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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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mit dir«, sagte ich zu ihr und zu ihnen allen.
    Sion ap Rhys zuckte die Achseln und starrte das lange Bündel auf dem Karren an, das sein ältester Sohn gewesen war. »Wir alle wußten, daß wir vielleicht sterben würden, wenn wir mit in diesen Krieg zögen, my Lady. Aber wir dachten, die Sache sei es wert.« Er nahm den Treiberstock auf. »Und Rhys hat mehr an euer Reich geglaubt als irgendeiner von uns. Einen großen Teil seines Lebens hat er eurem Reich gewidmet. Vielleicht ist es zum besten, daß er das Ergebnis nicht mehr sieht. Irgendwann müssen wir alle einmal sterben.«
    »Es ist nicht zum besten!« schrie Eivlin mit scharfer Stimme. »Im Gegenteil - wie kannst du solche Dinge sagen! Ein Mann, der seine drei Kinder vaterlos zurückläßt! Und die halten ihn für einen besseren Mann als den Kaiser von Britannien und warten noch immer darauf, daß er nach Hause kommt und ihnen Geschenke bringt - zum besten? Daß ein Mann wie meiner sterben mußte. ach, ochne!«
    Sion stellte den Stock hin und bedeckte einen Augenblick sein Gesicht. Dann senkte er die Hände und fuhr mit einer Hand durch sein Haar, wie auch sein Sohn das immer getan hatte. »Die Kinder haben noch immer ihre Sippe, meine Tochter. Und sie haben eine Mutter. Und sie hat ihre Kinder.«
    »Allerdings«, sagte Eivlin, die jetzt ruhiger geworden war. Aber sie schaute noch immer das Bündel hinten im Karren an.
    Dann blickte sie wieder zu mir auf und sah etwas in meinem Gesicht - ich weiß nicht was -, und sie sprang plötzlich vom Wagen und legte ihre Arme um mich. Etwas in meinem Herzen gab nach, und ich hielt sie ganz fest und biß mir auf die Zunge, damit ich nicht aufschrie. Einen Augenblick vergaß ich, daß ich Kaiserin und Herrin der Festung war, und wir waren nur noch zwei Frauen, die ihre geliebten Männer verloren hatten. Dann zog Eivlin sich zurück. »Ich muß mich um meine Kinder kümmern, my Lady«, flüsterte sie, »sonst bliebe ich. Denn du hast mir noch nicht vorgemacht, daß du nichts fühlst und nichts brauchst, was immer die anderen auch glauben. Gott schütze dich, my Lady.«
    »Auch dich, Cousine, und deine Kinder.«
    Eivlin ließ mich los, nickte, biß sich auf die Lippe, stieg wieder auf den Karren und setzte sich neben ihren Schwiegervater. Sion trieb die mißmutigen Ochsen an, und der Wagen schwankte langsam den Hügel hinunter, zum ruhigen Bauernland vom Dumnonia. Ich sah sie alle nie wieder.
    Und noch immer wartete ich.
    Ungefähr eineinhalb Wochen später schickte Sandde mir einen Boten aus Camlann. Er brachte weitere Vorräte und ein paar unwichtige Nachrichten. Die Neuigkeiten überraschten mich nicht, aber über den Boten wunderte ich mich, denn es war Taliesin, der
    Artus’ oberster Barde gewesen war und der manchmal mit der Reiterei gekämpft hatte. Taliesin hatte ich während dieses letzten Krieges die ganze Zeit weder gesehen, noch hatte ich von ihm gehört. Als er ankam und mir die Liste der Vorräte präsentierte, die er mitbrachte, da bat ich ihn in mein Haus. Als er da war, schenkte ich ihm Met ein.
    »Ich bin froh, dich gesund wiederzusehen«, sagte ich, während er am Met nippte. »Ich hatte angenommen, du wärst tot.«
    Er schnitt ein Gesicht und schüttelte den Kopf. »Aber nein. Ich war nur nicht in Camlann.«
    Er bot mir keine weitere Erklärung, das hatte er noch nie getan. Er war ein geheimnisvoller Mann, von dem niemand viel wußte, und er genoß es, sich noch geheimnisvoller zu machen.
    Gawain wenigstens war fest davon überzeugt gewesen, daß Taliesin aus der Anderwelt stammte und sich nur aus irgendeinem unbekannten persönlichen Grund auf der Erde aufhielt. Viele Leute andererseits hatten das gleiche von Gawain geglaubt.
    »So?« fragte ich, ungeduldig über seine Geheimnisse, »wo warst du denn?«
    Taliesin lächelte. Er akzeptierte schnell meine Ungeduld, aber seine Belustigung wirkte traurig. »Artus hat mich nach Norden zu Urien, dem König von Rheged geschickt, als er nach Gallien zog. Zuerst war ich Bote, aber nachher sollte ich Urien damit versöhnen, daß die Hälfte seiner Krieger außer Landes waren. Der Krieg zwischen Rheged und Ebrauc brach aus, während ich noch da war. Also bin ich im Norden geblieben, bis ich hörte, daß Artus zurück wäre. Vor zwei Tagen bin ich in Camlann angekommen.«
    »Du warst also im Norden - aber wann? Vor zwei Wochen? Was passiert dort oben?«
    Taliesin zuckte die Achseln. »Die aus Rheged überfallen Ebrauc, und Ebrauc plündert Rheged, und beide

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