Die Kriegerin der Kelten
ja.«
Breaca spürte, wie ein zartes Lächeln sie berührte, dann fühlte sie einen Kuss, nahm vage wahr, dass irgendjemand neben ihr stand. Schließlich ging dieser Jemand wieder, die Stimme der Göttin aber blieb, verborgen in dem lärmenden Schlag des Schmiedehammers, der auf den Amboss niedersauste.
»Nichts ist sicher. Mit Ausnahme des Todes und des Friedens, der dir nach dem Tod geschenkt wird. Ein Krieg zieht herauf und mit ihm die Hoffnung auf Sieg. Ist das allein nicht schon Grund genug, um am Leben bleiben zu wollen?«
Airmid trat an ihr Lager, keine Göttin, sondern Breacas Liebhaberin und Träumerin. Sie erschien umgeben von einem Kranz aus grellen Sonnenstrahlen und brachte den Duft von Rosmarin, Seetang und Lanolin mit sich sowie das Gefühl von kühlem Wasser und noch kühleren Händen, die das Fieber ein wenig zu dämpfen schienen.
Doch Airmid sprach nicht mit Breaca, sondern mit irgendjemand anderem, ganz so, als ob Breaca schliefe. Als die Stimme ihrer Liebhaberin erklang, herrschte Stille. Das Lärmen des Ambosses war verhallt. »Sollte das Fleisch nicht bald wieder über dem Knochen zusammenwachsen, dann wird sie niemals wieder ihr Schwert führen können.« Airmid war erschöpft, hatte geweint und bemühte sich dennoch hartnäckig, beides zu verbergen.
»Im Augenblick, so fürchte ich, gibt es leider noch dringlichere Sorgen als Breacas Waffe und die Frage, ob sie wohl jemals wieder damit wird kämpfen können.« Von der anderen Seite ihres Bettes her ertönte Valerius’ Stimme, wobei er Breaca so fern schien, als ob er von einem vollkommen anderen Land aus spräche, als ob er eine andere Sprache benutzte und eine ganz andere Art von Schmerz litte als Airmid. »Wenn die Legionen jemanden auspeitschen, dann geschieht das üblicherweise, um denjenigen für etwas zu bestrafen, nicht aber, um ihn dauerhaft zu verstümmeln. Breacas Auspeitschung dagegen wurde mit einer solchen Brutalität ausgeführt... Bei ihr wird es deutlich länger dauern, bis sie wieder genesen ist.«
»Aber sie wird doch wohl wieder genesen?«
»Ich denke schon«, antwortete Valerius. »Zumindest, wenn auch sie das wirklich will.«
Kurz darauf verließen Airmid und Valerius, jene beiden, die Breaca noch am Leben erhielten, ihre Bettstatt wieder. Abermals erklang das rhythmische Hämmern auf dem Amboss. Einzig ein Hund blieb neben ihr liegen. Dann wurden aus diesem einen Hund zwei Hunde, je einer auf jeder Seite des Grabens zwischen Leben und Tod, sodass Breaca in jedem Fall nicht ohne Begleiter würde gehen müssen, egal, für welchen Pfad sie sich entschied.
ERSTER TEIL
Frühjahr A. D. 60
I
Regenwolken brausten wütend über die letzten blassblauen Flecken des Himmels hinweg und leuchteten mit kupfernem Glanz - erhellt sowohl von der sterbenden Sonne als auch von den lodernden Feuern tief unten auf der Erde.
Cunomar von den Eceni, der einzige Sohn der Bodicea, hielt ein brennendes Holzscheit an das Bündel aus Stechginster, Dornengestrüpp und Stroh, das unten am Fuße eines der Wachtürme des Legionarslagers lag.
Dann wartete er und betrachtete dabei abwechselnd das zaghaft züngelnde Feuer und die Wolken. Ein ganzes Leben schien zu verstreichen, Zeit, um entdeckt zu werden, Zeit, um in dem Wachturm über ihm den Alarm auszulösen, Zeit, in der ein Legionssoldat auf den Schutzwall klettern könnte, um einen Speer in Cunomars ungeschütztes Fleisch zu jagen. Mehr als genug Zeit für den Feind, um mit gezogenen Waffen ein ganzes Dutzend seiner Männer aus dem Tor stürmen zu lassen und das Leben jenes Kriegers auszulöschen, der es wagte, die Römer bei lebendigem Leibe dem Flammentod auszusetzen.
Doch nichts von alledem geschah. Stattdessen beobachtete der junge Krieger, wie die kleinen Klümpchen aus Hammelfett, die er in die Mitte des Dornengestrüpps geschmiert hatte, zuerst in kleine Stichflammen aufgingen und schließlich hell und lodernd brannten. Rechts von Cunomar kamen drei halbnackte Krieger herbeigelaufen und schleuderten noch weitere Bündel von mit Hammelfett präpariertem Stechginster an den Fuß der Mauer. Nur einen kurzen Augenblick später rannte Cunomar hinter ihnen her und steckte jedes einzelne der Bündel in Brand. Schließlich schleuderte er sein Holzscheit mit dem brennenden Ende voran mitten in das letzte Gestrüppknäuel hinein.
Stroh und trockene Dornenzweige gingen mit rasender Geschwindigkeit in Flammen auf und erzeugten schmierige Rauchwolken. Mit einem Mal schlug die Hitze wie
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