Die Kriegerin der Kelten
aus freiem Willen dargebrachtes menschliches Lebendopfer, bei dem ausdrücklich kein Dritter in irgendeiner Weise zu Schaden kommt, nicht grundsätzlich mit Abscheu zu betrachten ist; zumal wenn das Opfer sich diesem Ritual in dem festen Glauben darbietet, mit dieser Geste eine wichtige Botschaft unmittelbar über den Fluss zwischen Leben und Tod und hinein in das Land des Todes zu transportieren. In jedem Fall ist diese Opfergabe eine ganz andere Art der Fürbitte, als das sinnlose Abschlachten von Tieren oder das Töten von Menschen, die in Wahrheit doch gar nicht sterben wollen.
Mit dem Schreiben dieser Tetralogie ging für mich auch eine außergewöhnliche, ganz persönliche Odyssee einher, während der sich fast jeder Aspekt meines Lebens grundlegend veränderte. Der Großteil dieser Veränderungen dürfte der stetig eindringlicher werdenden Erfahrung des Träumens zuzuschreiben sein, die mir durch die Bodicea und all jene, die sie begleiten, vergönnt ist. Ich bezweifle sehr stark, ob die Charaktere, die bereits meine Träume bevölkern, sich aus diesen freiwillig oder gar leise wieder zurückziehen werden. Eher im Gegenteil, denn diese Seelen klopfen bereits an weiteren Türen an und auf ganz neue Art und Weise. Sollten mein Leben und die Zeit es mir also erlauben, so werde ich mich auch noch jener geschichtlichen Episode widmen, die dem zeitlichen Rahmen, in dem diese Tetralogie sich abspielt, vorgelagert ist. Ich werde also auch die Geschichte Alexandriens und Monas erforschen, um mich dann wieder ein wenig in unserer Zeit vorzutasten, um das Rom nach dem Aufstand der Stämme Britanniens zu betrachten und natürlich das Ende der römischen Lebensweise in Britannien. All jene Leser, die bereits vertraut sind mit der Artussage, werden gleich vom ersten Buch dieser Serie an erkannt haben, dass in der Geschichte der Bodicea eine ganz ähnliche Saat keimt wie im Artuskult. Ich weiß noch nicht, wohin diese Parallelität schließlich noch führen mag, aber dies herauszufinden wäre mit Sicherheit hochinteressant.
Die Welt außerhalb meiner Geschichte hat sich unterdessen in weitaus dramatischerer Weise verändert als mein eigenes Leben. Als ich mit meinem Buch Die Herrin der Kelten begann, hatte auch gerade das neue Jahrtausend begonnen, und voller Hoffnung auf eine andere, vielleicht bessere Zukunft schritt man ihm entgegen. Stattdessen aber sind Kriege und Naturkatastrophen über die Erde hereingebrochen. Insbesondere habe ich mit ansehen müssen, wie die Regierungsmächte meines Landes einen Krieg gegen einen nur allzu fernen Staat ausgerufen haben, der - was immer man auch über die Rechtmäßigkeit dieses Krieges denken mag - in jedem Fall jedoch erhebliche Ähnlichkeiten aufweist mit der römischen Invasion in Britannien vor annähernd zweitausend Jahren. Angefangen bei den variierenden Gründen für diese Invasion und bei dem Versuch, die örtlichen Ressourcen des eroberten Gebietes in profitable Gewinne für ein weit entferntes Land zu verwandeln, bis hin zu der Borniertheit, sich einfach einmal auszumalen, dass ein solches Eingreifen in einen fremden Staat zwangsläufig den Aufstand der dort Ansässigen zur Folge haben wird, spiegelt die Invasion im Irak aus meiner Sicht genau jenen Prozess wider, der sich auch im Vorgehen der Legionen während der Eroberung Britanniens zeigte.
Andererseits besteht überhaupt kein Zwang, den Pfad, den andere Menschen vor etwa zweitausend Jahren begründet haben, nun ein zweites Mal entlangzuschreiten. Was einmal geschehen ist, muss sich nicht grundsätzlich ein zweites Mal so ereignen, außer, wir lassen dies mangels persönlichem Engagement einfach so passieren oder beschließen gar, dass die Geschichte sich genau so noch einmal wiederholen soll. Es scheint, als würde mein Land regiert von den Nachkommen Roms. Vielleicht haben diese ihren Einfluss sogar über die ganze Welt ausgedehnt, in dem Bestreben, alles das, was sie nicht verstehen, unterwerfen zu wollen. Jene von uns aber, die gelernt haben, unser Land mit anderen Sinnen zu ertasten und zu verstehen, dürfen wohl guten Gewissens dem Glauben anhängen, dass der Griff, mit dem die Nachfolger Roms unsere Welt gepackt halten, sich langsam lockert, und dass die berechtigte Hoffnung besteht, dass wir letztendlich alle zu einer anderen Sichtweise der Welt gelangen könnten. Die Hoffnung, dass wir lernen können von jenen Menschen, die wir einst waren, auf dass wir zu anderen Menschen reifen als jenen, zu denen wir
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