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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Sterblichen übernahm. Bald ging mir auf, dass ich seit meiner Vollendung nur sehr wenige dieser niederen Geschöpfe kennengelernt hatte. Nicht alle waren wie Saats Krieger und Sklaven. So begann ich, in den Provinzen des Großen Kaiserreichs Goran und später in der gesamten bekannten Welt die Gedanken vieler verschiedener Menschen zu erforschen. Damit war ich lange Jahre beschäftigt, in denen ich kein einziges Mal kämpfte, dafür aber mehr lernte als in all der Zeit mit Saat. Ich sog die Erfahrungen Abertausender Sterblicher auf.
    Damals wurden mir zwei Dinge klar: Erstens sind die Menschen nicht die Luft wert, die sie atmen. Sie sind so jämmerlich und stumpfsinnig, dass es eine Beleidigung ist, sie für unsere Schöpfer zu halten! Ihre einzige Daseinsberechtigung ist die Verehrung, die sie uns entgegenbringen – vor allem mir, dem mächtigsten aller Unsterblichen.
    Zweitens greifen meine Brüder und Schwestern kaum noch in den Lauf der Welt ein. Häufig ist das, wofür sie vor Jahrtausenden erschaffen wurden, längst vom Antlitz der Erde verschwunden: die Inseln etwa, deren Schutzpatron sie waren, oder der feindliche Stamm, dem sie an den Hals gewünscht worden waren. Manche der Alten Gottheiten spielen eine so unbedeutende Rolle, dass es geradezu lachhaft ist.
    Mir war das unbegreiflich. Warum machte sich keiner meiner Brüder und Schwestern seine Unsterblichkeit zunutze? Ich hielt mich zwar ebenfalls im Hintergrund, aber das war nur die Ruhe vor dem Sturm. Bald würde ich genug Erfahrung gesammelt haben. Schließlich bin ich der Bezwinger. Mein Daseinszweck ist der Kampf, der Sieg und die Unterjochung der Schwachen. Ich wusste, dass meine Zeit kommen würde. Deshalb war mir die Tatenlosigkeit meiner älteren Brüder und Schwestern ein Rätsel, auch wenn sie mir nützte. Wie konnten sie sich nur damit begnügen, die Menschen bis ans Ende der Tage zu beobachten, ohne in ihr Leben einzugreifen?
    Nach einer Weile wollte ich meine Macht erproben. Bei meinen Streifzügen stieß ich zufällig auf den Sterblichen, der mich einst in meinem Mausoleum aufgesucht hatte. Yan.
    Als ich ihn erst einmal erkannt hatte, kam ich nicht mehr von ihm los. Ich las in ihm wie in einem offenen Buch oder heftete mich in Gestalt eines für ihn unsichtbaren Avatars an seine Fersen. Was ich so über ihn erfuhr, faszinierte mich von Tag zu Tag mehr, denn dieser Yan ähnelte keinem anderen Sterblichen, dessen Gedanken ich erforscht hatte.
    Am meisten unterschied er sich von seinesgleichen durch die Stärke seines Willens – und seine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Macht. Seine Fähigkeit, auf die Elemente einzuwirken, eine Fähigkeit, die Sterbliche Magie nennen, kam sogar den Kräften der niederen Geschöpfe aus dem Jal gleich, aber er machte fast nie Gebrauch davon und brüstete sich auch nicht damit. Noch unbegreiflicher war mir sein Mangel an Ehrgeiz und Machtgier. Jeder andere hätte danach gestrebt, die Herrschaft über ein Königreich an sich zu reißen, während Yan sich nichts weiter wünschte, als in Frieden zu leben.
    Und noch etwas verblüffte mich über alle Maßen: Der Sterbliche empfand keinen Hass, auf nichts und niemanden. Das Einzige, wovor er Angst zu haben schien, war ein erneuter Angriff der Züu, wobei er sich immer vor Augen hielt, dass die Priester im roten Gewand schon als Kinder Züias Lehre unterworfen und zu Mördern erzogen wurden. Zudem fürchtete Yan mich viel weniger, als mir lieb war. Er hatte miterlebt, wie tief mich Saats Verrat getroffen hatte. Für ihn war ich nichts als ein Kind aus dem Jal, das zu früh und ohne eigenes Verschulden dem Schutz der Gärten entrissen worden war.
    Der Sterbliche hatte Mitleid mit mir.
    Mehrmals war ich kurz davor, meine unsichtbare Gestalt aufzugeben, meine Krallen auszufahren und ihn auf der Stelle zu zerfetzen. Wenn er wenige Schritte neben mir stand oder tief und traumlos in seinem Bett schlief, überkam mich hin und wieder der Drang, ihm die Glieder auszureißen, die Knochen zu brechen und die Haut von seinem blutigen Fleisch zu ziehen. Doch die Tage vergingen, ohne dass ich etwas unternahm.
    Ich bin der Bezwinger, so haben mich die Menschen erschaffen. Ich töte jeden, der sich mir nicht unterwirft. Dieses Gesetz beherrscht meinen Geist. Doch obwohl ich Yan mehrmals verletzt hatte und das Leben seiner Freunde und Verwandten allein durch meine Existenz in Gefahr war, betrachtete er mich nicht als Feind. Das verwirrte mich derart, dass ich lange Zeit unfähig

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