in sein Versteck.
    Sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Die Hoffnung, dass Keb irgendwann nach Wallatt zurückkehren würde. Und sich von seiner Mutter zum Bleiben bewegen ließe.
    ***
    Vor mir hatte acht Jahrhunderte lang kein Kind, ob Gott oder Dämon, das Jal verlassen. Das weiß ich von meinen »Verbündeten«, vielmehr jenen Unsterblichen, die sich mir bereits unterworfen haben. Bis ich kam, hielten sie unsere Verbreitung für beendet. Vor allem die Alten Gottheiten konnten sich noch der Zeit entsinnen, als jeden Mond neue Götter und Dämonen geboren wurden, und sie waren erleichtert, dass diese Ära vorbei war. Ich genieße es, sie allein durch meine Existenz zu verärgern. Die Geschöpfe des Dara und Kam sind seit jeher Feinde: Alles, was Hamsa, Eurydis und den anderen Göttern missfällt, macht mich froh.
    Eine ganze Weile glaubte ich, der Letztgeborene des Jal zu sein, doch Zum belehrte mich eines Besseren. Eryne, eine Sterbliche, die im Jal gezeugt worden war, hat ihre Entwicklung begonnen. Zunächst vermutete ich in ihr den Erzfeind, doch es gelang ihr nicht, Züia die Strafende zu töten. Vielleicht ist der Erzfeind das Kind, das in ihrem Leib heranwächst. Was kümmert mich das? Der Bastard wird ohnehin nie das Licht der Welt erblicken. Die unsterbliche Natur seiner Mutter wird die Kraft ihres Gweloms bald übersteigen, und dann werde ich sie überall finden können. Ich werde sie meine Überlegenheit spüren lassen.
    Welche Stufen meine jüngere Schwester auf dem Weg zu ihrer Vollendung beschreiten wird, weiß ich genau. Göttliche Macht geht immer mit Leid einher. Es sei denn, für das Dara gelten andere Gesetze als für das Kam, was ich bezweifle. Ich erinnere mich noch dunkel an die langweiligen Gärten, über die der alte Nol seit Anbeginn der Tage als Tyrann herrscht. Im Grunde ist die strenge Ordnung des Dara ebenso grausam wie das Chaos des Kam. Vor allem für ein Kind, das nicht unter seinesgleichen aufgewachsen ist, wie es Göttern bestimmt ist.
    Natürlich habe ich kein Mitleid mit meiner Schwester, deren Leben längst verwirkt ist. Ihr Leid, so groß es auch sein mag, ist nichts im Vergleich zu dem, welches meine eigene Entwicklung begleitet hat.
    Nachdem ich dem Kam den Rücken gekehrt und Ith erreicht hatte, beleidigten die Gebete der Diener des Dara meinen Geist. Verstört von diesen widerlichen Lobpreisungen verließ ich die Stadt und streifte eine Weile ziellos umher.
    Da mir Müdigkeit und Erschöpfung fremd sind, hätte ich durch die Welt ziehen können, ohne jemals zu schlafen, aber zu meiner Verblüffung stellte ich fest, dass ich den Lebensrhythmus der

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