Die Krone der Macht
und sah sich um, vorher die Stimme gekommen war. Da fiel sein Blick auf einen erhöhten Thronsessel, auf dem ein Mann saß: Doron, der schwarzen Magier!
„So, da bist du also, Nador von Naringara! Der große Held und der Geliebte der neuen Königin von Ellowin, nicht wahr? Sie hat einen schlechten Geschmack, deine Sarja! Was findet sie nur an einem verwachsenen Krüppel wie dir?“ höhnte er.
Nador schwieg und sah ruhig in Dorons zornverzerrtes Gesicht. Die Wut Dorons ließ ihn hoffen, dass es Sarja und den Freunden gelungen war zu entkommen. Diese Hoffnung schien Doron jedoch an seinem Gesicht abzulesen, denn er fuhr ihn an:
„Freu dich nicht zu früh! Noch sind deine drei Freunde in meinem Herrschaftsbereich, und Jarin, der alte Esel, kann ihnen nicht helfen, denn er darf mein Land nicht betreten. Was glaubst du, werde ich mit der süßen Sarja machen, wenn ich sie erst in meinen Händen habe, na?“ Stolz und trotzig warf Nador den Kopf zurück. „Antworte, du Hund!“ schrie Doron. „Sonst lasse ich dir den Mund öffnen!“ Doch Nador sah ihn nur an und schwieg.
Da brüllte Doron einige Worte, die Nador nicht verstand. Einer der Krieger trat auf Nador zu, in der Hand eine schwere Peitsche. Achtmal, neunmal klatschte das pfeifende Leder auf Nadors geschwundenen Körper. Er Biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Doch dann übermannten ihn die grausamen Schmerzen, und er sank in die Knie Doron bellte einen kurzen Befehl, und der Mann hörte auf, Nador zu schlagen.
„Gut, mein Freund, heben wir uns das für später auf“, zischte Doron. „Mit dir habe ich noch etwas ganz Besonderes vor. Nicht umsonst sollst du mir vier meiner besten Diener getötet haben. Und wenn ich mich genau erinnere, bist du mir auch schon anderswo in die Quere gekommen. Und dafür wirst du mir noch bezahlen! Doch zunächst muss ich dich halbwegs lebendig haben, denn du wirst mir als Lockvogel für deine Sarja dienen. Habe ich erst die Krone vollständig in den Händen, werdet ihr beiden Liebesvögel die Gelegenheit bekommen, im Duett zu singen. Das macht die Sache interessanter. Dann kann sich einer an Lied des anderen erfreuen.“
Doron brach in ein dämonisches Gelächter aus, bei dem sich Nadors Herz vor Angst um Sarja zusammenkrampfte. Er ahnte, was Doron vorhatte!
„Nehmt ihn mit“, befahl Doron Zweien seiner Krieger. „Doch achtet gut auf ihn! Zurzeit ist er mein wertvollster Besitz.“
Die zwei Krieger ergriffen Nador bei den Armen und schleiften ihn mit sich. Schlagartig wurde es Nador nun auch klar, wie es ihm hatte gelingen können, die beiden Reptil-Wesen zu töten. Sie hatten den Auftrag gehabt, ihn lebend zu fangen. Doch da schwor sich Nador, Dorons Plan zur durchkreuzen. Obwohl er halb bewusstlos vor Schmerzen in den Fäusten von Dorons Schergen hing, wusste er, dass ihm das irgendwie gelingen musste. Sonst wären Sarja und die Freunde verloren.
*****
Ástino und Ardon gingen zu Sarja. Sie stand am Strand und beobachtete mit wachsender Besorgnis die Klippen. Zäh verrann die Zeit, und keiner der drei sagte ein Wort. Plötzlich schrie Sarja auf und deutete nach oben. Auf der Klippe hoch über ihnen stand Doron. Er schwang die Schlangengeißel gegen die kleine Gruppe am Strand.
„Seht her!“ schrie er. „Sieh her, schöne Sarja, wen ich hier habe!“
Zwei seiner menschlichen Schergen schleiften Nador zum Rand der Klippe. Seine Hände waren gebunden, und der blutete aus vielen Wunden. Sarja stöhnte auf.
„Ja“, brüllte Doron, „dein Geliebter, Nador der Krüppel, ist in meiner Hand! Und bald wird er noch hübscher aussehen, denn meine Diener verstehen ihr Handwerk.“
Auf sein Zeichen zerrten in die Wächter um Nador herum, so dass er mit dem Rücken zum Abgrund stand. Mit einem Ruck riss Doron das zerfetzte, blutige Hemd Nadors auf und entblößte seinen von den schweren Peitschenhieben gezeichneten Rücken. Ardon und Ástino ballten bei diesem Anblick in ohnmächtiger Wut die Fäuste, Sarja schlug mit einem erstickten Schrei die Hände vors Gesicht.
„Gefällt dir das, Sarja von Ellowin?“ lachte Doron grausam. „Ich kenne noch viel hübschere Spiele, mit denen dein Freund mich unterhalten kann, und würde sie gern an ihm versuchen, denn er hat meinen Zorn auf sich gezogen. Es sei denn, du wärest mit einem kleinen Tausch einverstanden: Gib mir die Krone, und ich schenke dir deinen Nador! Gibst du sie mir jedoch nicht, wird
Weitere Kostenlose Bücher