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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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anderen Ende des Schlachtfeldes gefunden worden, wo er harte Gegenwehr geleistet hatte, als Maelgwyns Streitkräfte durchbrechen wollten. Selbst im Tod wirkte er noch gewaltig - seine Gesichtszüge waren zu einer wütenden Maske verzerrt, und sein rotes Haar war dick mit Blut verkrustet. Von dieser >Familie<, zu der noch vor sechs Jahren siebenhundert der besten Krieger des Westens gezählt hatten, waren kaum noch fünfzig am Leben.
    Es lagen auch viele Bauern tot - aber ihre Zahl war schwer abzuschätzen. Viele von ihnen mußten nach der Schlacht direkt zu ihren Gehöften zurückgekehrt sein, und viele weitere hatten Ynys Witrin verlassen, ohne darauf zu warten, daß sie gezählt wurden -sobald sie ihre Toten gefunden hatten. Deshalb waren wir nicht sicher, wer tot war oder wer nur vermißt wurde. Nur ein Name unter ihnen, eine stille Gestalt, bleibt in mein Herz eingeschnitten wie das Zeichen, das in ein Siegel geschnitzt ist: Rhys ap Sion, der tot unter den anderen an der Straßenkreuzung gefunden wurde, wo er beim ersten Ansturm gefallen war. Man hatte ihn namenlos mit den anderen Toten in der Nacht nach der Schlacht zusammengelegt, und erst am nächsten Morgen erkannte ihn seine Frau. Tot, tot, tot: Ganz Ynys Witrin stank nach Tod, und alles was ich berührte, alles was ich sah, hörte, fühlte, die Luft, die ich atmete, und das Essen, das ich aß, schien schwer davon zu wiegen.
    Am Nachmittag schickte Maelgwyn Gwynedd uns einen Boten, der das Angebot brachte, den Waffenstillstand bis zum Frühling auszudehnen und während dieser Zeit in sein eigenes Königreich zurückzukehren. Wir stimmten zu. Die feindliche Garnison in Camlann schickte auch eine Botschaft, in der unseren Bedingungen zugestimmt wurde und in der man uns versprach, am folgenden Tag die Festung zu verlassen und mit Maelgwyn nach Norden zu ziehen.
    »Gut«, sagte Sandde erleichtert. »Dann ist mehr Platz in Camlann. Wenn hier noch länger alles so überfüllt ist, dann müßten wir das Fieber fürchten.«
    Und noch immer gab es kein Anzeichen von Artus.
    Am nächsten Tag zog Maelgwyn weiter nach Norden, und Sandde schickte Männer in alle Städte von Dumnonia und verkündete, daß wir gesiegt hätten und daß der Frieden wieder einzöge. Die Märkte sollten neu eröffnet werden. Ich hatte mir von Herzen gewünscht, eine Belohnung für jeden auszusetzen, der
    Nachrichten von Artus brachte oder von seiner Leiche; aber ich wußte, daß es unklug war, im ganzen Land zu verbreiten, daß wir auch nicht wußten, ob er lebte oder tot war. Es gab dann vielleicht noch mehr Aufstände, oder Maelgwyn brach sein Wort und kam zurück. Von unserer Armee waren so viele dahingegangen, daß wir keinen weiteren Kampf mehr riskieren konnten.
    Sandde schickte die Männer nach Camlann, wo es genügend Platz und Vorräte gab. Am ersten Tag hatte er alle unverletzten Männer weggeschickt, dann alle weniger schwer Verwundeten. Ich bot an, bei den Schwerverletzten in Ynys Witrin zu bleiben, bis man sie ohne Gefahr transportieren konnte. Nach einigem Zögern stimmte Sandde zu und überließ mir in Ynys Witrin die Befehlsgewalt, während er nach Camlann ritt.
    Ich wartete. Die Bauernarmee machte sich nicht die Mühe, zur kaiserlichen Festung zu ziehen, sondern zog in den Tagen nach dem Waffenstillstand nach Hause - wenigstens diejenigen, die nicht schon vorher heimgegangen waren. Sion ap Rhys und seine Verwandten machten sich fünf Tage nach der Schlacht wieder auf den Heimweg. Sie wären früher losgezogen, aber sie mußten einen aus ihrer Mitte zum Hof zurückschicken, damit er den Ochsenkarren holte, denn ein anderer von ihnen war verwundet und konnte weder gehen noch reiten. Außerdem hatten sie den Wunsch, Rhys auf den Ländereien der Sippe zu beerdigen. Mit Schuldgefühlen im Herzen gab ich ihnen ein paar Geschenke, eine kleine Gegenleistung für ihre Freundlichkeit mir gegenüber. Vielleicht sah das schändlich aus, als ob ich für das Leben ihres Verwandten bezahlen wollte, und sein Leben war unbezahlbar. Dennoch, sie konnten die Dinge vielleicht brauchen. An dem Morgen ging ich mit ihnen hinunter zu den Toren, um sie zu verabschieden.
    Eivlin zog auch mit ihnen und ließ nur ein Dienstmädchen bei mir zurück. Sie hatte seit dem Tod ihres Mannes weder zu mir noch zu irgendeinem anderen viel gesagt, sondern sie ging mit roten Augen und hartem Gesicht umher, und sie benahm sich mit dieser besonderen Unverschämtheit, die aus großem Schmerz entspringt.
    »Ich leide

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